Bundesliga

Zu Hause ist es am schönsten

Im Kalenderjahr 2017 ist der VfB Stuttgart daheim noch ungeschlagen: Auf diese Stärke setzen die Roten auch am Sonntag gegen den SC Freiburg. „Die Atmosphäre im eigenen Stadion macht etwas mit einem. Sie motiviert“, sagt Trainer Hannes Wolf.

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Im eigenen Stadion gab es für den VfB bisher viel zu jubeln.

Die beiden leidenschaftlichen Männer vor den Reservebänken in der Mercedes-Benz-Arena werden am Sonntag vom Anpfiff um 18 Uhr weg erbitterte Konkurrenten sein. Trotzdem ist es keine Frage, dass der VfB-Chefcoach Hannes Wolf durchaus etwas übrig hat für sein Freiburger Pendant Christian Streich: „Ich finde seine Art super. Er ist so, wie er spricht, maskiert sich nicht“, sagt Wolf über Streich, der wie er selbst seine Wurzeln als Trainer im Nachwuchsbereich eines Proficlubs hat: „Er steht für Werte, die auch über den Fußball hinaus gehen, wie etwa Arbeit und Respekt. Das gefällt mir.“

Auch im aktuellen Ligabetrieb existieren durchaus Parallelen zwischen Wolf und Streich. Gemeinsamkeiten allerdings, die keinem der beiden Vollbluttrainer schmecken dürften. Schließlich rangiert der Sportclub mit nur einem Punktgewinn beim 0:0 in Bremen sowie einer Tordifferenz von minus zwölf auf dem vorletzten Platz der Auswärtstabelle der Fußball-Bundesliga. Nur der VfB ist schlechter, der in der Fremde bei fünf Versuchen noch gar nichts auf die Habenseite schaffen konnte.

Hannes Wolf genießt die Unterstützung

Doch zum Glück ist am Sonntag ja wieder Heimspiel für den VfB – das findet auch Hannes Wolf. „Wenn wir in Stuttgart am Stadion vorfahren, dann fühlt sich das für uns dank der großen Unterstützung sehr gut an. Wir wissen, dass wieder knapp 60 000 Menschen ins Stadion kommen, von denen uns die allermeisten unterstützen. Das motiviert“, sagt Wolf zum Heim­effekt, der dem Verein für Bewegungsspiele gegen Mainz, Wolfsburg, Augsburg und Köln zehn Punkte eingebracht hat.

„Taktisch ändert es nichts, weil wir auch auswärts die gleiche Herangehensweise haben“, sagt der 36-jährige Coach zu dem Umstand, dass es für den VfB zu Hause einfach am schönsten ist. „Natürlich macht die Heimspielatmosphäre etwas mit einem. Wenn man mit einem Ort viele unmittelbar gute Erinnerungen verknüpft, schafft das Vertrauen in die eigene Qualität.“

Tatsächlich hat der VfB im gesamten Kalenderjahr im eigenen Stadion noch nicht verloren. Von seinen 13 Heimspielen im Jahr 2017 in der Fußballfestung im Neckarpark hat der Club zehn gewonnen, drei endeten Unentschieden. Das sind beachtliche Zahlen, die den geteilten zweiten Platz hinter dem Spitzenreiter Hoffenheim in der Heimtabelle der ersten Liga einbringen. Auch wenn man der Heimserie zugrunde legen muss, dass die Gegner im ersten Halbjahr zweitklassig waren – und nach dem Aufstieg die großen vier der Branche, also die Bayern, Leipzig, Dortmund und Hoffenheim, alle noch nicht beim VfB vorbeigeschaut haben.

„Wir legen alles rein, um diese Serie zu halten“, sagt Wolf vor dem Baden-Württemberg-Derby gegen Freiburg, das für den gebürtigen Bochumer seinen Reiz nicht aus der regionalen Rivalität, sondern aus der Tabelle zieht. „Das Ziel ist am Sonntag nicht, nicht zu verlieren. Sondern wir wollen möglichst gewinnen“, sagt der Trainer. „Es ist ein sehr, sehr wichtiges Spiel für die Mannschaft und den gesamten Verein.“

Der zwölfte Mann ist also wieder gefordert, soll gegen die Breisgauer als direktem Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib verhindert werden, dass der VfB erstmals in dieser Spielzeit in die Nähe der Abstiegsränge rutscht. Über mangelnde Un­terstützung kann sich der heimstarke VfB, der Fußballstolz der Schwaben vom Schurwald bis zum Bodensee, traditionell nicht beschweren. Mit einem Schnitt von bisher 54 392 Fans pro Partie liegen die Stuttgarter aktuell hinter dem BVB (80 830), dem FC Bayern (75 000) und Schalke 04 (61 159) auf dem vierten Platz der Zuschauertabelle.

Bei den Spielern werden positive Emotionen wach

Dabei sei die Anzahl der Besucher im Stadion gar nicht mal der entscheidende Punkt, findet der Psychologe Werner Mickler. „Dies ist mein Stadion, mein Zuhause, mein gewohntes Umfeld: Vor allem diese Faktoren wirken auf die Spieler motivierend“, erklärt Mickler, der die sportpsychologische Ausbildung für angehende Fußballlehrer in Köln leitet: „Der Spieler ruft die Situationen ab, die er mit Erfolg verbunden hat. Dabei werden positive Emotionen wach.“

Dazu kommt für das Heimspiel gegen Freiburg, dass beim 3:1 im Pokal in Lautern erstmals jeder der drei Offensivkräfte Chadrac Akolo, Daniel Ginczek und Simon Terodde traf. „Tore helfen extrem“, sagt Hannes Wolf, „bei dem Gefühl, dass du es mit dem Publikum im Rücken regeln kannst.“

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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