Bundesliga

Junge Hüpfer und alte Hasen

Der VfB Stuttgart sucht im Rahmen der Kaderplanung auch nach Toptalenten. Sie zu finden, ist alles andere als einfach.

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Jung und gut: Santiago Ascacibar (re.) gehört zu den besten jungen Spielern beim VfB Stuttgart.

Es ist ein Leichtes, sich immer diejenige Mannschaft in der Fußball-Bundesliga herauszusuchen, die guten und erfolgreichen Fußball spielt – und sie sich zum Vorbild zu nehmen. Das Problem dabei: Im dümmsten Fall hat man alle paar Monate einen anderen Club zum Ideal erkoren. Und manch ein Kontrahent aus der Liga taugt von vorneherein nicht als Blaupause für die eigene Entwicklung.

Wenn der FC Bayern seinen Kader zusammenstellt, hat das zum Beispiel recht wenig mit den Realitäten beim VfB Stuttgart zu tun. Allerdings: Hinter dem Meister gibt es durchaus Beispiele, an denen sich der Aufsteiger orientieren könnte – schließlich will der Club mittelfristig ja wieder zur Riege derer gehören, die um die vorderen Plätze konkurrieren. Und damit auch mit Bayer Leverkusen. Die Werkself spielte am Montagabend bei RB Leipzig um Punkte – und sammelte sie auch ein. Mit einer Mannschaft, die in ihrer aktuellen Zusammensetzung eine ziemlich gute Mischung verkörpert.

Korkut setzt aktuell auf Verlässlichkeit

Da geben erfahrene Akteure dem Gebilde Halt. Sie heißen Sven und Lars Bender, Charles Aranguiz oder Julian Baumgartlinger. Auch Stefan Kießling steht im Kader. Dazu gesellen sich einige Vertreter des Mittelfelds der Altersskala, vor allem aber Talente, die schon in ganz jungen Jahren Topniveau anbieten – deutsche und internationale wie Julian Brandt, Kai Havertz, Benjamin Henrichs und Jonathan Tah sowie Panagiotis Retsos und Leon Bailey. Die Elf, die beim 4:1 in Leipzig zum Anpfiff auf dem Feld stand, hatte ein Durchschnittsalter von 24,5 Jahren. Die VfB-Profis, die am beim 0:3 in Dortmund in der Startelf standen, kamen im Schnitt auf 28 Jahre und 31 Tage. Was an früherere Zeiten erinnerte.

Die letzte VfB-Mannschaft, die noch älter war, stand genau zwölf Jahre zuvor auf dem Rasen und gewann mit einem Altersschnitt von 28 Jahren und 116 Tagen 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg (die damals 20-jährigen Mario Gomez und Christian Gentner wurden eingewechselt). Im Sommer 2006 baute der damalige Manager Horst Heldt das Team in Teilen um, es wurde auch verjüngt, überraschend stand am Ende der Saison 2006/2007 dann die Meisterschaft.

Aktuell setzt der VfB-Trainer Tayfun Korkut hauptsächlich auf die Verlässlichkeit und die Klasse zahlreicher Routiniers – und fährt gut damit, der Klassenverbleib ist so gut wie sicher. Doch im Grunde ist auch der Kader der Stuttgarter mit Jugendlichkeit ausgestattet. Im Gegensatz zu den Bayer-Talenten haben aber noch lange nicht so viele Stuttgarter Jung-Profis ihre Bundesligatauglichkeit langfristig nachgewiesen – mit Ausnahme von Timo Baumgartl, Benjamin Pavard (je 22) und Santiago Ascacibar (21). Anastasios Donis (21) tut sich derzeit schwer, Orel Mangala (20) ist maximal Einwechselspieler, ebenso Berkay Özcan (20). Jacob Bruun Larsen und Dzenis Burnic (je 19) wechseln nach der Saison wieder nach Dortmund. Und aus der eigenen Jugend drängt derzeit kein Talent nach oben.

„Der Faktor jung ist nicht allein entscheidend“

Dabei verfolgt Michael Reschke auch das Ziel, den Anteil an jungen (deutschen) Spielern im Kader hoch zu halten. Weil die nationalen Toptalente für den VfB aber nur schwer oder gar nicht zu bekommen sind, sagt er: „Dass wir wieder selbst Bundesligaspieler entwickeln, ist unglaublich wichtig.“ Bis es so weit ist, ist der VfB einerseits auf eine Steigerung der Talente im aktuellen Profikader angewiesen. Andererseits auf Zukäufe – bei denen Reschke aber nicht nur auf das Alter schaut.

„Wir können die Kaderplanung nicht klischeehaft betreiben“, sagt er und ergänzt: „Der Faktor jung ist nicht allein entscheidend, viel wichtiger ist die Qualität, die ein Spieler mitbringt. Und er muss ins Gesamtbild des Kaders passen.“ Dennoch wird der Sportchef zumindest versuchen, beim einen oder anderen Transfer Jugendlichkeit und Klasse unter einen Hut zu bringen – wie im Fall Ascacibar. Im Laufe seiner Karriere ist ihm das bereits zuvor viele Male gelungen. Zahlreiche Talente, die Reschke verpflichtet hat, sind im Fortgang ihrer Karriere groß rausgekommen. Die meistens übrigens in Leverkusen.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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