Bundesliga

Rezepte für die Sensation

Die Bayern sind keine Übermacht. Man muss nur wissen, wie man sie schlägt. Ein paar Tipps für den VfB Stuttgart aus anderen Sportarten.


Kaum zu stoppen? Von wegen: Man muss Franck Ribéry (vorne) nur etwas auf den Pelz rücken.

Wie der FC Bayern zu schlagen ist? „Das ist gar nicht so schwer“, sagt Thomas Eck: „Einfach nicht so viele Gedanken machen – und sein eigenes Spiel durchziehen.“ Es war ein souveräner Sieg, den die Jungs von Trainer Thomas Eck neulich gegen die Münchner eingefahren haben. Mit vier Toren Unterschied gewannen sie sogar am vergangenen Sonntag – 28:24 hieß es für den TSV Vaterstetten. In der Bezirksoberliga Oberbayern, der sechsten Handball-Liga.

Die Pleite beim TSV, es war nicht die einzige, die der große FCB an jenem Wochenende kassierte – auch beim TTC Weinheim gab es nichts zu holen. Mit 1:6 verloren die Bayern in der dritten Liga Süd im Tischtennis. Björn Baum stand für Weinheim an der Platte – und hat ein Erfolgsrezept entwickelt: „Wenn du das Bayern-Wappen auf den Trikots siehst, darfst du nicht in Ehrfurcht erstarren“, sagt Baum, „ein so großer Name, ein so großer Club als Gegner sollte dich motivieren und nicht hemmen.“ Dass Baum hinterher doch demütig wurde und im Bayern-Lager vergeblich nach einem Partner für einen Trikottausch suchte, ist eine andere Geschichte – sie tat der Freude über den Erfolg aber keinen Abbruch.

Wenn das gegen die Bayern alles nur mal so einfach wäre, werden sich die Strategen des VfB Stuttgart da wohl denken – seit sechs Jahren und 14 Pflichtspielen warten die Bundesligaprofis auf einen Sieg. Ein Dreier gegen den FCB, dieses Vorhaben schien für den VfB zuletzt ungefähr so realistisch zu sein wie die Verpflichtung von Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic zusammen. An diesem Samstag nun nimmt der Club den nächsten Anlauf gegen den scheinbar übermächtigen Rekordmeister.

Kein Gegner, vor dem man Angst haben muss

Was also tun? Wenn nichts mehr geht, dann hilft manchmal der Blick über den Tellerrand – oder im konkreten Fall womöglich die Haltung von Thomas Eck, dem Handballtrainer aus Vaterstetten: „Der FC Bayern“, sagt er mit oberbayrischer Gelassenheit, „der bringt mich nicht aus der Ruhe, das ist kein Gegner, vor dem wir Angst haben. Breite Brust statt Zitterknie – so sollte der VfB vielleicht auch ins Spiel gehen.“

Diese Einstellung kennt Alexander Fischinger nur zu gut. Auch er hat den FC Bayern zuletzt geschlagen. Am vergangenen Sonntag zog der Coach mit dem SC Sand ins DFB-Pokalfinale der Frauen ein, durch ein sensationelles 2:1 gegen den FCB im Halbfinale. Im Ortsteil des südbadischen Willstätt steppte der Bär – und Fischinger berichtete hinterher stolz über das Erfolgsrezept gegen die Münchner, die mittlerweile auch im Frauenfußball die Nummer eins in Deutschland sind. „Ich habe meinen Mädels gesagt, dass wir auch wer sind“, erzählt der Trainer, „oft ist es im Sport so, dass Mentalität Qualität schlägt, und das war bei uns der Fall.“

Drei Mann müssen vorangehen

Wie man das gegen den FC Bayern auf den Platz bringt? Alexander Fischinger hat ein paar Tipps für seinen Trainerkollegen Jürgen Kramny vom VfB: „In der Mannschaftssitzung nicht so sehr über die Qualitäten der Bayern sprechen, sondern die eigenen Stärken in den Vordergrund stellen.“ Und: „Vor dem Anpfiff drei oder vier Spieler schnappen und die konkret in die Verantwortung nehmen.“ Wenn es schwierige Situationen wie einen Rückstand gebe, erklärt Fischinger, „müssen genau die vorangehen, mit positiven Kommandos, mit positiver Ausstrahlung. Sie müssen die anderen immer mit hochziehen – das hat bei uns, nachdem wir in Rückstand geraten sind, funktioniert. Wir haben uns nicht unterkriegen lassen, das ist es, was auch der VfB beherrschen sollte.“

Es ist hohe psychologische Kunst, die das Team von Jürgen Kramny umsetzen muss. Oder wie es John Patrick formuliert: „Du musst gegen die Bayern auftreten, als wärst du selbst der Favorit.“ Der US-Amerikaner hat es mit dem Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg schon mehrfach geschafft, den neuen Basketball-Krösus von der Isar zu schlagen – mit psychologischer Kriegsführung: „Sie müssen irgendwann zermürbt sein und sich denken‚ hey, wann brechen die endlich zusammen, wann hören die endlich auf‘. Wenn du mit deiner Körpersprache genau das nicht tust und nicht zurückweichst, wenn du wie ein Favorit Stärke ausstrahlst, dann hast du auch gegen die Bayern eine Chance“, sagt der Coach – und gibt dem VfB so etwas wie die ultimative Steilvorlage.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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