Bundesliga

Zwei Spielmacher, viele Möglichkeiten

Vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr/Sky) stehen die beiden Spielmacher des VfB Stuttgart im Blickpunkt. Daniel Didavi hat die Nase vorn, aber Alexandru Maxim holt auf.


Sind Konkurrenten, aber ergänzen sich gut: Daniel Didavi (li.) und Alexandru Maxim.

Arbeitsplatzteilung (Neudeutsch: Jobsharing) gilt gemeinhin als Modell der Zukunft. Zwei Angestellte besetzen gemeinsam eine Stelle. Nun ist die Fußball-Bundesliga keine Branche wie jede andere, und Teilen ist für viele Profis ein Fremdwort. Beim VfB Stuttgart existiert dagegen eine Konstellation, in der das Jobsharing momentan sehr gut funktioniert. Daniel Didavi und Alexandru Maxim geben beide den Spielmacher des VfB – in Teilzeit.

Zumindest in den vergangenen beiden Spielen war das so. Gegen den FC Schalke (0:1) stand erstmals Maxim in der Startelf, Didavi löste den Rumänen nach 65 Minuten ab. Beim 3:1 in Hannover rutschte der Nürtinger wieder in die Startelf und wurde nach 60 Minuten ersetzt. In beiden Spielen war Maxim mehr als ein gleichwertiger Ersatz für den zu Saisonbeginn gesetzten Didavi. Maxim sorgte für die größere Torgefahr, auch das schnelle Direktspiel beherrschte er besser als Spielmacher Nummer eins. Der Nürtinger hingegen verzettelte sich öfters und verschleppte das Spiel eher, als dass er es antrieb. Weshalb sich nun viele Fans die Frage stellen: Ist Maxim vielleicht sogar der bessere Didavi?

Für Alexander Zorniger (noch) nicht. „Dida hat grundsätzlich die Nase vorn“, sagt der VfB-Trainer. „Wenn er in optimaler körperlicher Verfassung ist.“ Das ist momentan aber nicht der Fall. Der Körper des 25-Jährigen braucht nach der schweren Knieverletzung immer wieder Auszeiten. Deshalb trainiert Didavi zurzeit auch nicht voll mit. Und die kompletten 90 Minuten am Wochenende müssen es aus Sicht des Trainers auch nicht zwingend sein – es steht ja Spielmacher Nummer zwei parat.

Der, so ist zu hören, mit der Rangfolge ganz gut leben kann. Maxim ordnet seinen natürlichen Egoismus als Spieler dem Teamgedanken unter. Berater Herbert Briem sagt: „Alex fühlt sich gerade sehr wohl in Stuttgart.“ Und das nicht nur in Bezug auf das schöne Leben in der Stadt, sondern auch auf seine Rolle im Verein. Vor nicht allzu langer Zeit sah das noch ganz anders aus. Der 25-Jährige drang auf einen Wechsel zu Swansea City in die Premier League. Die feine englische Art soll er in den Verhandlungsgesprächen nicht an den Tag gelegt haben.

Auch beide gemeinsam sind vorstellbar

Doch vergessen und vorbei – im August verlängerte der Nationalspieler sogar seinen Vertrag bis 2019. Sportvorstand Robin Dutt hat ihm klargemacht, dass der VfB auf ihn setzt. Auch in weiser Voraussicht, dass es nach dieser Saison nur noch einen Spielmacher gehobener Kategorie in Stuttgart geben könnte. Es ist kein Geheimnis, dass es Didavi gerne noch einmal bei einem Verein probieren würde, der mehr sportlichen Erfolg verspricht als der VfB. Die Gespräche mit Dutt laufen, eine Tendenz ist noch nicht abzusehen. Doch deutet man den Saisonverlauf als entscheidendes Kriterium, stehen die Zeichen eher auf Trennung.

Für den Moment erfreut sich Zorniger aber noch an seinem Spielmacher-Duo. „Ich wäre froh, wenn ich auf jeder Position einen solchen Entscheidungsdruck hätte“, sagt der Coach. Auch Krassimir Balakov, berühmter Vorgänger der beiden im VfB-Trikot (1995–2003), wüsste nicht, wem er den Vorzug geben sollte. „Das sind beides sehr, sehr gute Fußballer, die mit dem Ball befreundet sind“, sagt der Bulgare mit dem feinen linken Fuß. Balakov sieht in der Bundesliga nur wenige Mannschaften mit einer derartigen Qualität auf der zentralen Position im Mittelfeld.

Tatsächlich weisen beide, Maxim wie Didavi, nach dem sechsten Spieltag weit überdurchschnittliche Bundesliga-Werte (Ballkontakte, Passquote, Torschüsse) auf. Was letztlich zu der Frage führt, warum es Zorniger nicht mit beiden gemeinsam versucht – eine Möglichkeit, für die sich Didavi bereits in der Vorbereitung erwärmen konnte. Der Trainer hat diese Option durchaus im Kopf. Eine Mittelfeldraute mit nur einem Sechser (Serey Dié), in der Maxim auf links spielen könnte, Christian Gentner auf rechts und Didavi hinter den Spitzen. Weichen müsste dafür allerdings ein Spieler des Offensiv-Trios Kostic, Ginczek, Werner/Harnik.

Gegen Gladbach sieht Zorniger dafür aber noch keine Notwendigkeit. Er vertraut dem Erfolgsteam aus Hannover, also mit Didavi und mit Maxim – in Teilzeit.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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