Länderspiele

Von Flug- bis Partymeilen



4 VfB Profis hoffen noch auf "das Beste der Welt": die WM-Teilnahme. Die Play-off-Geschichten von Alexandru Maxim, Karim Haggui, Arthur Boka und Marco Rojas.

Stuttgart, London, Los Angeles, Mexiko-Stadt, Los Angeles, Auckland, Wellington, Auckland, London, Stuttgart. 14 Tage, 6 Städte, 3 Kontinente. So viele Flugmeilen, wie Marco Rojas in dieser Länderspielpause sammelt, schaffen selbst Vielflieger wohl nur schwierig in 1 Jahr. Der VfB Profi überbrückt etwa 45.100 Kilometer Luftlinie – und hat dabei nur ein einziges Ziel: die WM in Brasilien. "Wir müssen wahrscheinlich 2 unserer besten Spiele machen."

Neuseeland trifft in den Play-offs auf Mexiko und der Offensivspieler auf den ehemaligen VfB Profi Maza. "Aufgrund der Höhenluft und der etwa 100.000 Zuschauer im Aztekenstadion wird es sicherlich nicht leicht", sagt Marco Rojas, "aber wenn du bei der WM gegen die besten Mannschaften der Welt spielen willst, musst du dir das auch verdienen – und das wäre der Fall, wenn wir Mexiko bezwingen." Leicht wird dieses Vorhaben freilich nicht, immerhin sind die Mexikaner besonders heiß auf die WM auf dem eigenen Kontinent. Trotz einer bislang schwachen Qualifikation gelten die Spieler des neuen Nationaltrainers Miguel Herrera gegen Neuseeland als Favorit, doch die "All Whites", wie das neuseeländische Nationalteam genannt wird, brauchen sich keineswegs verstecken. 6 Siege in 6 Qualifikationspartien in Ozeanien sprechen für sich.

"Jeder weiß, dass es schwierige Spiele werden, aber jeder freut sich darauf", sagt Marco Rojas, der noch an keiner WM-Endrunde mit der A-Nationalmannschaft teilgenommen hat. "Wir müssen auch in das Hinspiel mit einer Siegermentalität reingehen, denn es wird noch schwieriger, wenn wir uns keine gute Ausganssituation für das Rückspiel verschaffen." Er ist aktuell übrigens ein gefragter Interviewpartner in Mexiko, schließlich beherrscht er dank seines chilenischen Vaters die spanische Sprache perfekt und muss sich daher sogar von Bodyguards aushelfen lassen. Gesundheitlich geht es dem VfB Neuzugang indes wieder so gut, dass er einsatzbereit ist für dieses "sehr aufregende Abenteuer". "Wir können den Fußball in Neuseeland noch populärer machen, wenn wir uns für die WM qualifizieren. Aber ich denke, dass die Sportart bei den Kindern schon jetzt sehr beliebt ist", sagt der 22-Jährige aus der Rugby-Nation, die aber schon länger auch im Fußball auf sich aufmerksam macht. Schließlich scheiterte die Auswahl bei der vergangenen WM in Südafrika zwar in der Gruppenphase, allerdings blieb sie ungeschlagen.

Arthur Boka ist verletzt, aber zuversichtlich

Ungeschlagen waren die Fußballer der Elfenbeinküste in der Endrunde vor 3 Jahren nicht, die Ivorer bekamen es allerdings mit Brasilien und Portugal zu tun. Aus 3 Gruppenspielen resultierten 1 Sieg, 1 Niederlage und 1 Remis, was Rang 3 und damit das Ausscheiden bedeutete. Dennoch hat Arthur Boka das Turnier genossen. "Wir wissen, was bei einer WM abgeht, das erlebt man nicht so oft", sagt der VfB Außenverteidiger. "Daher wäre ich froh über eine weitere Teilnahme." Auch die jungen Spieler im Team wollten an solch einem Großereignis teilnehmen und würden daher alles geben, um dorthin zu fahren. Im Hinspiel zu Hause gegen den Senegal hat das schon einmal gut geklappt, und die Elfenbeinküste siegte mit 3:1.

Nun steigt bald das Rückspiel, allerdings in Marokko, weil der Senegal noch eine Strafe verbüßt und nicht daheim antreten darf. "Normalerweise schaffen wir das", sagt Arthur Boka, "wir gehen in die Partie und werden unser Spiel machen." Sicherlich werde es nicht leicht, aber die Ivorer würden auf Sieg spielen. Denn es soll keinen Zweifel am Ziel geben: "Ich will unbedingt in Brasilien dabei sein, solch eine Chance bekommt man schließlich nur selten." Wobei das Turnier 2014 für den 30-Jährigen bereits die 3. WM-Teilnahme wäre – nach Deutschland 2006 und Südafrika 2010. Damit es soweit kommt, muss er sich nun aber auf seine Mannschaftskollegen verlassen, denn Arthur Boka kann aufgrund seiner Muskelverletzung leider nicht mitwirken.

Das kann aber Karim Haggui, der im afrikanischen Play-off-Hinspiel des tunesischen Nationalteams gegen Kamerun noch gelbgesperrt gefehlt hat. In dieser Partie trennten sich die Teams in der Heimat des VfB Innenverteidigers torlos, und Ruud Krol debütierte als tunesischer Nationaltrainer. Karim Haggui hat mit dem Niederländer nach seiner Ernennung telefoniert und wird nun erstmals unter ihm im Nationaltrikot ein Spiel bestreiten, wenn der 29-Jährige in Yaounde auflaufen sollte. "Das ist ein Entscheidungsspiel und die wichtigste Partie der vergangenen 8 Jahre", sagt er und beziffert die Chancen für die Qualifikation auf "50:50".

Der Druck sei für die Kameruner größer, weil sie daheim antreten, und das Publikum sei zwar ein Vorteil, die Stimmung könne aber in Afrika "schnell kippen". So oder so werde es eine schwierige Aufgabe, denn die von Volker Finke trainierte Mannschaft verfügt über "einige Topspieler und hat eine riesige Qualität". Karim Haggui, der schon bei der Weltmeisterschaft in Deutschland dabei war, wird sich jedenfalls voll reinhängen. Denn "Brasilien wäre für meine Karriere noch ein großes Geschenk, und für Tunesien wäre es eine sehr gute Leistung, wenn wir seit 2006 von 3 möglichen WM-Turnieren 2 spielen würden".

Wie eine Familie auftreten

Eine sehr gute Leistung haben Alexandru Maxim und seine rumänischen Nationalmannschaftskollegen bereits in der bisherigen WM-Qualifikation vollbracht. Schließlich mussten sie in der europäischen Gruppe D mit den Niederlanden, Ungarn, der Türkei, Estland und Andorra am Ende in der Tabelle nur dem deutschen Nachbarland den Vortritt lassen und qualifizierten sich somit für die Play-offs. "Viele dachten, dass wir keine Chance hätten, und nun sind wir 2. geworden", sagt der VfB Profi. "Gegen Griechenland werden es 2 schwierige Spiele, aber warum sollten wir es nicht schaffen." Der Dribbelkünstler ist Teil eines Teams aus vielen jungen Spielern. "Wenn wir mit unserem Alter bei einer WM dabei sein könnten, dann wäre das fantastisch", sagt der 23-Jährige.

Die Rumänen lechzen danach, schließlich waren die vergangenen Jahre der Fußballnationalmannschaft nicht mit großen Erfolgen gespickt. Die bislang letzte Teilnahme an einer Weltmeisterschaftsendrunde datiert aus dem Jahr 1998, 2008 waren die Rumänen immerhin bei der EM dabei. Dennoch: "Das gesamte Land wartet auf diese beiden Spiele, alle in Rumänien sprechen darüber." Viele rechneten Alexandru Maxim und Co. nun auch Chancen aus. "Es ist nicht wichtig, wie wir spielen oder wer spielt. Das Wichtigste ist, dass wir uns qualifizieren", sagt der Dribbelkünstler und ergänzt: "Wenn wir wie eine Familie auf den Platz gehen, uns gegenseitig helfen und stark spielen, dann haben wir gute Chancen, zur WM zu kommen. Da bin ich mir zu 100 Prozent sicher."

Genauso sicher ist er sich bei der Einschätzung der Folgen einer Qualifikation: "Alle Rumänen werden dann auf den Straßen sein, keiner wird schlafen, alle werden feiern – auch wir Spieler." Noch Tage nach dem entscheidenden Rückspiel in Bukarest würden die "Leute verrückt sein". Daran könne er sich noch von früheren erfolgreichen Entscheidungsspielen erinnern. Alexandru Maxim träumt natürlich von einer Teilnahme in Brasilien 2014 und sagt trotz der Fokussierung auf die beiden Play-off-Partien mit einem Schmunzeln: "Es würde für uns wohl schwierig sein, die WM zu gewinnen, aber allein dabei zu werden, ist für einen Fußballer das Beste auf der Welt" – und da würden ihn mit Sicherheit auch die etwa 10.000 Flugkilometer nicht stören.

Quelle: vfb.de


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