Bobic treibt an, Labbadia bremst ab



Geschafft! Die achttägige Schwitzkur im Trainingslager in Donaueschingen, die am Sonntag zu Ende ging, hat allen alles abverlangt. Allen voran Alexandru Maxim: „Regelrecht zusammengebrochen“ sei der Rumäne, sagte Trainer Bruno Labbadia: „Für ihn war das zu viel.“ Andere hielten allen Widrigkeiten stand. Was bleibt? Spannende Systemvarianten, mal mit zwei Stürmern, mal mit einem Stürmer, mit taktischen Wechseln mitten im Spiel. Interessante Experimente, teils bedingt durch personelle Engpässe: Tamas Hajnal als Rechtsaußen oder Cristian Molinaro als Innenverteidiger. Lustige Momente: ein Hase, der im Spiel gegen Olympiakos Piräus mit einem Affenzahn durch den Strafraum von Sven Ulreich zischte, oder die Ansage beim Spiel gegen Belediyespor: „Mit der Nummer 18 – Helmut Cacau.“ Und nicht zuletzt das Fazit des Chefs. „Intensität, Engagement und Konzentration waren sehr groß“, sagte Bruno Labbadia. Das klingt doch gut.

Jetzt muss alles nur in die richtigen Ergebnisse münden. Nicht irgendwann, sondern möglichst sofort und dauerhaft. Falls das nicht gelingt, hat der VfB ein Problem. Und wie es scheint, Bruno Labbadia vorneweg.

Spielerisch besser, taktisch variabler und individuell stärker

Der Verein ist bereit zum Aufbruch. Die Vereinsführung ist neu aufgestellt, sportlich hat Fredi Bobic die Weichen auf Erfolg gestellt. Und die Forderungen an Labbadia und sein Trainerteam sind umfangreich: Spielerisch besser, taktisch variabler und individuell stärker will der Sportdirektor den VfB künftig sehen. Labbadia will das auch, doch das hohe Tempo, das Bobic vorlegt, scheint ihm zu hoch. Beispiele gefällig?

„Unser Ziel muss es sein, in der Bundesliga Platz sechs zu belegen“, sagt Bobic. „Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, dass wir in der Bundesliga eine gute Rolle spielen. Aber wir haben nicht die Mannschaft, um zu sagen, wir werden Sechster“, sagt Labbadia.

„Unser Kader ist jetzt absolut wettbewerbsfähig“, sagt Bobic. „Die Erwartungen in Stuttgart sind hoch, das weiß ich. Aber ich habe das Gefühl, wir hätten Lionel Messi oder Neymar verpflichtet“, sagt Labbadia. Dabei habe der Verein personell „nur nachgeholt, was wir in den vergangenen zwei Jahren nicht gemacht haben. Jetzt ist nur die Normalität eingekehrt.“

„Der VfB soll wieder Spaß machen“

„Vor allem unsere Heimspiele waren enttäuschend. Der VfB soll wieder Spaß machen. Daran lassen wir uns messen, das ist unser klarer Auftrag an die Trainer“, sagt Bobic. „Viele Gegner, die zu uns kommen, stellen sich hinten rein. Da müssen wir noch geduldiger bleiben“, sagt Labbadia. Und die Begeisterung? „Ja, wir wollen auch Begeisterung vermitteln“, sagt der Trainer. Aber ist das die Antwort, die Bobic hören mag?

Oder Joachim Schmidt? Oder Bernd Wahler. Die Bosse gehen das hohe Tempo mit. „Wir wollen leidenschaftlich und angriffslustig sein. Wir wollen eine kontrollierte Offensive, mit Betonung auf Offensive“, sagt Aufsichtsratschef Schmidt. „Mittelmaß ist nicht mein Ding. Ich will keinen VfB, der dauerhaft mit großen Augen nach München oder Dortmund schielt“, sagt Präsident Wahler. Da klingt es zaghaft, wenn Labbadia sagt: „Das Wichtigste ist, eine konstante Saison zu spielen. Wenn ich konstant sage, wissen Sie, wo wir hinwollen.“ Wirklich?

Er habe nicht das Gefühl, dass Bobic ihn unter Druck setze, beteuert Labbadia. „Haben Sie das Gefühl, dass er das tut?“, fragt er sein Gegenüber und nimmt die Antwort vorweg: „Wir Verantwortlichen im sportlichen Bereich haben die größten Erwartungen. Wir spüren die Aufbruchstimmung auch, wir wollen sie gar nicht bremsen.“ Darum geht es aber nicht. Es geht darum, sie mit anzuschüren. Getreu dem Motto von Bernd Wahler: „A bissle mehr geht immer.“

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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