Bundesliga

Siege, so schmerzhaft wie Ohrfeigen


VfB-Profis in Feierlaune: Christian Gentner, Antonio Rüdiger

Es hat sich einiges geändert beim VfB, im Großen wie im Kleinen. Gerd Mäuser etwa, der Präsident, ist zwar bis zum 3. Juni im Amt, aber in manchen Bereichen bereits aus dem Spiel. Fredi Bobic, der Sportdirektor, füllt das Vakuum und übernimmt nun mehr repräsentative Aufgaben. „Ich muss Logendurchgänge machen, das gehört jetzt auch dazu“, sagte er nach dem 2:1-Sieg gegen den SC Freiburg und mischte sich unter die Vip-Gäste. Immerhin muss er sich nicht verstellen, wenn er vor den Sponsoren und Honoratioren des Vereins eine freundliche Miene aufsetzen soll. Die Freude kommt neuerdings wieder von innen: Drei Siege innerhalb einer Woche und eine neue spielerische Leichtigkeit entwickeln eine Strahlkraft, die nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen allen guttut.

Manch einen verführt der Blick auf die Tabelle sogar zu Tagträumen. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf den vierten Champions-League-Platz – geht da noch was? Da lächelt Fredi Bobic nachsichtig, verweist auf die sechs Vereine, die der VfB auf dem Weg nach oben noch aus dem Weg räumen müsste – und beendet solche Gedankenspiele kurzerhand: „Wir haben nur noch vier Spiele, das ist zu wenig.“

Die Aufholjagd, die der VfB gestartet hat, kommt eindeutig zu spät. Das ist doppelt und dreifach ärgerlich. Und die zum Scheitern verurteilte Mission beweist wieder mal schmerzlich, wie fatal der Finanzkurs und die daraus resultierende Personalpolitik des Vereins sich zulasten des Sports auswirken.

Es ist vermutlich alles andere als ein Zufall, dass es neuerdings läuft. Ohne die Dreifachbelastung und mit einem Intensivtraining während der Länderspielpause Ende März sind Automatismen, die während der vielen englischen Wochen verschüttet waren, ebenso zurückgekehrt wie die Freude am Spiel. So gesehen könnte die Saison jetzt beginnen. Jetzt wäre der VfB bereit, weil der Kader für zwei Wettbewerbe wie geschaffen ist. Der dritte, der internationale Wettbewerb bringt höhere Belastungen im Spiel, Reisestrapazen und mehr Verletzungen mit sich – damit ist dieser Kader überfordert. „Wir waren mit 16 Feldspielern im Trainingslager, wir sind in der Europa League weitergekommen – da konnten wir in der Liga nicht so powern und haben unnötig Punkte liegen lassen“, sagt Bobic. „Ärgerlich“ sei das, grämt sich Christian Gentner, „aber bei der hohen Belastung ging nicht mehr.“

So schmerzen die jüngsten Siege, so schön sie sind, wie Ohrfeigen, weil sie wertlos sind: Für die Europa League hat sich der VfB über den DFB-Pokal qualifiziert, die Champions League ist unerreichbar. Was möglich gewesen wäre, wenn der Vorstand die finanziellen Bedürfnisse des Sports realistischer eingeordnet hätte, zeigt sich jetzt.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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