Kandidat Bernd Wahler

Neue Sponsoren für den VfB Stuttgart begeistern


Man muss besser sein als andere – das Motto von Bernd Wahler, Präsidentschaftskandidat
beim VfB Stuttgart

Sein Wahlspruch lautet: Man muss besser sein als andere – oder anders. „Ich stecke in keiner Schablone“, sagt Bernd Wahler (55), der nächsten Montag Präsident des VfB Stuttgart werden will.

Herr Wahler, Sie sind beruflich weltweit herumgekommen, Sie arbeiten in Herzogenaurach, wohnen in Heidelberg, und Ihre Wurzeln liegen in Schnait. Was ist Heimat für Sie?
Dadurch, dass ich auch lange im Ausland gelebt habe, stelle ich fest: Heimat wird mir zunehmend wichtiger. Irgendwann saß ich mit meiner Familie in Amerika, und es ging um die Frage, ob ich bei Adidas um drei Jahre verlängere. Da kamen Themen auf wie: Wir vermissen einen Marktplatz. Oder Pflastersteine, so blöd das klingen mag. Ich meine, Laugenbrezeln bekomme ich heute überall auf der Welt, aber andere Dinge eben nicht.

Bei Besenwirtschaften ist das schwieriger.
Das stimmt. Höchstens in Wien findet man so etwas, mit den Heurigen-Lokalen. Aber ganz generell geht es beim Thema Heimat mehr um Menschen. Und um Bilder, die Emotionen wecken.

Hat der Aspekt Heimat auch eine Entscheidung gespielt bei Ihrer Kandidatur?
Der erste Grund waren der VfB und die Begeisterung für den Verein. Zweitrangig hat er sicher eine Rolle gespielt. Schauen Sie, meine Mutter wird 83 Jahre alt. Mit ihr mehr Zeit zu erleben wäre toll. Mein Bruder wohnt auch hier. Mit Freunden haben wir uns zweimal im Jahr getroffen. (Schmunzelt) Künftig könnten wir dann auch mal unter der Woche ein Viertele trinken.

Ihr Lebenslauf scheint makellos. Wovon haben Sie sich beruflich leiten lassen?
Ich hatte auch Riesenglück. Im Elternhaus habe ich früh gelernt, dass man arbeiten muss. Wenn man dabei Spaß hat, macht es die Sache leichter. Mein Papa ist manchmal im Weinberg gestanden und hat gerufen: Der Weinbau ist eine Lust!

Das ist wahre Begeisterung!
(Lacht) Ja, das war sein Satz. So eine Begeisterung zu spüren ist ansteckend.

Was hat Sie noch geprägt?
Mir wurde in der Ausbildung gesagt: Um erfolgreich zu sein, muss man besser sein als andere – oder anders. Ob man besser ist, weiß man nicht, natürlich habe ich es versucht. Aber ich habe mir auch gesagt: Du musst schauen, dass du anders bist, dass du dich von anderen unterscheidest.

Das bedeutet?
Ich konnte meistens ich selbst sein. Dieses Gefühl habe ich auch beim VfB. Hier muss ich mich nicht verstellen. Ich stecke in keiner Schablone drin. Dadurch, dass ich ich selbst sein kann, bin ich schon anders. Aber ich will nicht partout anders sein. Mir gefällt auch die Musik, die in der Hitparade läuft.

Was reizt Sie am Präsidentenamt?
Für mich ist das eine Herzenssache. Und beruflich ist es auch toll. Der VfB ist eine tolle Marke, und das Produkt ist der Fußball, mit dem ich mich lange beschäftigt habe. Diese Kombination ist eine tolle Herausforderung.

Ihre Kandidatur stößt auf ein überwiegend positives Echo, obwohl die Fans Sie bisher nicht kannten. Überrascht?
Es hat mich schon sehr gefreut, aber ich hatte auch ein wenig Bammel. Die Messe wird ja erst am Montag gelesen. (Lacht) Wenn es so weit ist, trinke ich ein Viertele darauf.

Die Erwartungen an Sie sind groß.
Mir geht es viel zu sehr um mich und meine Person. Mir wäre es lieber, wir reden über „wir“ und „uns“. Dieser öffentliche Hype ist neu für mich. Ich war oft dabei, wenn ein Lionel Messi oder andere gefeiert wurden. Aber da stand ich daneben. Jetzt liegt der Fokus auf mir. Darüber hätte ich mich als Fußballer gefreut, aber jetzt ist es etwas anderes.

Was erzählen Sie den Mitgliedern am Montag?
Ich habe kein detailliertes Programm. Ich werde sicher inhaltlich etwas mehr sagen als bisher, aber ich meine das ernst: Ich will den Leuten zunächst zuhören und die Themen und Ideen dann mit dem Team erarbeiten und umsetzen. Mein Bestreben ist, gemeinsam Visionen zu entwickeln. Es soll keinen Plan Wahler geben, sondern einen Plan VfB.

Denken Sie nicht, dass die Mitglieder Genaueres zu bestimmten Themen erwarten?
Das kann schon sein. Aber wenn nur das von der Mehrheit gewünscht wird, dann werde ich – was außerordentlich schade wäre – vielleicht nicht gewählt. Denn das bin nicht ich.

Ein großes Thema beim VfB war und ist die Mitarbeiterführung. Welchen Stil pflegen Sie?
Ich bin ein Teamplayer, das ist für mich etwas Natürliches. Wenn man Dinge gemeinsam macht, wächst man schneller über sich hinaus, im Sport und im Job. Außerdem . . .

. . . ja bitte!
Je älter ich werde, umso mehr Spaß habe ich daran, Menschen weiterzuentwickeln, damit sie wachsen und besser werden. Irgendwann werden dann Entscheidungen von mir erwartet, davor scheue ich mich nicht. Aber wichtig ist, dass zuvor Entscheidungsgrundlagen geschaffen werden. Einsame Entscheidungen mag ich nicht. Es wächst ja auch etwas, wenn man unterschiedliche Meinungen hat. Das fördere ich.

Der VfB hat im Sponsorenbereich gerade zwei Millionen Euro eingebüßt. Dabei muss der Verein in diesem Bereich eher zulegen.
Das sehe ich auch so. Sport, Wirtschaft und Image oder Marke müssen beim VfB einen annähernd gleich großen Stellenwert haben. Um nachhaltig sportlichen Erfolg zu haben, muss eine wirtschaftliche Basis da sein. Aus beiden entwickelt sich eine Marke. Mit Sicherheit gibt es rund um den VfB ein Potenzial an Sponsoren, das wir zusätzlich nutzen können. Und die wollen wir für den VfB begeistern. Da haben wir im Vergleich zu anderen Vereinen tolle Voraussetzungen in Stuttgart. In diesem Dreiecksverhältnis aus Sport, Wirtschaft und Markenbildung wird mal der eine Bereich etwas vorinvestieren und der andere nachliefern.

Das schließt gewisse Risiken ein?
Wir sind Schwaben, da gilt der Grundsatz: Nicht mehr ausgeben, als man einnimmt. Aber das kann man ja auch auf einen längeren Zeitraum sehen. Der VfB hat zum Beispiel ja auch schon vor der anstehenden Saison neue Spieler gekauft, bevor andere verkauft waren. Das ist kalkuliertes Risiko.

Bei Adidas sind Sie für das Thema Innovation zuständig. Was bedeutet das für den VfB?
Innovation sollte zunächst etwas Besseres sein als das, was es bisher gab. Das kann ein Produkt sein, ein Service oder ein Erlebnis. Der VfB muss noch mehr zum Erlebnis werden. Wir müssen den Verein frischer und lebendiger machen. Das kann den Jugendbereich betreffen, die Mitarbeiterführung oder das Spiel auf dem Platz.

Und auch die Clubstruktur? Die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung ist überfällig.
Diesem Thema stehe ich offen gegenüber. Die Aufgabe des Vorstands ist es dann, Vor-und Nachteile darzulegen und eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Es passiert hier aber nichts, ohne dass die Mitglieder darüber entscheiden. Das setzt auch einen genauen Zeitplan voraus.

Hand aufs Herz: Was wäre für Sie am Montag ein akzeptables Wahlergebnis?
51 Prozent wären super, dann wäre ich Präsident, dann hätte sich dieser Traum erfüllt. Danach würde ich darum kämpfen, dass die anderen 49 Prozent verstehen, dass ich ihre Stimmen verdient habe, sollte ich für eine zweite Amtsperiode kandidieren.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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