Daniel Didavi

"Ich lasse mich nie hängen"



Vor der Partie gegen seinen alten Klub sprach Daniel Didavi mit www.vfb.de über seine Reha, den 1. FC Nürnberg und einen Schotterplatz in Nürtingen.

Hallo Daniel, "Heute nach 4 Monaten endlich Das erste Mal wieder in Fußballschuhen trainiert smile Ich glaube jeder von euch kann sich denken was das für ein Gefühl für mich war" hast Du am Montag auf Deiner Facebook-Seite geschrieben. Ein Meilenstein, oder?
Daniel Didavi: "Als Fußballer ist das etwas ganz Besonders, auch wenn man noch nichts mit dem Ball gemacht hat. Das Gefühl, mit Fußballschuhen auf dem Rasen zu stehen, ist toll. Da sieht man, dass ein Licht am Ende des Tunnels ist."

Wie läuft Deine Reha derzeit ab?
Daniel Didavi: "Ich fange morgens so gegen neun Uhr an, dann habe ich zwei Behandlungen und zwei Trainingseinheiten. Das dauert mit einer Essenspause etwa bis 16 oder 17 Uhr. Und mittlerweile bin ich auch zwei-, dreimal in der Woche nachmittags auf dem Trainingsgelände mit unserem Fitnesstrainer Christos Papadopoulos. Das wird jetzt gesteigert, bis ich wieder ganz dabei bin."

Inwiefern merkst Du die Fortschritte?
Daniel Didavi: "Zwei Monate lang habe ich Krücken getragen, da war die Muskulatur weg. Jetzt ist sie wieder da, vielleicht sogar schon mehr als davor. Man sieht die Fortschritte auf jeden Fall, aber es ist wichtig, die Sache langsam anzugehen. Denn das Schlimmste wäre es, wenn ich zu früh anfange."

Was treibt Dich in so einer anstrengenden Zeit an?
Daniel Didavi: "Einfach das Fußballspielen. Ich liebe diesen Sport, und es tut mir weh, wenn ich nicht kicken kann. Darum habe ich kein Problem, mich zu motivieren. Aber klar ist auch, dass es schwierig ist."

Hast Du deswegen auch Tiefs durchschritten?
Daniel Didavi: "Ich gehe natürlich nicht jeden Tag fröhlich zur Reha. Aber ich lasse mich dennoch nie hängen, weil ich mir nur selbst schaden würde. Es muss einfach sein, und es ja nicht so schlimm, auch weil die Leute super sind. Aber natürlich würde ich lieber Fußball spielen."

Wie sollen die nächsten Wochen ablaufen?
Daniel Didavi: "Bei Knorpelverletzungen kann man keine sicheren Aussagen über den zeitlichen Verlauf treffen, aber bei mir läuft es bislang richtig gut. Im Oktober habe ich meine dritte Kontrolle, bis jetzt war immer alles super. Ich hoffe, dass ich dann grünes Licht bekomme, wieder richtig Gas geben zu können, damit ich im November mit der Mannschaft trainieren kann."

Du siehst die Spiele derzeit von der Tribüne aus, da ist die Beurteilung manchmal leichter. Woran hapert es aktuell?
Daniel Didavi: "Am Selbstvertrauen. Viele unterschätzen das, aber Selbstvertrauen macht so viel aus. Das kenne ich von mir selbst, als ich nach meiner Verletzung in Nürnberg zurückkam und schlecht gespielt habe. Da war ich auch verunsichert, aber dann kam eine Aktion, in der es klick gemacht hat, und danach war ich ein anderer Spieler. Aktuell merkt man einfach, dass die Sicherheit fehlt. Jeder will eigentlich, aber es ist eine Blockade da." Warum denkst Du, dass es jetzt auch beim VfB bald klick macht?

Daniel Didavi: "Weil man weiß, was die Mannschaft für eine Qualität hat. Jetzt muss sich jeder Gedanken machen, was falsch läuft, und dann immer weitermachen und dafür kämpfen, dass dieser Moment kommt. Wir müssen mal so einen 1:0-Dreckssieg erzwingen, dann wird es auch wieder bergauf gehen."

Am Samstag geht’s gegen Deinen alten Klub, wo würdest Du die Stärken der Nürnberger sehen?
Daniel Didavi: "Sie sind immer gut auf den Gegner eingestellt. Sie stehen kompakt, es ist eklig gegen sie zu spielen, und es ist auch eine gute Mannschaft. Aber ich denke, dass wir stärker sind, wenn wir es schaffen, 100 Prozent abzurufen."

Am vergangenen Spieltag ist es auch für Nürnberg schlecht gelaufen, der Club verlor deutlich mit 1:4 gegen Hannover. Ist das für Euch ein Vor- oder ein Nachteil?
Daniel Didavi: "Der Nürnberger Saisonstart war ja eigentlich gut, und ich kenne Dieter Hecking. Ich glaube nicht, dass sie noch einmal so ein Spiel hinlegen werden, weil er richtig Feuer macht. Daher wäre es mir wahrscheinlich lieber gewesen, wenn Nürnberg in Hannover etwas geholt hätte. Aber wir brauchen in unserer Situation gar nicht auf den Gegner schauen. Es ist eigentlich egal, wie er spielt. Wir müssen wieder in die Spur kommen, und dann nehmen wir auch etwas mit."

Du wirst vor der Partie von den Nürnbergern noch verabschiedet. Das heißt, dass offensichtlich noch Kontakt vorhanden ist?
Daniel Didavi: "Ja, klar. Es war fußballerisch bislang die beste Zeit. Dort habe ich meinen Durchbruch geschafft, ich habe dort vielen Personen viel zu verdanken. Ich habe auch immer noch Kontakt zur Mannschaft, und deswegen ist schon noch Sympathie da. Ich bin in jedem Spiel für Nürnberg, außer gegen uns. Und wir haben ja die Punkte dringender nötig, daher wäre es auch nicht so schlimm, wenn Nürnberg verliert." (lacht)

Was erwartest Du von der Partie?
Daniel Didavi: "Das wird auf jeden Fall ein intensives Spiel. Ich denke nicht, dass es ein Leckerbissen wird. Nürnberg hat jetzt zweimal in Serie verloren, daher bin ich mir sicher, dass sie erst einmal versuchen werden, kompakt zu stehen. Das ist bei uns genauso, daher wird es auf Kleinigkeiten ankommen."

Lange vor Deiner Zeit in Nürnberg und beim VfB hast Du das Fußballspielen auf einem Schotterplatz im Nürtinger Stadtteil Rossdorf gelernt. Härtet so ein Untergrund ab und verbessert er die Technik, weil der Ball oft verspringt?
Daniel Didavi: "Das kann schon sein. Ich habe jeden Tag auf dem Bolzplatz gekickt, auch gegen Ältere. Auf jeden Fall hat mir das nicht geschadet."

Warum hast Du es dann vom Bolzplatz auch bis zum Profi geschafft?
Daniel Didavi: "Erstens, weil ich von Gott das Talent bekommen habe. Und zweitens, weil ich mich nie hängen lassen habe. Ich hatte keinen einfachen Weg, es war nicht immer leicht, aber ich habe immer an mich geglaubt und hatte stets einen starken Rückhalt in der Familie. Ich denke, es ist eine Stärke von mir, dass ich auch bei Rückschlägen nicht anfange zu zweifeln."

Zeigen sich in Deiner Art und Deiner Spielweise auch Deine Deutsch-beninische Wurzeln?
Daniel Didavi: "Das Afrikanische sieht man an meiner Spielweise auf jeden Fall. Ich muss immer meine eigene Kreativität ins Spiel bringen."

Das kannst Du hoffentlich bald wieder auf dem Platz zeigen. Welche Ziele hast Du persönlich mit dem VfB?
Daniel Didavi: "Jetzt steht erst einmal die Gesundheit im Vordergrund, aber natürlich würde ich gerne noch in der Vorrunde ein paar Einsätze kriegen. Zur Vorbereitung auf die Rückrunde möchte ich dann voll angreifen. Unabhängig von mir ist es jetzt aber das Wichtigste, dass wir genügend Punkte holen. Die Situation ist schon einigermaßen kritisch, aber ich bin mir sicher, dass wir da wieder rauskommen. Jedoch müssen wir langsam mal anfangen."

Quelle: vfb.de


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