Felipe Aliste Lopes

Gut ist Felipe nicht gut genug



Zum vereinbarten Zeitpunkt erscheint er auf die Minute, ach was, auf die Sekunde genau. Felipe Aliste Lopes, kurz Felipe, lächelt, schaut auf die Uhr und hebt die Schultern, was so viel heißen soll wie: So bin ich eben. Immer pünktlich, möglichst immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Eine deutsche, eine schwäbische Tugend. Mit ihr ist er bisher gut gefahren.

Das war im Januar 2012 so, als er vom portugiesischen Erstligisten Nacional Funchal zum VfL Wolfsburg wechselte und auf Anhieb das Lob von Felix Magath bestätigte. „Felipe“, hatte der damalige Trainer der Wölfe prophezeit, „genügt Champions-League-Ansprüchen.“ Das war ein Jahr später so, als er eine neue Perspektive beim VfB suchte, nachdem ihn eine Verletzung in Wolfsburg den Stammplatz gekostet und letztendlich zum Bankdrücker degradiert hatte. Und das war auch am Samstag so, als die Wolfsburger Leihgabe in der Partie gegen Noch-Meister Borussia Dortmund für den kranken Kapitän Serdar Tasci in der Innenverteidigung einsprang und einen erstaunlich souveränen Auftritt hinlegte.

„Es ist gut zu wissen, dass wir im Hintergrund Leute haben, die uns helfen können. Felipe hat das sehr gut gemacht“, sagte Christian Gentner über den technisch beschlagenen, kopfballstarken und umsichtigen Neuzugang. Felipe (25) ist so ein Lob beinahe ein wenig peinlich. Ein gutes Spiel ist ihm nicht gut genug. Er will mehr, immer mehr. „Ich finde nicht, dass ich stark gespielt habe. Ich kann viel besser spielen“, sagt er.

Versucht, Labbadias Vertrauen zu gewinnen

Na dann – am besten gleich an diesem Sonntag (17.30 Uhr). Dann spielt der VfB bei Hannover 96, dann fällt mit dem gelb-rot-gesperrten Georg Niedermeier der nächste Innenverteidiger aus, dann kann Felipe vermutlich gleich beweisen, dass er den Mund nicht zu voll nimmt.

Zeit wird es ja allmählich, dass er häufiger zum Einsatz kommt, zumindest nach Felipes Empfinden. Bis zum Spiel gegen den BVB war er nur einmal in der Startelf des VfB gestanden, beim 1:3 in Düsseldorf, ansonsten saß er siebenmal in der Liga und viermal in der Europa League auf der Bank. Felipe, der Unscheinbare. „Natürlich hätte ich gern häufiger gespielt, aber ich respektiere die Entscheidung des Trainers“, sagt er.

Er habe versucht, das Vertrauen von Bruno Labbadia zu gewinnen, der personelle Engpass in der Abwehr beförderte zusätzlich seinen Einsatz, den er als „schwierig“ einstuft. Schwierig, weil ihm die Spielpraxis fehlt: „Ich habe mich nicht sehr selbstbewusst gefühlt und Fehler gemacht, die mir sonst nicht passiert wären.“ Schwierig auch, weil der Schiedsrichter durch manch umstrittene Entscheidung „die Partie in eine andere Richtung gelenkt hat“, allen voran durch den Platzverweis für Niedermeier: „Danach haben wir uns schwergetan, die Lücken in der Abwehr zu schließen.“

„Auf der rechten Position fühle ich mich wohler“

Dennoch hat Felipe Feuer gefangen. Gegen Hannover darf er wohl wieder ran, mit einem Unterschied: Statt rechts wie gegen Dortmund zu spielen, muss er dann neben Tasci den linken Part in der Innenverteidigung übernehmen. Kein Problem, behauptet Felipe: „Auf der rechten Position fühle ich mich wohler, aber in Wolfsburg habe ich immer links gespielt, da kenne ich mich aus.“

Wolfsburg ist das Stichwort. Die ­VW-Stadt ist eigentlich Vergangenheit für ihn, doch ganz sicher kann er sich nicht sein. Im Sommer endet sein Vertrag beim VfB. Ob der Verein die vereinbarte Kaufoption zieht, ist offen. Felipe hätte jedenfalls nichts dagegen. Beim VfB fühlt er sich „sehr gut aufgenommen“, Stuttgart findet er als Stadt „großartig“, mit seiner Frau Priscilla hat er eine Wohnung im Grünen bezogen, es passt alles. „Ich konzentriere mich jetzt auf die restlichen Spiele. Irgendwann werden wir dann sehen, was das Beste für den Verein und für mich ist“, sagt er. Der Zeitpunkt ist offen. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass Felipe zur richtigen Zeit am richtigen Ort wäre.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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