2. Liga

10, 9, 8 . . . der VfB-Countdown beginnt

Noch zehn Spiele bis zum Saisonende – und bis zum Aufstieg? Den Fans des VfB Stuttgart wär’s recht, doch es stehen noch große Hürden im Weg.

[Linked Image]
VfB gegen Greuther Fürth: Mit diesem Duell beginnt der heiße Endspurt der Zweitligasaison.

Null, nada, niente. Hannes Wolf will sich einfach nicht an Rechenspielen beteiligen. „Ich habe ja nicht Mathematik studiert“, sagt der Trainer des VfB Stuttgart. Sondern Sport – und jetzt beginnt für den Fußballlehrer mit seiner Mannschaft der Countdown in der zweiten Liga. Zehn Spiele sind es noch bis zum großen Ziel des VfB. Wie viele der zu vergebenden 30 Punkte der Tabellenführer brauchen wird, um aufzusteigen, kann laut Wolf aber weder er noch irgend ein anderer Experte seriös sagen. Dennoch wagen wir einen Blick auf das Restprogamm der Stuttgarter.


SpVgg Greuther Fürth – VfB

Das Hinspiel ist vielen VfB-Fans noch in bester Erinnerung. 4:0 gewann der VfB. Spielerisch leicht sah das alles aus. Doch Hannes Wolf weiß noch, dass sich das Tor zum Erfolg durch einen völlig anders gedachten Pass von Benjamin Pavard öffnete. „Die Gedanken an das Hinspiel helfen uns jetzt aber nicht“, sagt der Trainer. Denn die Fürther haben unter dem früheren U-19-Trainer Janos Radoki einen Lauf – und sie sind anders als viele Zweitligisten. Sie pflegen nämlich einen spielerischen Ansatz. Motto: Zweite Liga für Feinschmecker.


VfB – Dynamo Dresden

Das Hinrunden-Debakel von Dresden hat den Verein erschüttert. 0:5! Ein Zusammenbruch der kompletten Stuttgarter Fußballsysteme war das am 15. Oktober. Danach wurde viel diskutiert und neu justiert. So fordert Wolf seither, dass sich die VfB-Spieler nicht mehr so leicht auf dem Platz ablenken lassen sollen. Weder von Schiedsrichterpfiffen noch von Attacken des Gegners. Und siehe da: Der VfB startete anschließend eine Erfolgsserie. Die Wiedergutmachung gegen Dynamo steht aber noch aus. Motto: Eine Frage der Ehre.


1860 München – VfB

Wolfgang Dietrich wird sich nicht aufhalten lassen. Der VfB-Präsident fährt auf jeden Fall nach München. Als Verstärkung bringt er vermutlich den VfB-Marketingchef Jochen Röttgermann mit. Nicht zu vergessen Martin Schäfer. Der Aufsichtsratschef ist auswärts auch gerne mal dabei. Mit Jan Schindelmeiser, der als Manager ohnehin vor Ort ist, wird das in der Münchner Arena schon eine imposante Reihe ergeben, die sich vor Hasan Ismaik positioniert. Diesem jordanischen Löwen-Investor, der es nicht erträgt, wenn der Gegner vor ihm jubelt. So geschehen gegen den FC St. Pauli, deren Vertreter aufgefordert wurden, sich wo anders zu platzieren. Wolfgang Dietrich und Co. werden ihre Sitze in der Münchner Arena aber sicher nicht kampflos räumen. Motto: Steht auf, wenn ihr Schwaben seid.


VfB – Karlsruher SC

Alarm, die Badener kommen! Polizisten und Ordnungskräfte werden in Hundertschaften bereit stehen, wenn der Karlsruher SC mit seinem Anhang nach Stuttgart kommt. Denn die Emotionen schlagen in diesem baden-württembergischen Hochsicherheitsgipfel vor allem rund um das Stadion hoch. Sportlich war das Derby in der Hinrunde eine klare Sache: 3:1 gewann der VfB, und die Spieler konnten sich vor der Fankurve feiern lassen. Dennoch passierte anschließend draußen im Wildpark nichts, weil die Polizei so kompakt auftrat, wie es sich der KSC-Coach Mirko Slomka jetzt im Abstiegskampf von seiner Elf wünscht. Motto: Auf dem Papier ist alles klar.


Arminia Bielefeld – VfB

13., 70. und 90. Minute. Dreimal hat’s gekracht, und dreimal traf beim 3:1 gegen die Arminia in der Vorrunde ein gewisser Simon Terodde für den VfB. Doch der 29-Jährige ist ja eigentlich nur in seinem Zweitberuf Torjäger – in erster Linie ist er ein Kämpfer, der sich mit seinen 1,92 Meter und 83 Kilogramm in die Fußballschlacht wirft. Wie in Heidenheim oder Braunschweig. Und genau diese Kämpferqualitäten werden auch in Bielefeld auf der Alm gefragt sein. Motto: Mach’s noch einmal, Simon.


VfB – 1. FC Union Berlin

Langjährige Beobachter des Stuttgarter Fußballs wird es überraschen. Aber es stimmt: Jens Keller hat das Lachen gelernt. Im Gegensatz zu seiner Zeit als Coach beim VfB und auf Schalke hat sich der Gesichtsausdruck des Trainers von Union Berlin von chronisch gequält zu stets entspannt gewandelt. Kein Wunder, die Eisernen sind mittlerweile schließlich der härteste Verfolger des VfB. Und dem Heimspiel an einem Montagabend kommt womöglich vorentscheidende Bedeutung im Aufstiegsrennen bei. 1:1 hieß es im Hinspiel nach einem Fehler des VfB-Torhüters Mitch Langerak. Der Australier will diesmal wieder lachen – Jens Keller soll es vergehen. Motto: Meilenstein für Montagskicker.


1. FC Nürnberg – VfB

Der Nürtinger Alois Schwartz ist nicht mehr Trainer beim Glubb. In den Torhütern Raphael Schäfer, Thorsten Kirschbaum oder auch Tim Leibold gibt’s aber noch genügend Anknüpfungspunkte. Und Gemeinsamkeiten: Im Meisterjahr 2007 versaute der 1. FC Nürnberg dem VfB im Pokalfinale das Double. Mit dem Aufstieg in die Bundesliga soll das nicht auch noch passieren. Nach dem 2:0 im Hinspiel soll es auch im Rückspiel gegen die Frangn glabbn. Motto: Gedanken an das Meisterjahr.


VfB – Erzgebirge Aue

Er kommt aus Aichwald, er wohnt in Bad Cannstatt und wenn Erzgebirge Aue in Stuttgart spielt, muss Domenico Tedesco sicher ein Paket an Eintrittskarten für Freunde und Familie organisieren. Sie alle wollen sehen, wie sich das Trainertalent gegen seine alte Liebe schlägt, den VfB. Doch das ist passé, wie das 4:0 im Hinspiel. Jetzt zählt für Tedesco nur der Kampf gegen den Abstieg – und für den VfB das Aufstiegsrennen. Motto: Zwei Clubs, zwei Welten.


Hannover 96 – VfB

Da soll noch einmal einer sagen, Hannover sei keine Reise wert. Der VfB trifft an der Leine auf den Altkanzler (Gerhard Schröder), den Meistermanager (Horst Heldt), den Drogeriekönig (Dirk Roßmann) und den allmächtigen Clubchef und Hörgerätegiganten (Martin Kind). Das Quartett böte Stoff für eine TV-Serie, doch am vorletzten Spieltag geht’s ja „nur“ um Revanche (nach dem 1:2 im Hinspiel) und den Aufstieg in die Bundesliga. Oder ist dann bereits alles klar? Motto: An der Leine ist der Teufel los.


VfB – Würzburger Kickers

Endlich angekommen. Der 21. Mai, das letzte Saisonspiel und die Stunde null für Stefan Heim. Denn der Finanzvorstand zählt nicht nur das Geld beim VfB, sondern auch die verbleibenden Tage bis zum Wiederaufstieg. Spätestens nach der Partie gegen Würzburg soll Schluss sein mit der Rechnerei und gefeiert werden. So richtig. Wie 2007, als die Stuttgarter Meister wurden und die Stadt Kopf stand. Vor der Party muss jedoch eines gewährleistet sein: Auftritte wie beim 0:3 in Würzburg zum Hinrundenabschluss kann sich der VfB nicht mehr häufig leisten. Ansonsten muss Heim wieder von vorne anfangen – mit zählen. Motto: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


Mummi [Linked Image]