Bundesliga

Null Entwicklung, null Erfolg

Vier Heimspiele, viermal überlegen, viermal verloren. Der VfB Stuttgart überbietet sich im Auslassen von Torchancen und lernt nichts dazu. Die Lage wird langsam bedrohlich


Sinnbild der Krise: Trotz vieler Chancen gelang Daniel Ginczek nur ein (Elfmeter-)Tor

Alexander Zorniger mag ein guter Fußball-Trainer sein. Mit Vorhersagen aber sollte sich der 47-Jährige in Zukunft vielleicht besser zurückhalten. „Wenn wir so weiterspielen, werden wir nicht mehr viele Spiele verlieren“, sagte der VfB-Coach im Brustton der Überzeugung. Der VfB hatte gerade den Saisonauftakt mit 1:3 gegen den 1. FC Köln vergeigt. Nun, nach sieben Spielen und fünf weiteren Niederlagen, kommen ihm die Worte als Bumerang entgegen. Zornigers Team spielt zwar so weiter wie gegen Köln. Aber es verliert eben auch weiter.

Null Entwicklung, null Erfolg.

Vier Heimpleiten in Folge, und das großteils gegen Gegner, die dort angesiedelt sind, wo die Stuttgarter eigentlich hinwollen: im gesicherten Mittelfeld. „So langsam“, meint auch Florian Klein, „sollten wir mal punkten.“ Ein hehres Ziel, aber ein schwieriges Unterfangen angesichts der Tatsache, dass die Fehler sich Woche für Woche wiederholen. Ein schlechtes Verhalten in Eins-gegen-eins-Situationen (Zorniger: „Unser Kardinalproblem“) und das bizarre Auslassen bester Chancen. Beim 1:3 gegen Borussia Mönchengladbach drängte sich erneut der Verdacht auf, dass den Spielern vor lauter Ball- und Gegnerjagen das Entscheidende abgeht: den Ball auch im Kasten unterzubringen. Eine Theorie, die bei Alexander Zorniger aber auf heftigen Widerspruch stößt: „Wir vergeben die Chancen ja auch schon nach acht oder zehn Minuten. Da ist noch niemand platt.“

Nur: Wie ist es dann zu erklären, dass der VfB nach Bayern München die zweitmeisten Torchancen aller Bundesligisten herausgespielt hat, dabei aber zu Hause gerade mal drei Treffer erzielte – darunter zwei Strafstöße? Eine richtige Erklärung hat auch Teampsychologe Philipp Laux noch nicht gefunden. Öffentlich äußern darf er sich nicht. Nach Zornigers Logik handelt es sich erst gar nicht um ein Kopfproblem: Die Mannschaft würde sich die Chancen ja auch mit dem Kopf herausspielen.

Kostic fällt mindestens für Hoffenheim aus

So versuchen sie auf dem Wasen, sich den Misserfolg zurechtzureimen, ohne dabei auch nur einen Schritt weiterzukommen. Das gilt auch für die meisten Spieler. Mit wenigen Ausnahmen (Timo Werner, Alexandru Maxim) stagnieren die Kicker mit dem roten Brustring in ihrer persönlichen Entwicklung. Toni Sunjic etwa. Der Innenverteidiger, so scheint es, hat sich nach starkem Beginn die Stockfehler seiner Mitspieler abgeguckt. Oder Filip Kostic. Der Serbe ist mittlerweile so berechenbar wie ein Beamter mit Stempelkissen. Immer die gleichen (flachen) Hereingaben, auf die sich die Gegner inzwischen gut eingestellt haben. Überhaupt das Angriffsspiel: „Wir kommen fast nur über links“, kritisiert Florian Klein. Kostics Pendant auf rechts, Daniel Didavi, steht im Moment aber auch eher für Rückentwicklung. Alternativen? Fehlanzeige.

Kostic fällt mit einem Muskelfasseriss im Oberschenkel mindestens für die kommende Partie in Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) aus. Dass es auf der Bank mau aussieht, spricht selbst der Trainer offen aus. „Ich sehe da jetzt auch nicht die brutalen Eins-gegen-eins-Monster“, grummelt Zorniger und spielt auf Georg Niedermeier an. Die Aussage von Sportvorstand Robin Dutt („Es scheint sich im Training niemand aufzudrängen“) liest sich angesichts der sportlichen Schieflage wie ein Armutszeugnis.

Der Einzige, der eine Entwicklung erkennt, ist Christian Gentner. „Wir können unser Spiel jetzt über einen längeren Zeitraum durchziehen und spielen uns noch mehr Chancen heraus“, meint der Kapitän. Doch da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ewig kann sich der VfB für seine brotlose Kunst nicht mehr auf die Schulter klopfen. Die Lage beginnt bedrohlich zu werden. Drei Punkte nach sieben Spieltagen, und die dicken Brocken (Bayern München, Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen) kommen erst noch. Sie versprechen nach Lage der Dinge wenig bis keinen Ertrag. Bleiben bis zur Winterpause noch sechs andere Spiele. Selbst bei einer Maximalausbeute von 18 Punkten läge der VfB nach Hinrundenschluss in einem Bereich nur knapp über der Abstiegszone.

Die Verantwortlichen sollten sich also spätestens jetzt mit dem Tabellenbild näher vertraut machen. Nicht, dass es am Ende heißt: Sie hatten ihre Chancen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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