Bundesliga

Robin Dutt will Ordnung ins VfB-Chaos bringen


Robin Dutt (re.) und die anderen Hauptverantwortlichen beim VfB: Trainer Huub Stevens
(li.) und Präsident Bernd Wahler

Welches Konzept bringt der neue Sportvorstand mit?

Robin Dutt will die Bereiche Profimannschaft, Jugend und Scouting beim VfB Stuttgart wieder besser miteinander verzahnen. Konkret soll dies dazu führen, dass der Cheftrainer einem in den Profikader nachrückenden Nachwuchsspieler nicht erst ein halbes Jahr lang die Laufwege erklären muss. Dutt schwebt ein ähnliches Modell wie beim FC Barcelona oder – zwei Nummern kleiner – beim SC Freiburg vor, wo alle Beteiligten vom Jugend- bis zum Cheftrainer dieselbe Idee vom Fußball verinnerlicht haben. Ein direkterer Draht zwischen Entdeckerschmiede und sportlicher Führung soll verhindern, dass wie zuletzt öfters geschehen Transfers aneinander vorbei getätigt werden.


Hat Robin Dutt die Rückendeckung des gesamten Vereins?

Zumindest haben Vorstand und Aufsichtsrat einer Verpflichtung des 49-Jährigen einstimmig zugestimmt. Darauf legt Dutt großen Wert – sonst hätte er den Job beim VfB gar nicht erst angetreten. Skeptiker und Nörgler gibt es freilich auf anderen Ebenen. Diese muss Dutt nun durch seine Arbeit überzeugen.


Welche Voraussetzungen bringt er für den Job als neuer sportlicher Leiter mit?

Dutt gilt als Teamplayer, als meinungs- und als führungsstark. Sich selbst bezeichnet er als harten Arbeiter. Sein Fußballsachverstand ist über jeden Zweifel erhaben, und zwei und zwei zusammenzählen kann der gelernte Industriekaufmann auch. Dass Dutt – anders als beispielsweise Fredi Bobic – als langjähriger Trainer außerdem ein Gespür dafür besitzt, eine Mannschaft richtig zusammenzustellen, ist ein weiteres Plus. Andererseits: Der VfB ist Dutts erste Station in dieser Funktion in der Fußball-Bundesliga. Dass es im Club drunter und drüber geht, dürfte seine Arbeit nicht einfacher machen.


Was wird jetzt aus Jochen Schneider?

Der bisherige Sportdirektor, der gerne selbst in vorderster Position weitergemacht hätte, rückt wieder ins zweite Glied und wird dem Neuen vor allem bei Spielertransfers zuarbeiten. Noch ist Schneiders künftiger Aufgabenbereich aber nicht genau definiert.


Warum will Dutt plötzlich doch wieder Sportdirektor und nicht mehr Trainer sein?

Er sagt: Der Job als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte wenig mit seiner jetzigen Tätigkeit beim VfB gemein. Beim Verband war er ein reiner Schreibtischtäter, beim VfB ist er wieder nah an der Mannschaft dran und sieht auch mal die Kabine und den Trainingsplatz. Das Emotionale, „die Spannung samstags um 15.30 Uhr“, wie Dutt sagt, erfasst ihn auch als Sportvorstand eines Bundesligisten.


Warum rückt Dutt sofort in den Vorstand auf?

Andere Sportdirektoren vor ihm wie Horst Heldt oder Fredi Bobic mussten sich ihren Aufstieg in den Vorstand erst verdienen. Dutt wird sofort mit einem Posten in der Führungsmannschaft ausgestattet. „Die Organisation folgt der Strategie“, sagt Präsident Bernd Wahler. Heißt: Der Verantwortliche für den wichtigsten Bereich – den Sport – soll sogleich mit der höchstmöglichen Verantwortung ausgestattet werden.


Welches Verhältnis pflegen Robin Dutt und Trainer Huub Stevens?

Ein ausgesprochen gutes – zumindest noch. Auffällig war, wie sich die beiden bei der Vorstellung am Dienstag in den höchsten Tönen lobten. Dutt sieht den Niederländer keineswegs nur als Übergangslösung für den Rest der Saison. Er kann sich auch eine längere Zusammenarbeit gut vorstellen.


Was kann der Neue sofort bewegen?

Dutts Engagement ist auf vier Jahre angelegt, also eher langfristig. Über all dem stehen aber die kurzfristigen Ziele, sprich: der Klassenverbleib. Unwahrscheinlich, dass er sich in seinem ersten halben Jahr groß in die sportlichen Belange von Trainer Huub Stevens einmischt. Er hat volles Vertrauen in die Arbeit des Niederländers. (Viel) Geld für mögliche Neuverpflichtungen im Winter steht auch Dutt nicht zur Verfügung.


Wie sehr identifiziert sich Dutt mit dem VfB?

Er ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass für Sentimentalitäten wenig Platz ist. Dennoch bezeichnet er seinen neuen Job als Herzensangelegenheit, der er sich „mit Haut und Haaren“ verschrieben habe. Dass die Roten ein besonderer Verein für den Leonberger sind, zeigt seine Vergangenheit in der Fankurve: Als Jugendlicher war Dutt Stammgast im A- und B-Block.


Was sagen die Fans?

Die meisten begegnen dem 49-Jährigen mit Skepsis. Was weniger mit Dutt persönlich und dessen Vergangenheit als Kickers-Trainer zu tun hat als vielmehr mit dem verloren gegangenen Vertrauen in die handelnden Personen beim VfB. Zu oft wurde in der jüngsten Vergangenheit ein neuer starker Mann präsentiert, sei es auf dem Trainerstuhl oder im Amt des Präsidenten. Doch ­jedes Mal wurden die Erwartungen enttäuscht. Dass Dutt bei Bayer Leverkusen und bei Werder Bremen gescheitert ist und beim DFB das Handtuch geworfen hat, tut sein Übriges zur zweifelnden Grundhaltung im Umfeld des Vereins.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]