VfB-Teammanager Schäfer

„Die Situation ist prekär“

Der VfB-Teammanager Günther Schäfer spricht über den Kampf gegen den Abstieg und die Chancen in den letzten vier Saisonspielen.


Stuttgarts Teammanager Günther Schäfer will „positive Energien“ mobilisieren.

Die Begrüßung fällt herzlich aus. Günther Schäfer (53) lacht. Damit lebt er vor, was er jetzt von allen beim VfB erwartet: Optimismus zeigen.

Herr Schäfer, wissen Sie noch, was Sie am 13. Februar gegen 17.30 Uhr gedacht haben?
Hmh, da muss ich mal kurz überlegen. Haben wir da in Frankfurt gewonnen?

Fast. Frankfurt war am 6. Februar. Am 13. Februar gab es ein 2:0 gegen Hertha BSC – es war der fünfte VfB-Bundesligasieg nacheinander. Alles prima, konnte man meinen.
Ja, ich kann mich noch gut an dieses Spiel erinnern. Es stand lange 0:0, aber wir haben nicht lockergelassen und so den Sieg erzwungen. Mit viel Leidenschaft, Herz, und Einsatz.

In den nach dem 13. Februar folgenden neun Begegnungen gab es dann aber nur noch einen Sieg (gegen Hoffenheim). Warum?
Mir würden da vielleicht schon ein paar Gründe einfallen, aber darüber können wir uns vielleicht nach der Saison unterhalten, nicht jetzt. Es stehen noch vier Spiele auf dem Programm, in denen insgesamt zwölf Punkte zu vergeben sind. Diese zwölf Punkte wollen wir. Wir schaffen den Klassenerhalt. Das ist meine volle Überzeugung – und nur das zählt in diesem Moment.

Kann der VfB nach der schwachen Vorstellung beim 0:1 zuletzt in Augsburg wirklich einfach zur Tagesordnung übergehen?
Das tun wir ja nicht. Der Auftritt in Augsburg war weit weg von dem, was wir uns vorstellen. Trainer und Mannschaft haben die Defizite analysiert und ihre Schlüsse daraus gezogen. Und wissen Sie, was dabei das Positivste für mich gewesen ist?

Nein.
Dass die Spieler durch die Bank sehr selbstkritisch waren. Sie haben nichts unter den Teppich gekehrt. Außerdem kamen von ihnen auch Impulse, die mir zeigen, dass sie alles andere als gleichgültig sind.

Wenn diese Impulse früher gekommen wären, hätte sich das Team den erneuten Kampf gegen den Abstieg eventuell erspart.
Es ist jetzt eben so, wie es ist. Dieser Realität müssen wir uns stellen. Wir haben uns in eine Situation gebracht, die schwierig, ja sogar prekär ist. Aus dieser Situation müssen wir uns befreien – und das schaffen wir am besten, wenn wir nach vorne schauen.

Worauf kommt es in der nahen Zukunft an?
Wir liegen einerseits zwar nur noch zwei Punkte vor Werder Bremen und dem Relegationsplatz, doch andererseits liegen wir eben auch zwei Punkte vor Bremen und haben es selbst in der Hand. Das ist psychologisch ein Vorteil – was jeder Einzelne im Club verinnerlichen und transportieren muss, der Platzwart genauso wie die Mitarbeiter aus dem Marketing oder der Presseabteilung, einfach alle.

Letztlich muss es aber das Team richten.
Es ist klar, dass die Spieler die Hauptverantwortung und die Hauptlast tragen. Sie stehen an der Front. Entscheidend wird dabei sein, wie sie das annehmen, was der Trainer vorgibt. Aber unabhängig davon müssen wir auch alle anderen Kräfte bündeln und dürfen nicht anfangen zu spalten. Da muss ein Rad ins andere greifen.

Kaum einer ist näher dran am Team als Sie. Fehlt den Spielern die Siegermentalität?
Auf gar keinen Fall.

Es heißt aber auch intern, dass die Spieler oft zu schnell mit zu wenig zufrieden sind.

Wie Sie richtig gesagt haben, bin ich nah dran – vermutlich näher als diejenigen, die solche Dinge behaupten. Ich sehe, wie sich die Spieler jeden Tag im Training reinhängen. An der Einstellung liegt es nicht. Sie verhalten sich absolut professionell.

Dennoch haben viele Fans ein schlechtes Gefühl, was das Saisonfinale betrifft.
Ich verstehe diese Leute. Sie leiden. Aber wir brauchen ihre Unterstützung.

Die Fans werden kaum genügen. Was muss noch passieren, um in der Liga zu bleiben?
Jeder im Verein steht in der Pflicht, alles dem Erfolg unterzuordnen. Da darf keiner morgens zur Tür reinkommen und jammern, wie schlecht es läuft. Vielmehr muss jeder positiv denken und positive Energien aussenden.

Vor einem Jahr ist es im Endspurt gelungen, diese Aufbruchstimmung zu erzeugen.
Damals habe ich vor den letzten vier Spielen dasselbe gesagt wie heute: Es sind noch zwölf Punkte zu vergeben – die holen wir.

Reden Sie so auch mit den Spielern?
Selbstverständlich.

Welche Rolle besetzt der Trainer Jürgen Kramny in diesem Prozess?
Eine ganz wichtige. Ich kenne ihn schon lange. Er macht einen hervorragenden Job – und wird das auch künftig bei uns tun.

In der Rückrundentabelle belegt der VfB ja auch immer noch den siebten Platz.
Das hört sich schön an, doch diese Tabelle interessiert mich nicht. Wir stehen da, wo wir stehen – auf Rang 15. In diese Lage haben wir uns hineinmanövriert, und jetzt müssen wir wieder rauskommen.

Wie klappt das?
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nur funktioniert, wenn jeder seine Stärken für den mannschaftlichen Erfolg einbringt. 1984 und 1992 wurden wir auch nicht Meister, weil wir die besten Einzelspieler hatten, sondern weil wir geschlossen aufgetreten sind. Darauf sollte sich auch jetzt jeder konzentrieren. Dann gelingt die Wende.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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