2. Liga

Timo Baumgartl warnt vor 1860 München

Timo Baumgartl ist auf Wiedergutmachung aus – am besten schon am Freitag gegen die Münchner Löwen. Der Innenverteidiger warnt davor, das Spiel gegen TSV 1860 München auf die leichte Schulter zu nehmen.


Spielt gerne den gepflegten Ball von hinten heraus: Timo Baumgartl

Timo Baumgartl und der VfB Stuttgart wollen Wiedergutmachung für die 0:5-Pleite in Dresden – möglichst schon an diesem Freitag (18.30 Uhr) gegen den TSV 1860 München. Doch der Abwehrspieler warnt vor den zuletzt fünfmal sieglosen Löwen: „Angeknockte Gegner sind immer gefährlich.“

Hallo Herr Baumgartl, lassen Sie uns noch mal kurz über das vergangene Wochenende sprechen.
Nur zu.

0:5 in Dresden. Für Sie als Abwehrspieler des VfB Stuttgart mutet das Ergebnis sicher doppelt schlimm an.
Das Ergebnis spricht für sich. Aber wir haben das Spiel gegen Dresden in der Trainingswoche aufgearbeitet und wollen nun die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Welche Erkenntnis haben Sie gewonnen?
So etwas lässt sich nicht in wenigen Sätzen beantworten. Wir haben eine ausführliche Videoanalyse durchgeführt. Dabei ging es natürlich vor allem um die Szenen, die zu den Gegentoren geführt haben. Das Trainerteam hat uns sachlich und analytisch aufgezeigt, wo welche Fehler gemacht wurden.

Das dürfte einige Zeit in Anspruch genommen haben.
Das hat es. Es ging auch um die Bereitschaft. In Dresden haben wir insbesondere nach dem 0:1 sicher nicht die Haltung an den Tag gelegt, die wir uns alle gewünscht haben. Vielleicht haben wir uns auch ein Stück weit von dem 4:0 gegen Fürth blenden lassen. Wir dürfen jetzt aber nicht den Fehler machen und alles anzweifeln, was gegen Fürth noch gut geklappt hat. Auch wenn man sagen muss, dass auch in diesem Spiel nicht alles perfekt war.

Zwei Spiele außerhalb der Reihe.
Gegen Fürth führen wir nach vier Minuten 2:0, dann spielt es sich natürlicher leichter. In Dresden kassieren wir in sechs Minuten drei Tore. Das sind Extreme, die sich so nicht Woche für Woche wiederholen werden. Wir werden uns irgendwo dazwischen einpendeln – und versuchen uns natürlich mehr an dem Fürth-Spiel zu orientieren.

In Dresden hatte die Mannschaft sichtlich Probleme, mit der harten Gangart des Gegners zurechtzukommen.
Das war auch ein Thema unserer Nachbesprechung. In Dresden ging es gut zur Sache, aber das ist ein legitimes Mittel. Kein Gegner wird es uns in der zweiten Liga leicht machen. Wir dürfen deshalb aber nicht mehr unsere Linie verlieren.

Das 0:5 wirft auch ein Schlaglicht auf die Abwehr, die nach zuvor nur sechs Gegentoren in acht Spielen auf einem guten Weg schien.
Ich finde es grundsätzlich schade, wenn Gegentore immer nur der Abwehr angelastet werden. Wir sind elf Spieler auf dem Platz, die allesamt verteidigen müssen. Da haben wir in Dresden insgesamt als Mannschaft nicht gut ausgesehen.

Trotzdem kränkelt es beim VfB in der Defensive – und das nicht erst seit gestern.
Gutes Verteidigen funktioniert nur im Verbund. Schauen Sie sich Heidenheim an. Da spielen nicht die großen Namen in der Abwehr – aber sie kassieren sehr wenig Gegentore, weil sie eine gute Gemeinschaft darstellen.

Eine eingespielte Viererkette kann aber schon auch ein Pfund sein. Beim VfB gibt es seit Jahren keine Kontinuität.
Das Problem haben andere Vereine auch. Es gehört zum Profigeschäft dazu - und darf für uns kein Alibi sein.

Sie und Benjamin Pavard könnten in der Abwehrzentrale ein gutes Duo abgeben – nicht nur für einige Spiele, sondern auch langfristig.
Das wird man sehen. Ich komme auf jeden Fall gut mit Benjamin zurecht.

Die Verständigung ist kein Problem?
Er versteht zwar noch nicht so gut Deutsch, dafür kann ich mein Schulfranzösisch auffrischen (lacht). Für die Verständigung im Spiel reicht’s allemal.

Und die Erfahrung?
Erfahrung ist sicher kein Nachteil. Aber wenn man sich gut ergänzt, ist das Alter nicht so entscheidend. Und im Endeffekt können wir uns die fehlende Erfahrung ohnehin nur über die Spiele holen.

Welches Selbstverständnis haben Sie von sich als Abwehrspieler?
Im modernen Fußball ist es elementar, die Spieleröffnung schon hinten zu beginnen. Die Räume werden immer enger, viele Mittelfeldspieler sind zugestellt. Möglichst schnelle und direkte Bälle von hinten heraus sind deshalb wichtig. Das fängt schon beim Torwart an. An dieser Spielweise orientiere ich mich.

Welche Defensiv-Philosophie verfolgt Hannes Wolf?
Ein Ziel ist es, dass möglichst alle Mann schnell hinter den Ball kommen. Gleichzeitig versuchen wir, den Gegner frühzeitig anzulaufen, um ihn zu Ballverlusten zu zwingen und den Weg zum gegnerischen Tor zu verkürzen. Vereinfacht gesagt: Alle sollen gemeinsam verteidigen und gemeinsam nach vorne spielen. Diesen Ansatz finde ich gut.

Jerome Boateng und Mats Hummels haben bei der EM in Sachen Spieleröffnung neue Maßstäbe gesetzt. Wie wichtig ist das eigentliche Defensivspiel – Zweikämpfe gewinnen, Kopfballduelle gewinnen, Tor sauber halten – heute noch?
Das ist immer noch die Kernkompetenz eines jeden Abwehrspielers. Sie werden immer daran gemessen werden, wie viele Gegentore sie bekommen. Genauso wie für Stürmer Tore zählen. Auch wenn beides, wie bereits gesagt, möglichst Aufgabe der ganzen Mannschaft sein sollte.

Werden Zweikämpfe heute überhaupt noch gezielt trainiert?
Natürlich. Auch wenn es zum Fußball-Einmaleins gehört – selbst die besten Mannschaften betreiben regelmäßig Zweikampftraining. Was es bringen kann, über die Zweikämpfe zu kommen, hat uns Dresden ja jetzt erst leider vorgemacht. Unser Trainer möchte, dass wir unsere Mitspieler immer absichern und von vorne nach hinten doppeln. Dann ist es einfacher, Zweikämpfe zu gewinnen.

Was unterscheidet Ihr Spiel in der zweiten Liga von der Bundesliga?
Es kommen mehr lange und hohe Bälle, man ist also mehr im Kopfball- und Stellungsspiel gefordert. Und dann gibt es etliche Spieler, die schon lange in der zweiten Liga dabei sind und die ihre ganze Erfahrung einbringen. Die sind mit allen Wassern gewaschen. Einen deutlichen Unterschied gibt es noch zur Bundesliga.

Nämlich?
Fehler werden nicht mehr ganz so schnell bestraft wie in der Bundesliga – leider abgesehen vom Spiel in Dresden.

Was dürfen die Fans am Freitag gegen 1860 München erwarten?
Angeknockte Gegner sind immer gefährlich. Ich erwarte deshalb einen ähnlich aggressiven Gegner, wie es die Dresdner waren. Und natürlich hoffe ich auf einen anderen Spielverlauf und auf ein positives Resultat für uns.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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