2. Liga

Dresden behält im Duell der Systeme die Oberhand

Der VfB Stuttgart geht bei Dynamo Dresden komplett unter. Unser Taktikblogger Jonas Bischofberger kennt die Gründe dafür.



Im Duell der 4-1-4-1-Systeme behalten die flexibleren und wacheren Dresdener die Oberhand.

–Dresden defensiv stabil und flexibel

–unrundes Offensivspiel beim VfB

–Mané als Mittelstürmer ohne Effekt

–Stuttgart auch nach der Pause unruhig

Beide Mannschaften starteten mit einem ähnlichen Plan ins Spiel: Ein 4-1-4-1-Mittelfeldpressing sollte den Gegner vom eigenen Tor fernhalten, während man selbst über geduldiges Aufbauspiel nach Lücken sucht. Der VfB begann sein Pressing zwar einige Meter weiter vorne als Dynamo, war aber gegen den Ball insgesamt die schwächere Mannschaft. Die offensive Viererreihe spielte recht hoch, sodass die Abstände in der Vertikalen manchmal zu groß wurden und Hosogai eine Menge Raum allein abdecken musste. Außerdem klebten die Spieler zu sehr auf ihren Positionen; das Pressing wurde bisweilen starr.

Dresden wirkt viel flexibler



Uwe Neuhaus’ Dresdener wirkten da kohärenter und flexibler. Die fünf Mittelfeldspieler bewegten sich nicht nur viel, sondern waren auch sehr aufmerksam und achteten auf gute Abstände zueinander. Wenn ein Spieler seine Position verlassen musste, um Druck zu machen oder einen Gegenspieler zu verfolgen, reagierten die Mitspieler sofort und schlossen den entstandenen Freiraum. Das 4-1-4-1 mit seinen vier Linien und zahlreichen Dreiecken war dafür genau die richtige Formation. Gleichzeitig standen sie etwas tiefer als der VfB; falls Dresden aber mal weiter vorne Druck machen wollte, schoben sie konsequent ins Angriffspressing und stellten Langerak die Optionen zu.
Unpassende Rolle für Mané

Gegen die gut aufgelegte Defensive der Sachsen fehlten dem VfB die Mittel. Im Spielaufbau ließen sich Zimmermann und Hosogai nicht weit genug zurückfallen, um von den gegnerischen Achtern wegzukommen. Vor allem Zimmermann kam mit dem folgenden Dauerdruck nicht gut zurecht. Weiter vorne fehlte es den Stuttgartern an Aktivität, Verbindung und einem kühlen Kopf. Oftmals versuchte man, mehrere Spieler auf eine Seite zu ziehen, um dort zu überladen. Dresden schnürte diese Ansätze aber gut ein und rückte kompakt auf den Flügel nach. Zu oft versuchte es der VfB dann mit dem Kopf durch die Wand; es fehlten schnelle Verlagerungen, egal ob direkt oder indirekt über einen kurzen Rückpass.

Ein weiteres Problem war, dass die Offensivspieler kaum einmal sinnvoll zueinander fanden. Die Stuttgarter machten immer wieder Fehler in ihren Bewegungen und blockierten sich selbst, anstatt Synergien zu schaffen. Mit am auffälligsten war das bei Carlos Mané, der als Mittelstürmer ziemlich in der Luft hing. Als Dribbler ist er es gewohnt, mit dem Gesicht zum Tor zu agieren. So war es nicht verwunderlich, dass er in seiner Rolle als klassischer Neuner überhaupt nicht zurecht kam. Da auch Gentner eher ein Mann für die Überraschungsmomente als für dauerhafte Präsenz ist, fehlten der Offensive komplett die Fixpunkte.

Zweite Halbzeit

Und doch war Stuttgart lange Zeit nicht so unterlegen, wie es das Ergebnis nahelegt. Die ersten drei Tore fielen in einer hektischen Phase kurz vor der Pause und hatten mit der Taktik wenig zu tun. Bis dahin war es ein ausgeglichenes Spiel gewesen, in dem keine der beiden Mannschaften so richtig an der anderen vorbeikam. In der zweiten Halbzeit waren die Rollen dann natürlich klar verteilt. Der VfB probierte noch mal alles, Dresden konterte. Die beiden Einwechslungen konnten die Offensivprobleme des VfB allerdings nicht lösen. Mit Asano übernahm ein Spieler die Mittelstürmerposition, der vor allem in die Tiefe geht und den letzten Pass bekommen will, anstatt die Angriffe mit zu gestalten. Auch Özcan trat nicht als Verbindungsspieler in Erscheinung.

Stuttgart bestritt die zweite Hälfte mit dem 0:3-Rückstand im Nacken viel zu hektisch und hatte darüber hinaus die gleichen Probleme wie vor der Pause. Dresden blieb dadurch im Spiel und konnte die mittlerweile größeren Räume im Mittelfeld anvisieren. Gegen das dauerhafte Angriffspressing des VfB ballten sie sich im Zentrum und schlugen lange Bälle auf den robusten Kutschke. In der 74. Minute umspielte Torwart Schwäbe das Stuttgarter Pressing mit einem präzisen langen Ball; einen Doppelpass später stand es 4:0. Wenig später legten sie das 5:0 per Konter nach.

Fazit

Vieles war anders als beim furiosen 4:0-Sieg gegen Fürth. Kein Momentum durch eine frühe Führung, auswärts statt zu Hause und ein wesentlich aktiverer Gegner mit gutem Pressing. Gerade die Räume im defensiven Mittelfeld, in denen sich der VfB vor zwei Wochen noch munter austoben durfte, schloss Dresden mustergültig. Das verbesserte Aufbauspiel kam dadurch kaum zum Tragen, während das unzureichende offensive Kombinationsspiel in den Vordergrund rückte. Daran gilt es in den nächsten Tagen zu arbeiten.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]