Christian Gentner
„Ich will nicht um die goldene Ananas spielen“ Heute geht's für den VfB gegen Hannover 96. Christian Gentner hat mit dem VfB Stuttgart in dieser Saison alle Pflichtspiele bestritten. Im StZ-Interview zieht er eine Zwischenbilanz und blickt voraus auf die verbliebenen Ziele.
Auch in Hannover wird Christian Gentner am Sonntag versuchen, das VfB-Spiel zu ordnen – so wie in jeder anderen Partie dieser Saison. „Wir müssen zusehen, dass der Vorsprung nach unten nicht schmilzt“, sagt der 27-Jährige.
Herr Gentner, wissen Sie, Ihr wievieltes Pflichtspiel Sie in Hannover bestreiten?
Nicht wirklich. Es müssen eigentlich schon ziemlich viele gewesen sein.
Es ist Ihr 44., Sie haben in keinem einzigen Spiel gefehlt und sind damit der Bundesligaprofi mit den meisten Einsätzen.
Tatsächlich? Dann will ich hoffen, dass ich das bis zum Saisonende noch durchziehen kann – im Idealfall also noch neun Spiele.
Dabei wurde beim VfB doch immer so viel über die Dreifachbelastung geklagt. Warum hat sie Ihnen keine Probleme bereitet?
Erstens bedarf es einer ausgeprägten körperlichen Fitness. Die ist bei mir vorhanden. Zweitens muss man von Verletzungen verschont bleiben – glücklicherweise ist auch das bei mir bislang der Fall gewesen. Und schließlich ist es nicht zuletzt Kopfsache, alle drei Tage ein Spiel zu bestreiten.
Wie bekommen Sie das hin?
Ich habe gelernt, zwischendurch vom Fußball auch mal gedanklich wegzukommen. Sonst fällt man irgendwann in ein Loch. Früher habe ich mir im Fernsehen jedes Fußballspiel angeschaut, die Sonntagsspiele, montags die zweite Liga, dann die Champions League. Jetzt schalte ich mehr ab, mache andere Dinge. Ich habe gemerkt, dass mir das sehr guttut.
Würden Sie somit sagen, dass diese Saison trotz aller Tiefen der Mannschaft für Sie persönlich eine gute ist?
In dieser Hinsicht schon. Dennoch ist natürlich alles vor allem vom Mannschaftserfolg abhängig. Als Führungsspieler kann ich auch nur zufrieden sein, wenn wir als Mannschaft erfolgreichen Fußball spielen.
Wie fällt das sportliche Fazit der bisherigen Saison aus?
Durchwachsen. Man muss ehrlich sein: Im Europapokal sind wir zwar relativ weit gekommen, allerdings waren einige Spiele nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Besonders enttäuschend war es, wie einfach wir gegen Rom ausgeschieden sind.
In der Bundesliga lief es nicht viel besser.
Klar, auch damit können wir nicht richtig zufrieden sein. Wir wollen uns nicht mehr auf die Schulter klopfen, wie nach dem Dortmund-Spiel, als wir zwar gut dagegengehalten, aber trotzdem verloren haben. Das muss anders werden.
Bleibt der DFB-Pokal, um die Saison einigermaßen zu retten.
Da haben wir noch eine Riesenchance. Und da lassen wir uns auch nicht vorwerfen, wir hätten nur kleine Gegner gehabt. Das ist völlig egal. Wir stehen einen Schritt vor Berlin, und den wollen wir unbedingt gehen. Das wäre eine große Sache, weil das in Erinnerung bleibt und uns das für die Zukunft auch einen Schub geben kann.
Geht es in den nächsten beiden Spielen vor allem darum, sich Selbstvertrauen fürs Halbfinale gegen Freiburg zu holen?
Darum geht es nicht alleine. Wir müssen einerseits weiterhin vorsichtig sein und zusehen, dass der Vorsprung nach unten nicht schmilzt. Und dass andererseits Hannover und Gladbach vor uns stehen, sollte uns so anspornen, dass wir alles daransetzen, dies zu ändern.
Trotzdem ist das Freiburg-Spiel das mit Abstand wichtigste.
Wir wollen sehr hoffen, dass wir nicht noch wichtigere Spiele im Abstiegskampf haben. Und was die Freiburger betrifft: Sie spielen eine hervorragende Saison – aber ich glaube, dass sie schon auch am Limit spielen. Wir jedoch können noch einen Tick zulegen – vor einer hoffentlich tollen Kulisse.
Quelle: Stuttgarter Zeitung