Serdar Tasci

Tasci und die dubiose Gerüchteküche



Das Terrain der Spielerberater gilt im Fußball seit jeher als stark vermintes Gelände. Und bisweilen geschehen dort Lumpereien, die den seriösen Agenten der Branche den Schweiß auf die Stirn treiben. Diesmal im Zentrum des undurchsichtigen Geschehens: Serdar Tasci. Der Innenverteidiger des VfB wird seit Tagen offenbar ohne sein Zutun durch halb Europa transferiert. Mal hat angeblich der FC Barcelona großes Interesse, dann hängt der dicke Fisch aus Stuttgart an der Angel des AC Mailand.

Intensiven Prüfungen halten die Nachrichten allerdings nicht stand. „Unfug, es gibt dafür keinerlei Anhaltspunkte“, sagte VfB-Manager Fredi Bobic, „Milans Manager Ariedo Braida kenne ich persönlich sehr gut, er würde direkt bei mir anrufen, wenn er Interesse an einem Spieler von uns hätte.“

Als Strippenzieher an der aktuellen Gerüchtebörse fungiert offenbar Francesco di Frisco (25), ein Spielerberater aus Stuttgart. Seine Agentur nennt sich Scouting & Footballservice und firmiert im Stadtteil Sommerrain. Er beharrt: „Dass Milan Interesse an Serdar hat, wissen er, ich und der VfB.“

„Ich bin nur ein Kumpel von Serdar“

Berater-Kollegen bezeichnen seine Arbeitsmethode als „dubios“. Nach ihrer Überzeugung benennt di Frisco prominente Fußballprofis ohne deren Wissen als Referenz, um weniger bekannte ködern zu können. Mit dieser Masche ist er nach Recherchen unserer Zeitung zuletzt auch mehrfach auf dem VfB-Trainingsgelände aufgetaucht. Der Vorwurf: Er soll Spieler als seine Klienten benannt haben, die nachweisbar bei anderen Beratern unter Vertrag stehen. Di Frisco streitet dies auf Nachfrage vehement ab. Und er stellt klar, es sei alles nur ein Freundschaftsdienst : „Ich bin nur ein Kumpel von Serdar, nicht sein Berater. Ich war in einer anderen Angelegenheit in Mailand unterwegs und wurde von Journalisten auf Tasci angesprochen.“

In der Jugend trug Francesco di Frisco unter anderem das Trikot der Stuttgarter Kickers, von 1899 Hoffenheim und dem SSV Reutlingen. Serdar Tasci kennt den gebürtigen Stuttgarter aus Jugendzeiten, steht mit ihm nach eigenen Angaben jedoch in keiner geschäftlichen Verbindung. „Ich habe zurzeit keinen Berater“, beteuerte der Innenverteidiger zuletzt.

In spanischen Medien wurde di Frisco aber im Stile eines Beraters zitiert: „Bis jetzt hat Barcelona noch kein formelles Angebot gemacht. Aber wenn sie sich melden, werden wir miteinander reden.“ Vielleicht klappt es ja mit dem AC Mailand. Im italienischen Internetdienst Milannews.it verrät Francesco di Frisco schon mal, dass Serdar Tasci „schon seit seiner Kindheit davon träumt, für Milan zu spielen. Er liebt diesen Club.“ Dumm ist nur, dass der Verein des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi einen radikalen Sparkurs fährt, um die Bedingungen des Financial Fair Play der Europäischen Fußball-Union (Uefa) erfüllen zu können. Sie sind Voraussetzung für die Teilnahme am internationalen Wettbewerb. Innenverteidiger Thiago Silva und Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic wurden deshalb für insgesamt rund 62 Millionen Euro zu Paris St. Germain transferiert. „Milan steht mit 130 Millionen Euro in der Kreide. Sie suchen Spieler, deren Verträge auslaufen, oder solche, die nur wenig Ablöse kosten“, sagt ein Spielerberater und Kenner des Clubs. Tascis Vertrag beim VfB Stuttgart läuft noch bis 2014. Er könnte für eine festgeschriebene Ablösesumme von rund zwölf Millionen Euro wechseln.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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