2. Liga

„Die Mannschaft weiß, was sie an Terodde hat“

Der frühere VfB-Stürmer und heutige VfB-Aufsichtsrat Hermann Ohlicher spricht im Interview über Dreierpacks von damals und heute.


Hermann Ohlicher schätzt Simon Terodde.

Nach fast 40 Jahren hat Hermann Ohlicher (67) am Sonntag einen Nachfolger gefunden: Simon Terodde (28). Der Mittelstürmer des VfB erzielte beim 3:1-Sieg gegen Arminia Bielefeld drei Tore – ein Kunststück, das zu Stuttgarter Zweitligazeiten letztmals dem heutigen Aufsichtsratsmitglied Ohlicher am 12. Februar 1977 beim 6:0 gegen den BSV Schwenningen gelungen war. Vereinsrekord in der zweiten Liga sind die sechs Treffer von Ottmar Hitzfeld am 13. Mai 1977 beim 8:0 gegen Jahn Regensburg.

Herr Ohlicher, haben Sie auf der Tribüne nach dem dritten Tor von Simon Terodde am Sonntag automatisch und ganz spontan an Ihren Auftritt vor langer Zeit gegen Schwenningen gedacht?
Wirklich gegen Schwenningen? War das damals in unserer Aufstiegssaison?

Ja.
Sie sehen, diese Partie hatte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr auf dem Schirm. Daran erinnere ich mich auch jetzt kaum noch. Wenn ich einen persönlichen Bezug zu drei Toren herstelle, fällt mir nicht Schwenningen ein, sondern Schalke 04. Das war mein erstes Bundesligaspiel überhaupt – und da war ich auch gleich dreimal erfolgreich. Diesen Tag vergesse ich nie.

Es war der 11. August 1973 – ein ganz besonderes Erlebnis für einen Stürmer?
Natürlich passiert das nicht alle Tage. Auf meinen Einstand gegen Schalke sprechen mich heute übrigens sogar immer noch mehr Leute an als auf mein Tor im Mai 1984 zum 2:1 bei Werder Bremen, das uns den Meistertitel beschert hat.

Vielleicht muss Terodde in 30 Jahren dann ja auch nach wie vor regelmäßig Fragen zu seiner Gala gegen Bielefeld beantworten – weil das vielleicht entscheidend war, dass der VfB in dieser Runde den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga schafft.
Wir sind da in der Tat auf einem guten Weg und auch punktemäßig absolut im Soll.

Welchen Anteil hat Terodde daran?
Wir haben ihn ja im Frühsommer als aktuellen Torschützenkönig der zweiten Liga aus Bochum geholt – und er zeigt immer mehr, dass wir damit richtig lagen. Er bringt die Qualitäten ein, die wir uns von ihm erhofft und erwartet hatten.

Welche Eigenschaften meinen Sie damit im Speziellen?
Herausragend ist seine Kopfballtechnik.

Ihre Stärke war das früher nicht unbedingt?
Stimmt, aber mit 1,75 Metern bin ich auch viel kleiner als er. Ich war ein ganz anderer Stürmertyp – eher spielerisch veranlagt.

Was gefällt Ihnen an Terodde noch?
Sehr eindrucksvoll finde ich, wie er sich für das Team einsetzt und aufopfert. Ohne diesen Willen wäre beispielsweise sein erstes Tor gegen Bielefeld nicht möglich gewesen, als er konsequent nachgesetzt hat.

Gibt die Leistung am Sonntag weiteren Auftrieb für Terodde?
Gerade ein Mittelstürmer lebt ja vom Selbstvertrauen – und das wird bei ihm jetzt sicher größer. Einen Mann mit seiner Spielweise brauchen wir ganz dringend. Die Mannschaft weiß, was sie an ihm hat.

Mit wem würden Sie Terodde vergleichen?
Am ehesten mit Dieter Hoeneß oder Horst Hrubesch – aber Simon arbeitet auch noch mehr nach hinten und für die Mannschaft.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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