Bundesliga

Vorsicht, VfB: Bitte Abstand halten



Mit einer Stunde Verspätung landete der Flieger mit dem VfB an Bord am Freitag in Stuttgart. Danach dauerte es noch fast noch einmal so lange, ehe Trainer Bruno Labbadia und Manager Fredi Bobic vor die wartenden Journalisten traten. Nach dem Aus im Europa-League-Achtelfinale gegen Lazio Rom hatte es anscheinend Redebedarf gegeben, womöglich sogar eine Krisensitzung? „Wenn’s was gab, gab’s was“, brummelte der Manager Fredi Bobic nur – und sah nicht gerade glücklich dabei aus.

Er war nicht einverstanden mit dem, was die VfB-Profis am Abend zuvor in Rom auf den Platz gebracht hatten. „Das hat mir nicht gefallen. Man muss doch erwarten können, dass jeder in so einem Spiel von der ersten bis zur letzten Minute voll da ist“, wetterte Bobic – und erhöhte vor dem wichtigen Spiel beim Tabellenfünften Eintracht Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky, Liga total) den Druck: „Ich erwarte, dass sich die Mannschaft zusammenreißt. Wir sind jetzt in der Pflicht.“

Dass die VfB-Profis nach dem 0:2 im Hinspiel das Wunder von Rom nicht vollbracht haben, konnte man ihnen nicht vorwerfen. Es war vielmehr die Art und Weise der Niederlage, die erschreckte. Vor allem in der ersten Hälfte hatte man nicht das Gefühl, dass sich die Jungs in den roten Trikots mit aller Macht gegen das drohende Aus stemmen. In der ersten Halbzeit spielten sie vielmehr wie ein heillos überforderter, unterklassiger Trainingspartner. Ein paar Alibischüsse aufs Tor, dafür große Lücken in der Abwehr und – wieder einmal – haarsträubende Fehler, die zu Gegentoren führten. Es schien, als hätten sich die Spieler bereits mit dem Aus angefreundet. Immerhin: Die Niederlage konnte ihnen dann auch keinen neuen Knacks versetzen. „Auf dem Papier waren wir ja schon vor dem Rückspiel ausgeschieden“, erklärte Innenverteidiger Georg Niedermeier, „deshalb sollte uns das nicht noch weiter runterziehen.“

Wenig spricht dafür, dass ab Sonntag alles gut wird

Das wäre auch fatal. Jetzt, wo Siege lebensnotwendig sind, wo die volle Konzentration der Bundesliga gelten muss. Noch scheint der Vorsprung des Tabellen-14. auf den FC Augsburg auf dem Relegationsplatz mit acht Punkten komfortabel. Zwei, drei VfB-Niederlagen mehr – dazu ein, zwei Erfolge von Augsburg oder 1899 Hoffenheim (19 Punkte, Platz 17) – und es könnte wieder richtig eng werden. Abstand halten, heißt deshalb die Devise. „Wir sind in einer schwierigen Situation, die noch schwieriger werden könnte“, warnte Bobic, „es muss jedem klar sein, dass wir punkten müssen.“

Dabei gibt es derzeit wenig, das dafür spricht, dass ab Sonntag alles gut wird. Fredi Bobic lobte zwar wieder einmal die Moral seiner Spieler, die sich nicht völlig aufgegeben hatten und zumindest den Anschlusstreffer durch Tamas Hajnal erzielten. Allerdings darf man dabei nicht verschweigen, dass es Lazio nach der Pause ruhig angehen ließ und nicht viel mehr machte, als den Vorsprung zu verwalten.

Es scheint aber zumindest so, als sei den Spielern die brenzlige Situation durchaus bewusst. „Wir müssen uns nun mit voller Kraft auf die Bundesliga konzentrieren – und auf jeden Fall in Frankfurt gewinnen. Wir dürfen nicht aufgeben“, sagte zum Beispiel Vedad Ibisevic. Und der in Rom wieder glücklose Stürmer ist sich auch sicher: „Wir können immer ein Tor schießen.“ Können alleine reicht aber nicht. Gegen Frankfurt müssen sie es auch machen. „Wir müssen uns belohnen“, sagte Bobic.

Labbadia: „Wir dürfen nicht nur die Tabellensituation berücksichtigen“

Erst fünfmal jubelte das Team in Weiß und Rot seit der Winterpause über einen Treffer – 15-mal freuten sich die Gegner. Mit mickrigen vier Punkten ist der VfB die schlechteste Rückrundenmannschaft, sogar Schlusslicht Greuther Fürth hat in diesem Jahr schon einen Zähler mehr gesammelt. Das Team hat also einiges gutzumachen, nicht nur, um die eigenen Fans wieder zu besänftigen. „Wir müssen die Tabellensituation berücksichtigen“, forderte Bruno Labbadia, „es geht aber zunächst darum, wieder ein gutes Bild abzugeben.“

Einen Vorteil könnte das Aus in der Europa League dabei haben. Der VfB tanzt ab sofort nur noch auf zwei Hochzeiten. Bis diese Erleichterung aber auch bei den Spielern ankommt, könnte es noch eine Weile dauern. „Auch nach dem Europa-League-Aus schütteln wir die Belastung der vergangenen Wochen nicht so einfach ab“, sagte Bruno Labbadia, der die schwere Aufgabe hat, seine müden Spieler bis Sonntag wieder fit zu machen. In der kommenden Woche pausiert dann zwar die Bundesliga, viele VfB-Profis sind aber mit ihren Nationalteams in der WM-Qualifikation (Freitag und Dienstag) am Ball. Erst danach beginnt für den VfB ein normaler Liga-Rhythmus – bis zum DFB-Pokal-Halbfinale gegen den SC Freiburg am 17. April.

Ausreden aber darf es künftig keine mehr geben. Jetzt zählen nur noch Siege.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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