Bundesliga
"Wir werden wieder die richtige Mentalität beweisen"Der VfB Sportvorstand Michael Reschke spricht im Interview über den Fall Chadrac Akolo, die Leistung in Mainz sowie das anstehende Heimspiel gegen den FC Schalke 04.
Michael Reschke, am vergangenen Samstag lag für Chadrac Akolo keine Spielberechtigung für das Bundesligaspiel des VfB in Mainz vor. Was waren die Hintergründe?
Michael Reschke: "Nicht-EU Ausländer benötigen eine gültige Aufenthaltsgenehmigung, um eine Spielberechtigung für die Bundesliga zu bekommen. Eine solche Aufenthaltsgenehmigung liegt für Chadrac vor und diese wurde bereits am 9. August 2017, direkt nach Erhalt von der entsprechenden Behörde, beim VfB eingescannt und in das „TOR-System“ der DFL hochgeladen. Die DFL hat dieses Dokument aber angeblich nicht erhalten, sodass bei der DFL nur die vorrübergehende Aufenthaltsgenehmigung von Chadrac Akolo hinterlegt war. Und diese endete just am 20. Januar 2018, also am Tag des Spiels."
Und mit der Aufenthaltsgenehmigung erlischt automatisch das Spielrecht des Spielers?
Michael Reschke: "Richtig. Am Tag vor dem Spiel, als wir die Spielberechtigungsliste routinemäßig kontrolliert haben, war Chadrac noch spielberechtigt. Und einen Tag später nicht mehr."
Gibt es in einem solchen Fall eine Warnung der DFL an den jeweiligen Verein?
Michael Reschke: "Uns ist kein vergleichbarer Fall bekannt. In unserem Fall gab es keinen rechtzeitigen Hinweis von der DFL über die bevorstehende Streichung des Spielers von der Spielberechtigungsliste. Hier müssen sich alle Beteiligten die Frage nach einem künftigen Warnsystem stellen."
Denken Sie über weitere Konsequenzen nach?
Michael Reschke: "Wir haben alle erforderlichen Dokumente am 9.8. 2017 im Online System der DFL hochgeladen. Bei dieser Übertragung ist aber, ohne dass es für uns erkennbar gewesen wäre, ein technischer Fehler aufgetreten. Ob dieses IT-Problem in der Sphäre der DFL oder des VfB aufgetreten ist, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden. Nach eingehender rechtlicher Beratung sind wir aber zu der Einschätzung gekommen, dass ein Einspruch gegen die Wertung der Partie selbst dann, wenn der Fehler beweisbar auf Seiten der DFL läge, aus rechtlichen Gründen aussichtslos wäre."
Dennoch ist der VfB quasi durch einen Fehler im System benachteiligt worden?
Michael Reschke: "Das ist der Punkt. Die Thematik hatte ohne Zweifel maßgeblichen Einfluss auf die Spielvorbereitung. Die Mannschaft wurde vom Trainerteam während der Trainingswoche unter völlig anderen Vorzeichen auf das Spiel vorbereitet, das musste kurzfristig geändert werden. Wir haben im Bus auf der Fahrt ins Stadion erfahren, dass wir unseren derzeit treffsichersten Offensivspieler ersetzen müssen. Das schüttelt keine Mannschaft so einfach aus den Kleidern."
Dennoch ist die Mannschaft in Führung gegangen und hat es dann erneut nicht geschafft auswärts dreifach zu punkten.
Michael Reschke: "Wir haben nicht so gespielt, wie man in der Bundesliga auftreten muss. Das war umso enttäuschender, weil wir bei einem direkten Konkurrenten gespielt haben, den wir mit einem Sieg deutlich auf Distanz gehalten hätten. Gemeinsam mit der Mannschaft werden alle sportlich Verantwortlichen, wie nach jedem Spiel, die Gründe für die Leistung in den kommenden Tagen ansprechen und aufarbeiten."
In diesem Zusammenhang wurden Ihre Aussagen nach dem Spiel teilweise als Kritik an der taktischen Ausrichtung der Mannschaft gewertet?
Michael Reschke: "Wie Hannes schon festgestellt hat, sind wir im ständigen Austausch zu allen Themen, die unser Profiteam betreffen. Unsere Absprachen sind sehr partnerschaftlich und vertrauensvoll. Natürlich sprechen wir dabei auch über die taktische Ausrichtung und einzelne Spieler. Dass dies nach einer solch enttäuschenden Leistung wie in Mainz vertieft stattfindet, liegt doch in der Natur der Sache. Aber es ist auch sonnenklar, dass Hannes und sein Trainerteam in Sachen Aufstellung und Taktik alle Entscheidungen treffen."
Mit Blick auf Samstag und das Spiel gegen Schalke 04 in der Mercedes-Benz Arena…
Michael Reschke: "… geht es zu aller erst darum, wieder die richtige Mentalität zu beweisen. Ab Dienstag werden wir alle gemeinsam alles darauf ausrichten, damit am Samstag jeder im Stadion wieder das Team zu sehen bekommt, das wir kennen und dem wir vertrauen. Wir haben nach wie vor eine ordentliche Ausgangsposition in der Tabelle. Und wir sind absolut davon überzeugt, dass wir unser Saisonziel erreichen."
Der Transfermarkt ist noch bis Ende Januar geöffnet. Sind Veränderungen im Kader denkbar?
Michael Reschke: "Natürlich sind Veränderungen denkbar. Der Transfermarkt wird von uns permanent intensiv durchleuchtet. Hinsichtlich möglicher Transfers sind Realismus und Sinnhaftigkeit gefragt. Nicht panisches Reagieren. Wir werden im schwierigen Wintertransferfenster nicht um jeden Preis agieren, sondern nur dann aktiv werden, wenn wir von einer Lösung überzeugt sind. Genauso überzeugt, wie wir es von den bisherigen Neuzugängen Mario Gomez und Erik Thommy sind."
Quelle: vfb.de