Sonntag, 15.30 Uhr:

Aufwachen, VfB!

Przemyslaw Tyton, Christian Gentner, Timo Werner, Filip Kostic, Martin Harnik: fünf Hoffnungen, fünf Enttäuschungen – wie der gesamte VfB Stuttgart. Gegen den FC Schalke können sie an diesem Sonntag (15.30 Uhr/Sky) zeigen, dass sie es nicht verlernt haben


Sonntag, 15.30 Uhr: Aufwachen, VfB! In unserer Bildergalerie stellen wir fünf Hoffnungen vor, die bisweilen eher enttäuscht haben. Gegen Schalke können sie es besser machen.

Viermal in Folge verloren. Zum Auftakt! Viel schlimmer geht’s eigentlich nicht. Oder doch? Beim 3:0-Sieg im Europa-League-Spiel bei Apoel Nikosia ließ der FC Schalke anklingen, dass er auch dem VfB Stuttgart nicht die Punkte schenken wird. Doch wer nach Spielen gegen den 1. FC Köln, den Hamburger SV, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC blank dasteht, für den ist eigentlich jedes Team in der Bundesliga ein schwerer Gegner. Alexander Zorniger hat dennoch nichts von seiner Kampfeslust eingebüßt. „Unser Ziel muss sein, nicht wie jemand aufzutreten, der viermal in Folge verloren hat“, sagt der VfB-Coach.

Dass die Mannschaft in keinem der Spiele zwingend als Verlierer hätte vom Platz gehen müssen, bestätigt im Grunde jeder, der die Auftritte gesehen hat. Dass die Qualität ausreicht, der zweiten Liga nicht schon wieder aus gefährlicher Nahdistanz entgegenzublicken, genauso. Gut, die Defensive erinnert nicht gerade an Fort Knox. Dafür beneidet den VfB die halbe Liga um seine Abteilung Angriff. Und auch die meisten anderen (National-)Spieler haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass sie es besser können. Für sie gilt der Weckruf ganz besonders: Aufwachen, VfB!
Ein humorloser 1:0-Sieg würde fürs Erste genügen

Sportvorstand Robin Dutt fordert die ersten Punkte ein („Nichts anderes zählt jetzt“), und Alexander Zorniger lobt seine Mannschaft für den Umgang mit der Misere. „Sie wollen das nicht akzeptieren“, sagt er. Führungsspieler wie Christian Gentner, Serey Dié, Florian Klein, aber auch Daniel Ginczek hätten sich in dieser Woche intensiv mit den Problemen – der mangelnden Chancenverwertung und den vielen individuellen Fehlern – beschäftigt. Zornigers Fazit: „Sie wirken gallig.“

Allein, das taten sie in den bisherigen Begegnungen auch. Ein humorloser 1:0-Sieg würde fürs Erste ja genügen. Nicht dass die Uhr schon am fünften Spieltag wieder beginnt, gegen den VfB zu laufen.



Przemyslaw Tyton: Mit 28 Jahren hat man als Fußball-Profi schon so manche Höhen und Tiefen erlebt. Przemyslaw Tyton macht da keine Ausnahme. Bei der Heim-EM 2012 kam der polnische Ersatz-Torhüter nach einer Roten Karte von Stammkraft Wojciech Szczesny in die Partie und hielt prompt einen Elfmeter. In Polen war ein neuer Held geboren. Sein Start beim VfB fällt hingegen in die Kategorie „saublöd gelaufen“: Drei Spiele, zwei Elfer verschuldet, einmal vom Platz geflogen. Dass ihm Trainer Alexander Zorniger gegen Schalke trotzdem das Vertrauen schenkt, könnte helfen, den Tiefpunkt als Wendepunkt zum Guten zu begreifen.



Christian Gentner: Immer, wenn es nicht läuft beim VfB, und das tut es ja ständig, fällt sein Name: Christian Gentner. Viele verknüpfen die Misere eng mit Gentners Rückkehr aus Wolfsburg im Jahr 2010. Tatsächlich muss der 30-Jährige ständig als Gesicht der Krise herhalten. Dabei gilt aber auch: Der Nürtinger ist eines der wenigen Gesichter beim VfB überhaupt! Nach dem Wechsel von Sven Ulreich zu Bayern München ist der Kapitän neben Daniel Didavi die einzige verbliebene regionale Identifikationsfigur (die jungen Timo Werner und Timo Baumgartl mal ausgenommen). Auch wenn „Gente“ vielleicht nicht mehr der Schnellste ist – kämpferisch lässt sich ihm nie etwas vorwerfen. Alexander Zorniger lobt seine Qualitäten neben und auf dem Platz. Bisher hat er sie ja immer dann gezeigt, wenn die Situation besonders brenzlig war – also so wie jetzt.



Timo Werner: Jüngster Bundesliga-Debütant der VfB-Geschichte, jüngster Torschütze, jüngster Doppel-Torschütze – vielleicht hat Timo Werner in den vergangenen zwei Jahren ein paar Rekorde zu viel eingeheimst. Denn statt in der Erdumlaufbahn ist der 19-Jährige nach seinem Raketenstart auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Die Unbeschwertheit ist Verkrampfung gewichen; wenn links herum richtig wäre, versucht es Werner rechts und umgekehrt. Die Verbannung aus dem Berlin-Kader wollte Alexander Zorniger als Motivationsspritze verstanden wissen. Jetzt sagt der Coach. „Er hat die stärkste Trainingswoche hinter sich, seit ich hier bin.“ Es wäre ein guter Zeitpunkt, die Trainingsleistung auch mal im Spiel zu bringen.



Filip Kostic: In der Offensive zeigt Kostic nach wie vor seine Qualitäten. Wobei eine Torvorlage in fünf Spielen (samt DFB-Pokal) nun auch keine Offenbarung ist. Das geht besser! Erst recht gilt das für sein Defensivverhalten. Beim 1:2 in Berlin kassierte er einen Anpfiff von Serey Dié, weil er vor dem 1:2 zu nachlässig war. Vor dem 0:1 hatte er seelenruhig zugeschaut, wie die Hertha den Ball zur Flanke zurechtlegte. Ob er nicht richtig bei der Sache ist, weil ihm der VfB einen Wechsel zu Schalke 04 verwehrt hat? „Filip ist ein guter Junge. Er wirkt ganz und gar nicht beleidigt. Er weiß selbst, dass es ihm nichts hilft, wenn er die Fleppe hängen lässt“, sagt Trainer Alexander Zorniger. Es gibt auch die andere Reaktion. Der FC Bayern ließ Thomas Müller nicht zu Manchester United. Seither trifft er, wie er will – acht Tore in sechs Spielen für die Münchner. Zur Nachahmung empfohlen.



Martin Harnik: Am liebsten würde der VfB seinen Stürmer in ein Österreich-Trikot stecken. Leider lassen das die Regeln nicht zu, dabei wäre es doch so vielversprechend: Für sein Heimatland hat Harnik zuletzt im EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden zwei Tore erzielt, beim VfB dagegen verballert er eine Torchance nach der anderen. Dabei hat er sich eine schicke Kurzhaarfrisur zugelegt – damit kein Härchen den Blick aufs gegnerische Tor trübt. Bis Ende des Monats muss sich Harnik erklären, ob er bereit ist, seinen zum Saisonende endenden Vertrag zu verlängern. Da könnte er ein wenig Eigenwerbung in Form von Toren gut gebrauchen. Andererseits hat ihm der VfB als Tabellen-Vorletzter wenig zu bieten,um ihm ein Bleiben schmackhaft zu machen. So erfolglos Harnik ist, so erfolglos ist auch der VfB – oder umgekehrt.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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