Bruno Labbadia

Erinnerungen an die Wutrede



Der Jubel war groß beim VfB Stuttgart nach dem Einzug ins Endspiel des DFB-Pokals, die Vorfreude auf das Finale gegen den FC Bayern ist es ebenso, und es schien, als könnten alle Mitglieder der weiß-roten Familie glücklicher nicht sein. Doch zumindest am Mittwochabend gab es einen, der hatte kurz nach dem Abpfiff zwar so ausgelassen gejubelt wie noch nie, seit er zum VfB gekommen ist. Vor und nach der Partie gegen den SC Freiburg präsentierte sich Bruno Labbadia allerdings gar nicht gut gelaunt. Ganz im Gegenteil.

Der VfB-Trainer monierte zum wiederholten Mal die angebliche Negativstimmung rund um den Club. „Ich bin mit der einen oder anderen Berichterstattung nicht zufrieden. Man hat das Gefühl, das ist alles Dreck“, kritisierte der Coach die Medien – der Vergleich mit seiner Wutrede („Am Arsch geleckt“) drängte sich auf. „Ich reagiere allergisch, wenn nicht wirklich akzeptiert wird, was die Mannschaft leistet“, wetterte Labbadia und fügte süffisant hinzu: „Momentan kann ich keine Champions League liefern – das tut mir leid.“

Labbadia genervt von Diskussion um Führungskrise

Labbadia spielte dabei mal wieder auf die angeblich überzogenen Erwartungen im Umfeld an und sinnierte erneut über die kniffligen vergangenen Monate: „Wir sind seit zwei Jahren nur daran, die Dinge zu reparieren.“ Dazu kam zuletzt auch noch die Führungskrise um Präsident Gerd Mäuser, weshalb Labbadia klagte: „Wir haben die letzten Wochen über alles geredet, nur nicht über den Sport. Und wenn doch, dann war alles negativ.“ Das, versicherte Labbadia, nerve sowohl ihn als auch die Mannschaft.

Allerdings hatte gerade das Team zuvor in einem offenen Brief eingeräumt, in den bisherigen Heimspielen „nicht den Fußball gespielt“ zu haben, „den wir uns vorstellen“. Die Führungskrise ist ebenso hausgemacht, und die Klage von den überzogenen Ansprüchen wird dem Umfeld auch nur in Teilen gerecht – schließlich erwartet keiner ein Abo auf die Meisterschaft. Platz zwölf in der Liga aber eben auch nicht. Und der Wunsch nach ein wenig Spaß im Stadion gilt in der Unterhaltungsbranche Bundesliga auch nicht gerade als unverschämtes Verlangen.

Labbadia gibt dennoch trotzig den chronisch Unzufriedenen. Eine Situation, die Fredi Bobic („Es war die richtige Tonart“) ändern möchte – indem er das Team aufwertet. „Es wird Überraschungen geben, wir werden einen hochwertigen Kader haben“, kündigte der Sportvorstand an. Die Arbeit des Trainers wird dann neu bewertet werden müssen. In Bezug auf mögliche Neuzugänge ergänzte Bobic: „Wichtig ist die Mentalität. Man muss einen Weg mitgehen wollen.“ Welcher das ist? Labbadia weiß es ganz genau.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]