Bundesliga

Drei Mutmacher für die Reise nach Leipzig

Noch läuft nicht alles rund beim VfB Stuttgart – doch in einigen Bereichen stimmt die Richtung der Entwicklungen. Und vor dem Duell bei RB Leipzig gibt es Dinge, die Hoffnung für die kommenden Wochen machen.

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Die Profis des VfB Stuttgart feiern ausgelassen das 2:1 im Siel gegen den 1. FC Köln.

Am Freitag dem 13., als der 21 Jahre andauernde Heimfluch durch den 2:1-Sieg über das Liga-Schlusslicht 1. FC Köln besiegt war, hat man rund um den VfB Stuttgart viele glückliche Gesichter gesehen. „Jetzt können wir ein bisschen feiern“, fasste der sonst eher zurückhaltende Simon Terodde die Gefühlslage bei Spielern, Vorstandschaft und Fans zusammen. Zumindest genossen haben Spieler, Betreuer und vor allem die Fans das folgende Wochenende. Denn der Aufsteiger besitzt aktuell ein schönes Polster auf die Abstiegsränge.

Bei aller Euphorie, die im mit 58 718 Zuschauern ausverkauften Stadion in einem kollektiven Torschrei gipfelte, als Chadrac Akolo („Es war das wichtigste Tor meiner Karriere!“) in der vierten Minute der Nachspielzeit der Siegtreffer gelang, lief nicht alles ideal für den VfB. Schließlich war da die schwache Anfangsphase, als die Stuttgarter Glück hatten, gegen den Tabellenletzten aus Köln nach 20 Minuten nicht schon 0:2 zurück zu liegen. Zudem verletzte sich Marcin Kaminski in der 18. Minute schwer: Der Innenverteidiger knickte im Sprintduell im eigenen Strafraum um, zog sich einen doppelten Bänderriss am linken Sprunggelenk zu und wird mindestens fünf Wochen lang ausfallen.

Trotzdem überwogen beim dritten Heimsieg der Saison eindeutig die positiven Aspekte. Sie dürfen vor dem schweren Gastspiel bei Vizemeister RB Leipzig am nächsten Samstag (15.30 Uhr) durchaus als Muntermacher gewertet werden.

Der emotionale Kick

In die Länderspielpause war der VfB-Tross noch mit einem echten Stimmungskiller gegangen – der Knock-out von Frankfurt in der Nachspielzeit trotz Überzahl wirkte nach. Umso besser aus Sicht der Stuttgarter, dass sie in diese Woche mit einem emotionalen Kick starten können. „So bitter es in Frankfurt war, so schön ist es jetzt“, sagte Hannes Wolf am Freitagabend, mahnte aber auch an, dass dieses Erlebnis nun auch genutzt werden müsse: „Was wir aus diesem Spiel machen, werden wir erst später sehen.“ Schaden können die Gedanken an die Atmosphäre im Tollhaus Mercedes-Benz-Arena dabei nicht. „Das sind die geilsten Siege, wenn man mit so vielen Emotionen ein Spiel gewinnt“, sagte Dennis Aogo. Sportvorstand Michael Reschke war sicher: „Das war ein ganz wichtiger Schritt für die Mannschaft und den ganzen Club.“ Aogo ergänzte dann nach vorn gedacht: „Jetzt können wir gestärkt nach Leipzig blicken.“ Und erst recht auf das nächste Heimspiel am 29. Oktober gegen den SC Freiburg.

„Wir haben 2017 bisher ein fantastisches Jahr in unserem Stadion erlebt“, sagte Trainer Wolf, dessen Team seit Jahresbeginn zu Hause ungeschlagen ist. Um auch die Gesamtbilanz noch aufbessern zu können, fordert Wolf: „Wir müssen noch stabiler werden.“

Die Entwicklung der Talente

Wer viele junge Spieler in seinen Reihen hat, ist darauf angewiesen, dass diese sich stetig steigern. Zwar gibt es auch aktuell beim VfB Profis, deren Entwicklung eher stagniert (Takuma Asano), doch die vergangenen Wochen haben auch gezeigt: Bei vielen Talenten stimmt die Richtung. Auffälligstes Beispiel: Anastasios Donis.

Der 21-jährige Grieche rüttelte den VfB am Freitag nach der schwachen Anfangsphase mit seinen energischen Soli wach, erzielte trotz Bedrängnis das 1:0 und sorgte auch nach der Pause noch für ordentlich Unruhe in der Kölner Hintermannschaft. Dass er zu Saisonbeginn noch einen Denkzettel wegen Disziplinlosigkeiten erhalten hatte? So gut wie vergessen. „Er bringt sich super ein“, sagt Wolf und lobt Donis’ „beeindruckende Dynamik“ und dessen „Durchschlagskraft im Zweikampf“. Körperlich müsse der Angreifer wie einige andere Spieler aber noch zulegen. Benjamin Pavard dagegen ist schon voll auf der Höhe.

Der 21-jährige Abwehrspieler überzeugte am Freitag auf drei verschiedenen Positionen durch cleveres Zweikampfverhalten, Kopfballstärke und spielerische Qualität. In der Abwehr hat zudem Timo Baumgartl (21) endlich die richtigen Nebenleute, um sich zu entwickeln. Mittelfeldmann Santiago Ascacibar (20) hat sich toll eingefügt, auch bei Orel Mangala (19) und Josip Brekalo (19) zeigt die Kurve nach oben.

Der neue Leitwolf im Tor

„Nicht in meinem Strafraum!“ Die Ansage des Stuttgarter Torhüters Ron-Robert Zieler an Schiedsrichter Benjamin Cortus war unmissverständlich. Der Referee hatte die Elfmeterentscheidung gegen den VfB gerade korrigiert und wollte das Spiel in der Schlussminute beim Stand von 1:1 mit einem Schiedsrichterball fortführen. „Ich habe ihm klar gesagt, dass ich mich so dicht vor meinem Tor auf jeden Fall gleich dazwischen werfen werde“, erzählte Zieler, der offenbar sehr überzeugend war. Denn Cortus rettete sich aus der Situation, indem er in Abwesenheit eines Kölners den einmal aufhüpfenden Ball Zieler in die Arme warf.

Das war zwar kaum regelkonform, zeigt aber den Status, den sich der VfB-Torhüter in der Bundesliga erarbeitet hat. Zielers Wort hat Gewicht – und dies gilt beim VfB vor allem für die teaminternen Abläufe. Einen „absoluten Glücksgriff“ nennt der Sportvorstand Michael Reschke den Torwart, der dem VfB mit einem erstklassigen Fußreflex kurz vor Abpfiff den Sieg sicherte. „So etwas läuft intuitiv ab. Ein bisschen Glück ist auch dabei“, sagt Zieler.

„Er ist bereits vor dem Spiel in der Kabine ein wichtiger Faktor“, lobt Reschke den Goalie, der nach der Zeit des in Liga zwei gut haltenden Mitch Langerak noch mehr Stabilität ins Torwartspiel gebracht hat. „Er besitzt einfach unheimlich viel Qualität“, sagt Trainer Wolf über den Torwart, der dem Team von hinten Rückenwind gibt. Das registriert man auch beim DFB: Bundestrainer Joachim Löw war gegen Köln im Stadion. „Er genießt im Kreis der Nationalelf einen guten Ruf“, sagt Reschke, der sich unlängst mit Löw und dessen Assistenten Thomas Schneider und Marcus Sorg über Zieler ausgetauscht hat.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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