2. Liga
Praktisch durch, aber rechnerisch noch nichtDer VfB Stuttgart hat in Hannover mit 0:1 verloren, steht aber unmittelbar vor der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Denn Eintracht Braunschweig ist mit 0:6 in Bielefeld unter gegangen, was die Ausgangslage vor dem letzten Saisonspiel entscheidend beeinflusst.
Mit dem eingewechselten Daniel Ginczek kommt mehr Wucht ins VfB-Spiel, doch
ein Treffer gelingt den Stuttgartern in Hannover nicht.
Alexandru Maxim hat noch einmal Maß genommen. An der Strafraumgrenze lag der Ball zum Freistoß bereit. Eine gute Position für ihn – und vielleicht die letzte Chance für den VfB Stuttgart, um noch zum Ausgleich zu kommen. Doch es sollte nicht sein. Der Schuss ging knapp am Tor von Hannover 96 vorbei – und der VfB muss nach der 0:1-Niederlage weiter warten, um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga ganz perfekt zu machen.
Viel fehlt dem Team von Trainer Hannes Wolf nicht mehr. Ein Pünktchen noch am Sonntag (15.30 Uhr) gegen die Würzburger Kickers, dann ist es auch rechnerisch perfekt. Praktisch ist dem Tabellenführer die Rückkehr aber jetzt schon kaum zu nehmen. Drei Zähler mehr und eine um zehn Treffer bessere Tordifferenz müssten nach allem Ermessen reichen, um Eintracht Braunschweig auf dem Relegationsplatz zu halten. Wobei die Mannschaft von Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht einen gewaltigen Beitrag zur Gesamtstimmung beim niedersächsischen Rivalen beigetragen hatte. Durch das 0:6 in Bielefeld.
Damit hatte keiner gerechnet. Und im Lager des VfB löste das Ergebnis zwiespältige Gefühle aus. Alexandru Maxim lief durch den Kabinengang und schrie: „Wir sind erste Liga, Männer!“ Sein Mannschaftskollege Matthias Zimmermann gab sich reservierter: „Danke an Bielefeld, aber wird sind noch nicht durch.“
Die Fans feiern trotz der Niederlage
Inoffizielle Glückwünsche mussten Trainer Hannes Wolf und Manager Jan Schindelmeiser aber bereits am Spielfeldrand entgegennehmen. Ebenso der Präsident Wolfgang Dietrich auf der Ehrentribüne. Sichtlich mitgenommen war er nach dem Abpfiff und gehörte zu jenen, die noch diplomatische Töne anschlugen. „Wir haben den Bigpoint verpasst, gehen aber hoffnungsvoll in die nächste Partie“, sagte Dietrich.
Die 8000 mitgereisten VfB-Fans feierten trotzdem – auch wenn ihr Lieblingsteam fußballerisch nicht gerade überzeugt hatte. Vor allem nach vorne lief wenig. Was an der starken Defensive der Gastgeber lag, aber auch an der aufgeheizten Atmosphäre.
Viele Fouls und viele Fehler prägten das Geschehen. So benötigte der VfB einige Zeit, um sein Spiel zu sortieren. Weil die Hannoveraner bissiger zu Werke gingen und die Stuttgarter anfangs damit beschäftigt waren, in die Zweikämpfe zu kommen. Ein verpasster Ball von Martin Harnik sowie ein Kopfball von Niclas Füllkrug brachten das VfB-Tor etwas in Gefahr.
Doch die herausragenden Momente in der HDI-Arena kamen zunächst von der Anzeigetafel: 1:0 für Bielefeld gegen Braunschweig und kurz darauf sogar das 2:0 für Bielefeld – der Aufstiegskonkurrent strauchelte, und die Fans beider Lager in Hannover jubelten bis zum Ende über die Einblendungen auf der Anzeigetafel. Somit blieb das Geschehen auf der Bielefelder Alm auch nicht den Spielern beider Teams auf dem Rasen verborgen. Die Folge: Gedrosseltes Tempo – bis die Stuttgarter etwas zu lässig verteidigten und Felix Klaus zum 1:0 traf (40.).
Der VfB bietet kaum Konstruktives im Spiel
Es war das sechste Saisontor des Hannoveraners. Mit der Besonderheit, dass er zuletzt im Hinspiel beim 2:1 gegen den VfB getroffen hatte. Und bei den Stuttgartern ließ sich mal wieder eine Fehlerkette knüpfen. Ebenezer Ofori verlor den Ball, Alexandru Maxim hatte Pech beim Versuch, den Ball zu kontrollieren, und Timo Baumgartl konnte Klaus nicht am Torschuss hindern.
Auf der Gegenseite mühte sich der VfB vergeblich. Kaum Konstruktives gab es. Ein Konter über Marcin Kaminski und Alexandru Maxim war im ersten Durchgang noch die verheißungsvollste Szene, aber die Hereingabe war zu ungenau für Simon Terodde (36.). Ein Schuss von Josip Brekalo ließ sich dann nur noch mit Wohlwollen in die Kategorie Torchance einordnen (38.).
Mehr ging im ersten Abschnitt nicht. Was Wolf zu einem schnellen Doppelwechsel animierte: Daniel Ginczek und Matthias Zimmermann kamen kurz nach der Pause – und die Gäste besser zum Zug. Mit all seiner körperlichen Wucht setzte sich Ginczek im Strafraum durch, aber seinen Schuss wehrte der 96-Schlussmann Philipp Tschauner ab – mit dem Gesicht (57.).
Die besseren Möglichkeiten durch Martin Harnik (Mitch Langerak und der Pfosten retteten) hatte jedoch das Team von 96-Trainer André Breitenreiter, das die letzten Minuten in Unterzahl überstehen musste. Der Abwehrchef Salif Sané hatte die Rote Karte gesehen, als Terodde gefoult wurde und Maxim zu seinem Freistoß kam (88.).
Quelle: Stuttgarter Zeitung