Bundesliga

Christian Gentner bittet die Fans um Geduld



Nur eine Niederlage aus den vergangenen acht Bundesligaspielen – allerdings auch kein Sieg aus den letzten vier Partien. Der VfB steht an diesem Sonntag beim SC Freiburg unter Druck und muss punkten, um nicht nach unten schauen zu müssen. Findet auch Kapitän Christian Gentner.

Herr Gentner, im Spiel bei Borussia Dortmund haben Sie sich eine Innenbanddehnung zugezogen – wie geht es Ihrem Knie?
Es ist alles im grünen Bereich. Ich trainiere zu Beginn der Woche individuell, aber um meinen Einsatz beim SC Freiburg am Sonntag muss man sich wohl keine Sorgen ­machen.
Nach dem 1:6-Debakel beim BVB ist Wiedergutmachung angesagt – auf was kommt es an im Spiel beim Sportclub?
Freiburg kommt vor allem bei Heimspielen über die Emotionen, sie kämpfen, sie sind aggressiv, und das überträgt sich dann auch auf die Zuschauer, die dann im engen Stadion eine tolle Stimmung machen, zumal es sich um ein Derby handelt. Wir müssen dagegenhalten, die Ruhe bewahren und unser Spiel durchbringen.
Das wollten Sie schon in Dortmund, was gründlich in die Hose ging. Vor allem im Mittelfeld waren die Lücken groß – in einigen Phasen rannten die einen nach vorne, die anderen blieben hinten.
Das ist richtig. Vor allem in der Phase nach dem Doppelschlag zum 1:3 und zum 1:4, das muss ich mir auch ein Stück weit ankreiden. Dass wir kompakt stehen und homogen auftreten, dafür bin ich als zentraler Mittelfeldspieler mit zuständig. Vielleicht muss ich das auf dem Platz noch klarer kommunizieren.
Was muss sonst noch besser werden?
Wir waren in den vergangenen Wochen nicht effektiv genug vor dem Tor. Vor allem die Unentschieden vor dem Spiel in Dortmund waren da extrem ärgerlich. Wenn wir aus den Partien mehr geholt hätten, hätten wir jetzt eine entspanntere Situation.
Freiburg könnte mit einem Sieg den Abstand zum VfB auf zwei Punkte verkürzen und Sie in den Tabellenkeller ziehen.
Wir wissen doch, wie schnell das in der Liga alles gehen kann. Nehmen Sie den VfL Wolfsburg. Die haben jetzt dreimal nacheinander gewonnen und sind jetzt plötzlich wieder oben mit dabei.
Sie spielen – Freiburg ausgenommen – in den restlichen Hinrundenspielen gegen Mannschaften, die ebenfalls den Anspruch haben, in den Europapokal einzuziehen. Nach Freiburg sind Mönchengladbach, Schalke, Hannover und Wolfsburg die nächsten Gegner – das ist kein leichtes Programm.
Auch wenn wir uns mit Dortmund und Bayern derzeit nicht messen können, können wir gegen die kommenden Gegner etwas holen. Da bin ich zuversichtlich.

Was braucht es dazu?
Wichtig ist zuallererst, dass wir als Mannschaft und als ganzer Verein auch nach vier sieglosen Spielen die Ruhe bewahren. Wir wollen langfristig mit dem Trainerteam etwas entwickeln, und dazu braucht es Zeit und Geduld. Das ist ein Prozess, und da sind Rückschläge eingeplant.
Was wollen Sie entwickeln?
Kreativ, mutig, immer angriffsbereit, mit hohem Tempo und wenigen Ballkontakten aufzutreten. Wir wollen unsere Spielanlage verbessern – und sind da nach wie vor noch im Anfangsstadium.
Und was genau fehlt Ihnen noch?
Manchmal der Mut, sich auch in Bedrängnis immer zu zeigen und die Bälle zu fordern, mit Risiko zu spielen und auch in Drucksituationen die Ruhe an der Kugel zu bewahren und auf lange Bälle zu verzichten.
Auch bei Borussia Dortmund wollten Sie spielerisch überzeugen – der Schuss ging nach hinten los.
Da sind wir auf einen Gegner getroffen, der dir fast keine Luft zum Atmen lässt und ein perfektes Pressing fabriziert. Momentan kann sich kein Team aus der Liga über eine Saison ernsthaft mit Bayern München und Borussia Dortmund messen.
Hätten Sie da mit diesem Wissen nicht anders auftreten müssen und beim BVB auf die eigenen spielerischen Ansprüche verzichten ­sollen?
Nein, wir wollen unser Spiel durchbringen und uns unseren Mut beibehalten. Auch wenn es gegen einen solch starken Gegner nicht funktioniert hat.
Manchmal braucht es aber auch dreckige Siege. Oder ein hart erkämpftes 0:0 – vor allem gegen solch einen starken Gegner.
Aber das eine schließt doch das andere nicht aus. Wenn wir offensiv überzeugen wollen und uns nicht nur hinten reinstellen, heißt das noch nicht, dass wir nicht kämpfen und mit aller Macht dagegenhalten. Schauen Sie sich unsere Partie bei Hertha BSC an (1:0 am fünften Spieltag, d. Red.).
Wie lange dauert es denn noch, bis Sie Ihren spielerischen Plan verinnerlicht haben und ihn dann auch perfekt auf dem Platz umsetzen können?
Also mehrere Spielzeiten sollte das nicht dauern (lacht). Aber Spaß beiseite – wenn ich sehe, wie wir täglich trainieren und die Vorgaben des Trainerteams immer besser umsetzen, macht mir das große Hoffnung. Ich baue auch sehr auf die kommende Winter-Vorbereitung zu Beginn des neuen Jahres. Da haben wir nochmals Zeit, Dinge gezielt einzustudieren, da können wir zum Beispiel im Trainingslager gezielt arbeiten.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]