2. Liga

„Erfolg funktioniert nur über das Team“

Jos Luhukay ist schon wieder Geschichte beim VfB Stuttgart. Hier sagt Sportvorstand Jan Schindelmeiser, wie es zur Trennung vom niederländischen Trainer kam und wie es nun weiter gehen soll.


Voll gefordert: VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser

Herr Schindelmeiser, am Donnerstag ist Jos Luhukay als VfB-Cheftrainer zurückgetreten. Wie überrascht waren Sie?
Dass es zu diesem Zeitpunkt passiert, hat mich schon überrascht. Gänzlich ausgeschlossen hatte ich solch eine Entwicklung zuletzt aber nicht.

Warum nicht?
Die Situation im Club war zuletzt schwierig, vor allem, nachdem der Konflikt an die ­Öffentlichkeit gelangt ist.

Hatten Sie schon früher bemerkt, dass die Zusammenarbeit schwierig werden könnte?
Das habe ich bereits im ersten Gespräch festgestellt, als ich versucht habe, meine Vorstellungen zu transportieren. Meiner Meinung nach kann man große Dinge nur gemeinsam angehen. Gerade im Profifußball funktioniert Erfolg heutzutage nur noch über das Team. Und das darf keine Sprechblase sein, nicht nur ein Leitbild. Das muss man leben, das ist eine Frage der Haltung.

Aber Jos Luhukay...
...hatte seine eigene Vorstellung, wie er mit der Mannschaft arbeiten möchte.

Hätte der Verein dann womöglich früher ­reagieren müssen?
Wir wollten keinen öffentlichen Konflikt und haben deshalb immer versucht, noch einmal zusammenzukommen. Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, dass wir doch nicht mehr weiterkommen.
Also haben Sie auch nicht versucht, Jos Luhukay umzustimmen?
Nein.

Der jüngste Konflikt entzündete sich an Spielertransfers, von denen der Trainer angeblich nichts oder nur wenig wusste.
Selbstverständlich war der Trainer informiert über die Spieler, die wir verpflichten wollten. Drei Tage vor dem Ende der Transferperiode hat er uns dann allerdings gesagt, dass er sie doch nicht möchte. Da habe ich dann aber gesagt: Wir machen das trotzdem.

Der Kader steht seit dem 31. August, jetzt stehen Sie aber ohne Cheftrainer da. Haben Sie schon Kandidaten im Blick?
Natürlich haben wir unsere Vorstellungen, was und wer strategisch zu uns passt. Klar ist: Wir verfolgen hier keinen Fünf-Jahres-Plan, sondern befinden uns im brutalsten Wettbewerb, den man sich vorstellen kann. Wir müssen Spiele gewinnen, wollen aber auch etwas für die Zukunft aufbauen.

Was halten Sie in diesem Zusammenhang denn von Markus Gisdol?
Wir kennen uns aus Hoffenheim. Mehr kann und will ich dazu nicht sagen.

Der VfB steht derzeit für unruhige Zeiten, der Aufstieg ist dennoch das Ziel. Das könnte manch einen Kandidaten abschrecken.
All diejenigen, die das abschreckt, sind nicht die richtigen Trainer für uns.

Werden Sie bei der Auswahl womöglich darauf achten, dass der neue Trainer eher weniger dominant ist, als es Luhukay zuletzt war?
Sie können sich sicher sein, dass wir einen Trainer verpflichten werden, der genau weiß, was er will, und dass er meine volle Unterstützung bekommt. Für mich ist es kein Widerspruch, klar zu kommunizieren und dennoch im Team zu arbeiten. Ohne ­diese Kommunikation kann man nichts ­entwickeln – schon gar nicht junge Spieler.

Gibt es eine dauerhafte Chance für das Trio Olaf Janßen/Heiko Gerber/Andreas Hinkel?
Nein, die drei können nun zwar erst einmal völlig frei arbeiten, und wir sind der Meinung, dass wir mit ihnen kurzfristig die Voraussetzungen für sportliche Erfolge haben. Dennoch ist es eine Interimslösung – selbst wenn wir aus den nächsten beiden Spielen sieben Punkte holen würden. (Schmunzelt)

Der Zeitpunkt von Luhukays Rücktritt direkt vor einer englischen Woche war unglücklich.
Aber diesen Zeitpunkt konnten wir uns nun mal nicht aussuchen. Für die Mannschaft ist das einerseits eine schwierige Situation. Andererseits haben wir ein intaktes Team und einen ausgewogenen Kader. Und die Mannschaft merkt sicher auch, dass wir jetzt einen Neuanfang starten können. Der kommt zwar recht früh in der Saison, aber hier gilt: Lieber früh als zu spät.

Dennoch hat der Verein mal wieder mehrere Monate Zeit verloren.
Möglicherweise, ja. Aber auch das will ich nicht beklagen. Mein Blick geht jetzt nur noch nach vorn. Und hier im Verein ist jedem bewusst, dass wir an die vielen Menschen, die sich mit dem Verein identifizieren, etwas zurückgeben müssen. Wir haben da eine ­riesige Verpflichtung.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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