DFB-Pokal

Der Ärger um die Tickets reißt nicht ab


Pokalfinalist VfB spart: Keine Einladung für die alten Helden – Adrion versorgt frühere Weggefährten

Der FC Bayern machte vor, was Transparenz bedeutet. Als die 21 000 Tickets des Clubs für das Endspiel um den DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart verlost wurden, war nicht nur ein Notar dabei, sondern auch eine Kamera des vereinseigenen Internet-senders. Über FCB.tv konnten sich die Fans zu Beginn der Verlosung davon überzeugen, dass nicht gemauschelt wird. Diese Transparenz vermissen viele Anhänger des VfB bei ihrem Verein, das wird in vielen Reaktionen auf unsere Berichterstattung deutlich.

Dazu passt der Anruf eines Lesers, der anonym bleiben will. Der Mann, Dauerkarteninhaber, VfB- und Fanclub-Mitglied, erhielt zunächst keine Karten. Über die Absage regte er sich derart auf, dass er an den VfB schrieb: „Aber nicht an die Ticketstelle, sondern auf direktem Weg an zwei der hohen Herren.“ Die deutlichen Worte haben gefruchtet. Der VfB-Fan bekam doch noch zwei Tickets fürs Berliner Olympiastadion, sogar für die Haupttribüne. Hartnäckigkeit zahlt sich aus? Das Beispiel spricht eher dafür, dass die Karten durch den VfB nach fragwürdigen Kriterien vergeben wurden.

Lothar Weise und Günther Sawitzki wären gerne mit nach Berlin gereist

Enttäuscht sind zum Beispiel auch die früheren Pokal-Helden des VfB aus den Mannschaften, die 1954 und 1958 triumphierten. Zumindest zwei von ihnen – Lothar Weise und Günther Sawitzki – wären gerne mit nach Berlin gereist, sie sind aber nicht eingeladen worden. Die Begründung des Vereins lautete, er müsse sparen. Dabei nimmt der VfB allein durch den Einzug ins Finale rund zwei Millionen Euro ein.

Zum Frustabbau taugt auch die Tatsache nicht, dass gute Beziehungen bei der Vergabe der Tickets für das Pokalfinale offensichtlich nicht geschadet haben. So organisierte U-21-Nationaltrainer Rainer Adrion beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus alter Verbundenheit 20 Karten für Funktionäre und Sponsoren seines Ex-Clubs SpVgg 07 Ludwigsburg. Und eine Firma aus der Region München lädt ihre besten 100 Mitarbeiter auf eine Motivationsreise nach Berlin ein – inklusive Besuch des Pokalfinales. Woher die Tickets kommen? Weder DFB noch VfB können es sich erklären. Beide betonen aber, keine einzige Karte an einen Tickethändler abgegeben zu haben.

Der Handel im Internet blüht

„Viagogo und auch keine andere Ticketbörse ist Partner des DFB“, sagt ein Sprecher des Verbandes. Und VfB-Sprecher Steffen Lindenmaier erklärt: „Von uns gab es keine Kartenkontingente für Agenturen, auch nicht für Viagogo.“ Trotzdem blüht der Handel im Internet. Am Mittwoch waren noch genügend Angebote zu finden. Viagogo bot Tickets ab 279 Euro an, Absolutixx.de ab 339 Euro, auf Ebay musste für eine Karte mindestens 300 Euro bezahlt werden.

Auch beim Württembergischen Fußball-Verband war die Nachfrage groß. 250 Tickets hat der WFV vom DFB erhalten – und das auch nur, weil ein Verein aus seinem Einzugsgebiet beteiligt ist. In den vergangenen Jahren waren es stets nur zwischen 30 und 50 Tickets gewesen. Der WFV hat rund 1100 ehrenamtliche Mitglieder, „und die haben uns die Bude eingerannt“, sagt Michael Hurler. Genutzt hat es nichts. „Wir sind keine Vorverkaufsstelle“, erklärt der WFV-Geschäftsführer, „zumal 250 Karten ohnehin nur eine bescheidene Größe sind.“

Letztlich gingen die Ehrenamtlichen leer aus. Der WFV organisiert eine Gruppenfahrt mit der Bahn für Mitglieder seines Vorstands, Beirats und der Geschäftsstelle. Außerdem konnten Journalisten, die an der Pressetagung am 8./9. Mai in Wangen teilgenommen haben, Tickets aus dem WFV-Kontingent kaufen. „Ein Pokalfinale sorgt immer für einen großen Hype“, sagt Hurler, „deshalb werden nach der Kartenvergabe immer Frustrierte zurückbleiben.“ Diesen Satz können viele Fans unterschreiben.

Quelle: Struttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]