Bundsliga

Vier Pleiten in Folge – was nun, VfB?

Am Morgen nach dem peinlichen Auftritt beim 1:3 in Düsseldorf gab es klare Ansagen. Trainer Bruno Labbadia redete, die Spieler hörten zu. „Der Ton war der Situation angemessen, es wurde Klartext gesprochen“, berichtete Manager Fredi Bobic. Als der Coach später über die Krisensitzung sprach, war klar: Es muss ziemlich laut gewesen sein in der Kabine. „So etwas können wir nicht akzeptieren, wir haben in der Rückrunde die Spiele hergeschenkt“, sagte Labbadia, „jetzt wird es wieder ein Kraftakt, dass wir es hinbekommen.“

Der VfB hat die vergangenen vier Liga-Spiele verloren. Am kommenden Samstag gegen Werder Bremen (15.30 Uhr) steht das Team gewaltig unter Druck. Bekommt es die Mannschaft dann tatsächlich hin, den Bock umzustoßen? Oder muss der Club aus Cannstatt Angst vor dem Absturz haben? Die Probleme jedenfalls sind vielschichtig.

Die Fehler

Irgendwie machten die Jungs in Weiß und Rot in Düsseldorf alles falsch. Einfache Ballverluste führten zu den Gegentoren, der Spielaufbau war eine Katastrophe – und das Schlimmste: Führungsspieler wie William Kvist versagten komplett. Der Däne schleppte sich mehr über den Platz, als dass er rannte. Kapitän Serdar Tasci verschuldete mit seinem Fehlpass das 1:3. „Es war keiner da, der die Fehler ausmerzen konnte, eigentlich müssten die Leute da sein, die das können“, sagte Labbadia.

Und eigentlich müssten auch Leute da sein, die einen Aufsteiger wie Fortuna Düsseldorf in Bedrängnis bringen können. Die strukturiert nach vorne spielen – erst recht, wenn man das in der Trainingswoche zuvor permanent geübt hat. „Wir waren in den falschen Räumen“, sagte Labbadia, „wir haben viel zu viele Bälle hinten abgeholt, anstatt uns zwischen den Viererketten zu zeigen.“ Das Team setzte die Vorgaben des Trainers nicht um. Falls sich das nicht ändert, schlittert der VfB tiefer in die Krise. Beunruhigend ist zudem, dass sich die Mannschaft offenbar nicht weiterentwickelt. Sportlichen Höhenflügen folgen oft Tiefschläge. Labbadia hat es bisher nicht geschafft, sein Team auf ein konstant hohes Niveau zu bringen.

Der Torwart

Bisher war es oft so: Wenn die Abwehr Chancen zuließ, war Sven Ulreich zur Stelle. Der Keeper parierte auch scheinbar Unhaltbare und rettete dem VfB Punkte. In der Rückrunde hat sich das Bild gewandelt. Schon im ersten Spiel beim VfL Wolfsburg patzte der Torhüter – in Düsseldorf tat er es wieder. Beim 3:1 durch einen 20-Meter-Schuss von Oliver Fink sah Ulreich nicht gut aus. „Er weiß, dass er den Ball halten kann“, sagte Fredi Bobic, was Trainer Labbadia später bestätigte. Doch Ulreich behauptete das Gegenteil: „Ich sehe den Ball spät, weil noch ein Spieler davor steht – der Ball war nicht haltbar.“ Eine Meinung, die der Keeper exklusiv hatte. Auch Sven Ulreich muss an sich arbeiten, um die Form wieder zu erreichen, die seiner Mannschaft hilft.

Die Fehlgriffe des Trainers

Tamas Hajnal zentral hinter der Spitze, Tunay Torun auf rechts, Raphael Holzhauser auf links. Labbadia wollte „ballsichere Spieler gegen die konterstarken Düsseldorfer bringen“. Allein – der Schuss ging nach hinten los. Der Trainer lag mit seiner Aufstellung daneben. Hajnal spielte mal wieder unterirdisch, was ihm jetzt eine Breitseite von Fredi Bobic einbrachte. „Das war nichts, das muss man klar sagen“, sagte der Manager, „von so einem erfahrenen Profi muss man mehr verlangen, das habe ich ihm auch schon persönlich gesagt.“ Auch Tunay Torun kickte miserabel – auch wenn Labbadia und Bobic später das Gegenteil behaupteten. Spielmacher Holzhauser war obendrein auf der linken Seite überfordert. „Ich muss damit leben, dass die Aufstellung als Fehler gesehen wird, wenn es nicht funktioniert“, sagte Labbadia.

Der dribbelstarke Ibrahima Traoré wirbelte die Düsseldorfer nach seiner Einwechslung durcheinander und bereitete das 1:2 durch Gentner vor. Warum Traoré nicht von Beginn an im linken Mittelfeld spielte? „Er war in den ersten Rückrundenpartien nicht effektiv, er hat schlecht trainiert“, sagte der Trainer, „zudem hat ihm die Zielstrebigkeit gefehlt.“ Hajnal, Torun und Holzhauser fehlte in Düsseldorf allerdings alles. Auch der Coach machte also Fehler – eine Tatsache, die nicht wirklich Mut macht. Und doch gibt es so etwas wie einen Hoffnungsschimmer. So bitter die Niederlage bei der Fortuna war – der Mannschaft scheint der Ernst der Lage jetzt bewusst zu sein. Schon oft schaffte das Team in den vergangenen beiden Spielzeiten nach kritischen Phasen die Wende. In der Vorrunde dieser Saison etwa trafen sich die Spieler nach dem 0:3 gegen Hoffenheim zur internen Aussprache. Labbadia und Bobic überzeugten zudem durch besonnenes Krisenmanagement.

Nun, nach der Pleite in Düsseldorf, bat der Trainer Kapitän Tasci zum Vieraugengespräch. „Ich nehme die Führungsspieler in die Pflicht“, sagte Labbadia. Die haben die Botschaft verstanden. „Jeder hat begriffen, worum es geht“, sagte Vize-Kapitän Christian Gentner, „wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass der VfB ohnehin immer eine gute Rückrunde spielt – wir dürfen den Abstand nach unten nicht zu klein werden lassen.“ Die Partie bei der Fortuna war so etwas wie der letzte Warnschuss. „Wir müssen alles besser machen“, sagte Serdar Tasci. Oder, wie es Fredi Bobic ausdrückte: „Wichtig ist, dass wir nicht in Aktionismus verfallen. Aber gegen Bremen muss es jetzt zünden.“

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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