William Kvist

Let’s Kvist again – William will’s wissen



Im vergangenen Jahr hatte William Kvist nicht unbedingt das, was man einen erholsamen Urlaub nennen würde. Besser gesagt: Er hatte fast gar keinen. „Nur fünf Tage“, erinnert sich der Däne, der damals vom FC Kopenhagen zum VfB Stuttgart gewechselt ist. Dagegen erlebte Kvist nun beinahe paradiesische Zustände. Am 18. Juni begann nach dem EM-Aus seine freie Zeit, vergangenen Montag (9. Juli) musste er beim VfB wieder antreten. Bedeutet: drei Wochen Urlaub, Zeit zum Ausruhen, Gelegenheit, die Beine hochzulegen, auszuspannen und einfach mal nichts zu tun. Klingt super – doch was machte Kvist? Der konnte einfach nicht stillsitzen.

Erst besuchte er mit seiner Freundin Christine die Familie in Dänemark, nach ein paar Tagen kehrten die beiden nach Stuttgart zurück – um dann einen wahren Aktiv-Urlaub zu verbringen. „Wir waren in Südtirol zum Wandern, an einem Tag haben wir 1250 Höhenmeter geschafft“, erzählt Kvist und grinst voller Stolz. Weil ihm nicht nur die Bergtour einen Heidenspaß gemacht hat, sondern auch die Nachricht, die er danach Richtung Stuttgart sendete. Per Pulsmessuhr hatte er seine Leistungen aufgezeichnet, Christos Papadopoulos, der Fitnesstrainer des VfB, hatte seine helle Freude. Gnade kennt er deshalb aber nicht.

„Die Deutschen hatten das bessere Team“

Das Vorbereitungsprogramm hat es in sich, und weil Kvist eine Woche verpasst hat, muss er in der kommenden Woche, wenn seine Kollegen ein paar Tage freihaben, wohl Sonderschichten schieben. Unter Stress setzt ihn das aber nicht: „Fünf, sechs Wochen – das ist lang genug für eine gute Vorbereitung.“ Wie wichtig die ist, hat dem Nationalspieler nicht nur der Blick auf das Pensum in der Hinrunde gezeigt, sondern auch die EM.

Vor dem Turnier war er verletzt, zum Start nicht ganz fit, „deshalb ging es für mich mehr ums Überleben als darum zu glänzen“. Immerhin: Kvist kämpfte sich durch, besiegte mit Dänemark die Niederlande und war nahe dran am Weiterkommen in der Todesgruppe. Das Aus kam im letzten Gruppenspiel durch die Niederlage gegen Deutschland. „Die Deutschen hatten das bessere Team“, erinnert sich Kvist – obwohl er alles versuchte, Mesut Özil am Spiel zu hindern. Gegen den Spielmacher des DFB-Teams machte Kvist nämlich das, was „ich noch nie zuvor gemacht habe“. Er spielte Manndecker und heftete sich wie eine Klette an den Star von Real Madrid. Die Folge: „Özil hatte in diesem Spiel keinen Spaß – aber ich auch nicht.“ Dennoch gab es Anerkennung – auch von Bruno Labbadia. „Je länger die EM lief, umso mehr kam William ins Rollen“, sagt der VfB-Trainer, der dem frühen Aus der Dänen aber auch viel Positives abgewinnen kann: „Schade für ihn, aber Glück für uns.“ Denn so verpasste Kvist nur einen kleinen Teil der Vorbereitung in Stuttgart.

Die kleine Enttäuschung hat William Kvist längst verarbeitet, nun blickt er nach vorn – und zieht aus der EM neue Motivation. Beim Wettstreit mit den Besten hat er festgestellt, dass er sich weiterentwickeln muss. „Ich habe noch Luft nach oben“, sagt er und setzt große Hoffnungen in sein zweites Jahr in der Bundesliga. „Jetzt weiß ich, was auf mich zukommt“, erklärt Kvist, „und mein Körper ist die Belastung gewohnt.“ Also geht er die neue Runde selbstbewusst an.

„Ein Wesley Sneijder oder ein Cristiano Ronaldo werde ich nicht mehr“

„Ein Platz unter den besten sechs muss wieder unser Ziel sein“, sagt er forsch und ergänzt: „Auch in der Europa-Liga wollen wir weit kommen.“ So weit seine Ansprüche an die Mannschaft. Seine persönlichen Ziele hat er dagegen noch nicht festgelegt. Das geschieht erst im Trainingslager in Donaueschingen – wenn Kvists Mentalcoach aus Dänemark anreist. Allerdings: Auch ohne den Berater aus der Heimat weiß der 27-jährige Däne seine Möglichkeiten einzuschätzen. „Ein Wesley Sneijder oder ein Cristiano Ronaldo werde ich nicht mehr“, sagt Kvist. Was gar nicht so schlimm ist.

Denn im Spiel gegen Portugal hat William Kvist eines verwundert festgestellt: Wie wenig Ronaldo nach hinten arbeitet. „Das“, sagt Kvist und lächelt, „würde beim VfB nicht gehen.“

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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