Streit um Ticketpreise

VfB-Fans verhindern BVB-Demo in Stuttgart

Der VfB Stuttgart trifft in der Fußball-Bundesliga auf Borussia Dortmund. Schon vor dem Spiel gibt es Streit zwischen Fans beider Mannschaften. Jetzt wurde sogar eine Demonstration der BVB-Fans abgesagt.


Bereits beim DFB-Pokalviertelfinale im Februar protestierten die Dortmund-Anhänger
gegen die hohen Eintrittspreise.

Am Samstag ist es wieder soweit. Der VfB Stuttgart empfängt Borussia Dortmund und möchte sich mit einem Sieg Luft im Abstiegskampf verschaffen. Dabei ist es nicht das erste Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine in der Mercedes-Benz-Arena in der laufenden Saison 2015/2016.

Wie beim Duell im Viertelfinale des DFB-Pokals am 9. Februar sorgt auch vor der Partie am 31. Spieltag ein Thema abseits des Spielfelds für Aufregung. Eine vom Fanbündnis „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ angemeldete Demonstration gegen hohe Ticketpreise wurde kurzfristig abgesagt. Brisant dabei: Der VfB-Fanausschuss, der aus Vertretern des Vereins, aber auch verschiedener Fanklubs und -gruppierungen besteht, hatte die Kundgebung als Provokation aufgefasst und eine Teilnahme abgelehnt.

Doch der Reihe nach. Im Vorfeld der Partie im DFB-Pokal hatten sich Fans der Weiß-Roten mit einem offenen Brief an den Verein gewandt. Dieser hatte die für seine Bundesligaheimspiele geltende Preiskategorisierung auf den Pokal angewandt und die Ticketpreise dementsprechend angehoben. Da die Partie gegen den BVB -genauso wie Spiele gegen den FC Bayern München- in die Preiskategorie A fiel, mussten nicht nur Dauerkarteninhaber tiefer in die Tasche greifen.

VfB-Fans zeigen Verständnis für hohe Eintrittspreise

Folglich blieben beim Spiel, das die Dortmunder mit 3:1 gewinnen konnten, zahlreiche Plätze leer -es konnten für die attraktive Begegnung nur 46.500 Tickets verkauft werden. Auch die Fans der Schwarz-Gelben zeigten eine Reaktion und betraten zu großen Teil erst 20 Minuten nach Anpfiff den Gästeblock. Kurz darauf flogen unzählige Tennisbälle auf den Rasen.

Da auch für die Begegnung am 31. Spieltag der Bundesliga die Preiskategorisierung gilt, hatte das Fanbündnis, das von Dortmunder Fans gegründet wurde, am 1. April zu einer Kundgebung auf dem Weg ins Stadion aufgerufen, um gegen hohe Eintrittspreise zu protestieren

Der Fanausschuss des VfB Stuttgart reagierte am 14. April mit einer Stellungnahme. In dieser gehen die Vertreter auf die Forderung der Initiative ein, zeigen aber auch Verständnis für das Vorgehen des Vereins. „Der VfB hat ein Interesse daran, bei weniger zugkräftigen Partien das Stadion über günstigere Ticketkategorisierungen zu füllen“, heißt es dort.

Eine Demonstration im Vorfeld der Bundesligapartie lehnen die Mitglieder darin ab. „In Abhängigkeit von der gewählten Route kann hier der Eindruck einer massiven Provokation unter dem Deckmantel einer überregionalen Kampagne entstehen“, äußert der Fanausschuss seine Bedenken. Allerdings teile man grundsätzlich die Kritik des Fanbündnisses am steigenden Preisniveau bei Eintrittskarten.

Die Verantwortlichen der Initiative, die anlässlich des Revierderbys im September 2010 ins Leben gerufen wurde, zeigen sich von der Vorgehensweise der VfB-Fans enttäuscht. „Diese Reaktion lässt uns fassungslos zurück“, heißt es in einer Stellungnahme vom 18. April.

Man zeige sich von dem „in Deutschland einmaligen Vorgang“ enttäuscht, möchte „den Weg für weitere Gespräche aber offen halten“. Daher habe man sich entschlossen, die geplante Demonstration abzusagen. Man suche derzeit nach alternativen Maßnahmen des Protests.

Seit Bekanntwerden der Stellungnahmen hat sich der Diskurs in die sozialen Medien verlagert. Vor allen Dingen sind es Dortmund-Anhänger, die auf der Facebook-Seite der Faninitiative das Vorgehen der VfB-Fans scharf kritisieren.

Dass es sich bei den vom Fanausschuss geäußerten Bedenken hinsichtlich der Demonstration um berechtigte Einwände handelt, zeigt eine Nachfrage bei der Polizei. „Wir haben das Spiel in die höchste Sicherheitskategorie eingruppiert“, sagt Thomas Geiger vom Polizeipräsidium Stuttgart. Zudem ist die Beziehung der beiden Fanlager seit einem Zwischenfall im Hinspiel von zusätzlicher Brisanz geprägt. Dortmunder Ultras hatten am 29. November 2015 geklaute Banner und Fahnen der Stuttgart-Anhänger vor der Südtribüne präsentiert.

Bleibt zu hoffen, dass die offiziell 5000 mitreisenden Fans aus Dortmund ähnlich bedacht wie die Verantwortlichen der Initiative reagieren und ihren Protest in den Fanblock verlagern.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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