Farblos und ideenlos:

So wird der VfB zu Grau-Weiß Stuttgart


Fingerzeig ins graue Nirgendwo? VfB-Mittelfeldmann William Kvist

In Hannover ging es am Sonntag rund. Hin und her, auf und nieder. Voller Dynamik und mit vielen Tempowechseln. So spannend und so aufregend war das bunte Treiben, dass die Gäste tobten. Manche jauchzten sogar lauthals während dieser Achterbahnfahrt der Emotionen.

Das hannoversche Frühlingsfest auf dem Schützenplatz begeisterte mit seinen Fahrgeschäften die Massen. Einen Steinwurf entfernt dagegen, in der Fußballarena, herrschte eine Stimmung wie auf dem Friedhof. Denn hier ging es nicht hin und her. Es ging quer und zurück – im Schneckentempo. Und während die einen auf der Kirmes begeistert brüllten, gähnten die anderen im Stadion und wendeten sich ernüchtert ab – woran der VfB einen großen Anteil hatte.

Denn das Team von Bruno Labbadia legte beim 0:0 mal wieder einen Auftritt hin, der spielerisch nahe an der Armutsgrenze lag. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison scheiterte der VfB daran, einen tief stehenden, auf Konter lauernden Gegner in Bedrängnis zu bringen. Nur 29 geschossene Tore in bisher 28 Partien in der Bundesliga sprechen eine deutliche Sprache. In der Offensive hakt es. Die kreative Armut lähmt das Team.

Freiburg lässt die Gegner grau aussehen

Farblos und ideenlos – so wird der VfB zu Grau-Weiß Stuttgart. Und dabei ist es zumindest fraglich, ob der Trainer und seine Mannschaft dieses Problem bis zum so wichtigen, alles überstrahlenden DFB-Pokal-Halbfinale am 17. April gegen den SC Freiburg in den Griff bekommen werden.

Und Fakt ist obendrein: Die Breisgauer haben sich unter Coach Christian Streich zu einer Mannschaft entwickelt, die es wie kaum eine andere in der Liga versteht, gegen den Ball zu arbeiten. Freiburg lässt die Gegner grau aussehen. Das Team weiß, wie man dem Gegner den Raum nimmt. Wie man ihm so wenig Platz lässt, dass er mürbe wird – kurzum: wie man es dem VfB in der aktuellen Verfassung verdammt schwer macht.Für den Club aus Cannstatt scheint die Bundesliga-Saison angesichts von neun Punkten Rückstand auf die internationalen Plätze und neun Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 gelaufen. Durch den DFB-Pokal kann er die Spielzeit halbwegs retten.

Doch bis zum Halbfinale gegen Freiburg müssen Labbadia und die Profis die Baustellen im Kreativbereich beackern. Knapp eineinhalb Wochen Zeit bleiben im Training, um sie zu beseitigen. Die Zeit läuft.

Vizekapitän Christian Gentner geht ins Detail

Dabei ist es ja nicht so, dass sich der VfB nicht in aussichtsreiche Situationen bringt. Dass er keine Überzahlsituationen schafft. Doch mal vertändelt der eine Offensivmann die Kugel, mal passt der andere ins Nichts. „Uns fehlt der letzte Pass“ – es gab wohl keinen Beteiligten, der diesen Satz nach der Nullnummer bei 96 nicht aussprach.

Vizekapitän Christian Gentner ging ins Detail. „Wir haben zu wenig riskiert und haben das Tor zu wenig erzwungen“, sagte er. Woran das lag? Zum einen daran, dass der gegen Dortmund (1:2) starke Neuzugang Alexandru Maxim mit abtauchte. Stürmer Vedad Ibisevic sprach „vom letzten Glauben, der fehlt“. Und Labbadia vermisst „zwei bis drei Spieler, die in einem Lauf sind“. So wie etwa Martin Harnik in der vergangenen Saison. Da wusste der Außenstürmer manchmal gar nicht so recht, warum er wieder getroffen hatte. Aber er traf eben.

Die Offensive des VfB steckt zurzeit eher in einem Anti-Lauf – Gentner sieht dafür einen Grund: „Als wir bis vor kurzem in der Krise waren, ist uns das Spielerische ein wenig abgegangen. Der Fokus lag auf der Defensive.“ Trainer Labbadia verordnete der Mannschaft notgedrungen eine, wie er selbst gerne sagt, „ökonomische Spielweise“.

Nun aber ist der VfB aus dem Gröbsten raus, die Defensive steht wieder – und das gesamte Umfeld und die Fans lechzen nach besserem Fußball. „Wir sind noch nicht da, wo wir in der letzten Rückrunde waren“, sagte Kapitän Serdar Tasci. Damals griff ein Rädchen ins andere. Die Kombinationen saßen – und Harnik und Ibisevic knipsten vorne wie selbstverständlich. Jetzt zeigt Ibisevic manchmal nicht einmal mehr bei scharfen Flanken Präsenz im Sechzehner.

Serdar Tasci sagte noch, „dass wir mit kleinen Schritten an die Form der letzten Rückrunde rankommen wollen“. Diese Erkenntnis, so scheint es, kommt sechs Spieltage vor Toreschluss ein bisschen spät.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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