Bundesliga

"Der VfB wird wieder hochkommen"



Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler sprach im Interview mit www.vfb.de über den Werksklub, über den VfB und über seinen schlimmsten Auftritt in Stuttgart.

Herr Völler, Tante Käthe war und ist Ihr Spitzname, ein langgezogenes Ruuuuuuuuudi riefen die Fans in den Stadien, wenn Sie am Ball waren. Zudem sangen sie "Es gibt nur ein'n Rudi Völler" zur Melodie von Guantanamera. Was denken Sie über all das?
Rudi Völler: "Das freut mich natürlich, aber ich kann das gut einschätzen und damit umgehen. In gewisser Weise bestätigt das ja auch wenig die vergangenen 20 bis 30 Jahre. Es freut mich jedenfalls, dass ich meist nett und freundlich angesprochen werde."

Mittlerweile sind Sie nach einer erfolgreichen Karriere Sportdirektor von Bayer Leverkusen und waren am Donnerstag beim 1:0-Sieg in Trondheim in der Europa League mit dabei. Nach dem 0:0 gegen Charkow im ersten Spiel dominierte Bayer in Norwegen, gewann aber letztlich knapp. Was muss besser werden?
Rudi Völler: "Erst einmal muss man sagen, dass man solche Gegner nicht mit links besiegst. Das war ja auch beim VfB oder bei Gladbach zu sehen. Trondheim hat ähnlich wie Molde gut organisiert gespielt. Wir waren den Tick besser und hatten mehr Chancen. Es sind dann Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden."

Sie haben es angesprochen, Bayer und der VfB waren beide international und zudem jeweils in Norwegen aktiv. Somit sind die Reisestrapazen vergleichbar. Wie wichtig ist denn dann das Ergebnis einer Europa-League-Partie für das kommende Bundesliga-Spiel – auch in Bezug auf die Psyche?
Rudi Völler: "Das darf man nicht überbewerten, schließlich sind es zwei verschiedene Wettbewerbe. Der VfB hat zum Beispiel sein vergangenes Bundesliga-Spiel gewonnen, das ist wichtiger. Für uns läuft es in der Liga gerade ganz gut, wir haben jetzt Fuß gefasst, und auch in der Europa League nun eine Basis geschaffen. Das hilft, gerade weil man in den englischen Wochen viel rotieren muss, da hat der Trainer auch unsere vollste Unterstützung."

In der Liga hat Bayer bislang gegen den Tabellen-Zweiten und -Dritten verloren, nun aber sieben Punkte aus den vergangenen drei Spielen geholt. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Rudi Völler: "Aufgrund der vergangenen 14 Tage ist die Situation ein bisschen angenehmer, was die Tabelle anbelangt. Fußballerisch haben wir Akzente gesetzt. Nur gegen Dortmund war es eine große Enttäuschung. Insgesamt ist die Leistung ganz ordentlich, wir flippen nicht aus, sind auch nicht riesig enttäuscht. Aber es ist noch Luft nach oben."

Was zeichnet Bayer in diesem Jahr aus?
Rudi Völler: "Es ist unser Konzept, erfolgreichen und attraktiven Fußball zu spielen. Das machen wir schon länger so – mit Höhen und Tiefen. Das haben wir auch in dieser Saison angedeutet, aber wir können das noch besser. Realistisch optimistisch eingeschätzt werden Bayern und Dortmund die Meisterschaft unter sich ausmachen. Wir wollen zu den fünf bis sechs Teams gehören, die um die internationalen Plätze kämpfen. Mit Schalke, Hamburg, Bremen, Wolfsburg, derzeit Frankfurt und auch dem VfB. Die Stuttgarter werden wieder hochkommen."

Leverkusens Teamchef Sami Hyypiä wird am Spieltag 39 Jahre alt, an diesem Freitag feiert Sascha Lewandowski seinen 41. Geburtstag. Hängt sich die Mannschaft da vielleicht besonders rein, oder spielt so etwas im Profifußball keine Rolle?
Rudi Völler: "Wer es glaubt, wird selig. Das ist eine schöne Randerscheinung, aber das beeinflusst die Mannschaft nicht."

Der VfB ist Bayers Lieblingsgegner, gegen kein anderes Team errang Leverkusen so viele Siege, in Stuttgart sogar 13.Gegen keine andere Mannschaft schaffte Leverkusen auswärts einen zweistelligen Wert. Woran könnte das liegen?
Rudi Völler: "Wahrscheinlich ist das eine späte Rache, denn eine meiner schlimmsten Niederlagen hatte ich in Stuttgart, als wir 1986 die Meisterschaft vergeigt haben, weil wir am letzten Spieltag mit 1:2 beim VfB verloren. Ein Unentschieden hätte gereicht. Aber Spaß beiseite. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Solche Serien gibt es immer mal wieder, aber letztendlich wird immer die Tagesform entscheiden."

Inwiefern sind Sie vom holprigen Saisonstart des VfB überrascht?
Rudi Völler: "Stuttgart hat ein schwieriges Programm gehabt, gerade weil der VfB so früh auf einen sehr gut aufgelegten FC Bayern getroffen ist. In der aktuellen Verfassung der Münchner kann man einen Erfolg dort schon gleich mal abschreiben. Dann hatten sie noch ein paar andere schwierige Spiele, und dann darf man auch nicht die Belastung der englischen Wochen vergessen. Das haben wir auch hier in Leverkusen erlebt, da kommt dann schnell Druck auf, und die Nervosität steigt. Wir haben nach unserem holprigen Start in der englischen Bundesliga-Woche gepunktet, das war wichtig. Aber das ist derzeit nicht das wahre Gesicht des VfB, da steckt mehr Potenzial in der Mannschaft. Dessen sind wir uns bewusst, deshalb wird es ein ganz schwieriges Spiel."

Wie sehen Sie den VfB, warum klappt es bislang noch nicht so gut wie in der vergangenen Rückrunde?
Rudi Völler: "Manchmal haben auch Einzelspieler nicht die Form von früher. Das kann sich aber schnell wieder ändern. Ich persönlich hoffe jedenfalls, dass der VfB wieder aus diesem Tief rauskommt – nach Sonntag." (lacht)

Leverkusen will den Anschluss zur Spitze halten, der VfB unten rauskommen. Was bedeutet das für die Begegnung am Sonntag?
Rudi Völler: "Ich freue mich auf das Duell, die Mercedes-Benz Arena ist ein tolles Stadion mit einer tollen Atmosphäre. Es macht Spaß, dort zu spielen. Außerdem freue ich mich, Fredi Bobic und Bruno Labbadia zu treffen und kurz mit ihnen zu quatschen. Ich bin mir sicher, dass es vor einer tollen Kulisse ein offener Schlagabtausch wird."

Quelle: vfb.de


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