Bruno Labbadia

"Intensiv und spannend"



Bruno Labbadia und Eddy Sözer sind an diesem Mittwoch zwei Jahre beim VfB im Amt. Der Cheftrainer denkt dabei gerne an den Moment seiner größten inneren Zufriedenheit zurück.

Bruno Labbadia hat es sich nicht leicht gemacht. Es war der 12. Dezember 2010. Er trat erstmals in seiner neuen Funktion als VfB Cheftrainer vor die Stuttgarter Journalisten, sprach über seine schwierige Aufgabe, seine früheren Amtszeiten in Hamburg und Leverkusen sowie die prekäre Situation beim VfB und sagte: "Es ist nicht mehr fünf vor Zwölf, wir sind darüber hinaus."

Vor ihm lag an diesem Sonntag, dem 3. Advent, ein Medien-Marathon. Als anstrengender und undankbarer galten allerdings die sportlichen Aufgaben in der eigentlich so besinnlichen Vorweihnachtszeit. In der UEFA Europa League erwartete jeder einen Sieg gegen Odense, darauf folgten zwei Partien gegen den FC Bayern München, zweimal zu Hause, in der Liga und im Pokal. Es hätte Bruno Labbadia wohl niemand verübelt, wäre er erst zur Winterpause seinen neuen Job angetreten. Er aber wollte diese Herausforderung.

Wegducken ist schließlich nichts für den 46-Jährigen. "Wir haben einen schwierigen, aber auch interessanten Weg vor uns", sagte er und schon seine ersten 270 Minuten an der Seitenlinie beim VfB hatten es in sich. Immerhin elf Tore schoss das Team in den drei Partien in sieben Tagen, fünf davon bei seinem Debüt. Doch dass es schwierig werden würde, bestätigte die Tatsache, dass trotz der vielen Treffer die beiden Spiele gegen den deutschen Rekordmeister verloren gingen, mit 3:5 und 3:6 – ein turbulenter Start für den akribischen Arbeiter, wovon er sich aber nicht beirren ließ.

Erstmals eine Auszeit

Schließlich war er ausgeruht, hatte sich nach seinen sieben Trainerjahren, in denen er im "Rekordtempo" von der vierten in die erste Liga geeilt war, erstmals eine Auszeit genommen. Ein halbes Jahr – zum Kraft tanken, reflektieren, Fehler analysieren. Gemäß seinem Credo "Erfolg geht nur über Arbeit" legte er mit seinem Assistenz-Coach Eddy Sözer sowie dem im Januar verpflichteten Reha- und Fitness-Trainer Christos Papadopoulos in der Winterpause ordentlich los.

Die Profis ackerten und schnauften, sie trainierten geordneten Fußball, übten Geschlossenheit in allen Bereichen. Ihr Trainer sprach viel mit ihnen, so wie er es immer tut. Er will die Zuhörer mitnehmen, will ihnen seine Gedankengänge und Vorhaben erklären. Die Arbeit fruchtete, der VfB schied zwar in der Europa-League-Zwischenrunde aus, kletterte aber in der Liga von Tabellenplatz 17 auf den zwölften Rang am Saisonende. Das Ziel Klassenverbleib war geschafft, sogar noch mit einer positiven Tordifferenz. Bruno Labbadias schwieriger Einstieg, eine Saison, die niemand beim VfB mehr erleben möchte, wie die Spieler immer wieder betonen, hatte ein positives Ende. In der Folge-Saison ergänzte der Torhüter-Coach Andreas Menger das Trainer-Team. Der VfB Motor stockte in der Hinrunde, lief nach der Winterpause aber so flüssig, dass die Mannschaft die drittbeste Rückrunde auf den Platz zauberte und sich für die Play-offs der Europa League qualifizierte – eine erfolgreiche Saison, auch wenn im Pokal erneut beim FC Bayern München Endstation war.

Ungewohnte Situation

Nun, genau zwei Jahre nach seinem Amtsantritt, findet sich Bruno Labbadia in einer für die Saison 12/13 ungewohnten Situation vor. Die Kalenderwoche 50 ist schließlich die erste nicht-englische der aktuellen Spielzeit, in der außerdem die Nationalspieler anwesend sind. Am Jubiläums-Tag bittet er seine Mannschaft zur ersten Übungseinheit nach dem 3:1-Sieg gegen Schalke.

Hinter dem Trainer liegen turbulente Wochen, mit Aufs und Abs seiner Mannschaft sowie einer Pressekonferenz, die ihm einen Bruno-Labbadia-Rap bescherte. Doch unter dem Strich kann der Familienvater auf eine erfolgreiche Hinserie verweisen. Im DFB-Pokal besteht schließlich noch vor der Winterpause die Chance ins Viertelfinale einzuziehen, in der Liga hat sein Team die Möglichkeit auf den internationalen Plätzen zu überwintern, in der Europa League spielt der VfB auch 2013 noch mit.

In diese Phase fällt nun das Zweijährige von Bruno Labbadia und seinem Team. Ihm reichen zwei Worte, um diese zusammenzufassen: "Intensiv und spannend." Fredi Bobic sitzt am Tag vor dem Jubiläum in seinem Büro und bei der Frage nach einem besonderen Ereignis in der Amtszeit des Trainers fällt dem Sportdirektor die 2:4-Heimniederlage des VfB am 29. Spieltag der Saison 10/11 gegen den 1. FC Kaiserslautern ein. "Damals hat Bruno Ruhe bewahrt, den klaren Blick für das Ziel beibehalten." Weil er selbst genauso gedacht habe, empfand Fredi Bobic das als "harmonisch" und fühlte sich dabei in der Verpflichtung des Übungsleiters bestätigt.

In dessen "sehr erfolgreiche Arbeit", weshalb das Fazit "absolut positiv" ausfalle, mischt sich nur ein fader Beigeschmack: "Er ist fitter geworden in diesen zwei Jahren als ich." Fredi Bobic lacht und schiebt augenzwinkernd den Grund nach: "Weil er mehr Zeit hat." Auch der Trainer selbst hat in der Nachschau positive Erinnerungen an seine Anfangssaison beim VfB. "Vor allem das erste halbe Jahr war das Entscheidende – für den Verein, für die Spieler, für uns alle."

Innere Zufriedenheit

Die Facette Abstiegskampf kannte er bis dato noch nicht. Die ersten sechs Monate seien "die schwierigsten, aber auch die zufriedenstellendsten" gewesen. Schließlich schaffte der VfB am vorletzten Spieltag den Klassenverbleib. "Diese innere Zufriedenheit nach dem Hannover-Spiel hatte ich zuvor noch nie gespürt", sagt Bruno Labbadia und ergänzt: "Das würde ich über alles stellen."

Nach zwei Jahren an der Seitenlinie beim VfB ist er unter dem Strich "auf jeden Fall zufrieden". Den Coach freut dabei vor allem, dass sich die Mannschaft in der gesamten Phase weiterentwickelte. Das Stichwort Entwicklung durchzieht auch das Fazit seines Assistenten Eddy Sözer, der sich darüber freut, dass sich die Mannschaft stetig verbessert und auch Tiefen überwunden hat. "Ich bin schon stolz, einen Verein wie den VfB mittrainieren zu dürfen", sagt Eddy Sözer, dem der Jahrestag durchaus "sehr bewusst" ist. Schließlich sei die "Halbwertszeit in diesem Geschäft nicht allzu hoch".

Daher werden er und Bruno Labbadia an diesem 12. Dezember 2012, exakt zwei Jahre nach ihrem ersten Arbeitstag beim VfB, auch ein wenig anstoßen. Schließlich müssten die Zeiger der Gefahrenuhr aktuell einige Runde drehen, damit es beim VfB wieder später als fünf vor Zwölf ist.

Quelle: vfb.de


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