Arthur Boka

Neue Rolle, neue Qualität

Bis vor kurzem konnte sich Arthur Boka partout nicht vorstellen, dass er einmal so einen Geburtstag erleben würde. An diesem Dienstag ist der Nationalspieler der Elfenbeinküste 30 Jahre alt geworden. Noch vor einem Jahr hätte er das zum Anlass genommen, eine große Sause zu veranstalten – diesmal nicht. „Das war der erste Geburtstag, den ich nicht gefeiert habe“, sagt Boka. Seine Stimmlage verrät: Sein Bedauern darüber hält sich in Grenzen. Stattdessen sinnierte er über sein Leben und seinen Beruf. „Fußball“, sagt er, „ist jetzt alles für mich. Er steht jetzt für mich an erster Stelle.“ Zahlreiche Gespräche mit seiner Familie und dem Trainerteam haben ihm den Ernst des Profilebens vor Augen geführt. „Er hat seinen Lebensstil geändert“, bestätigt Co-Trainer Eddy Sözer.

Spaß hat Arthur Boka trotzdem. Sogar mehr als zuvor. Auch auf dem Platz. Das liegt an einem Experiment, das Trainer Bruno Labbadia gewagt hat. Gegen Eintracht Frankfurt schickte er Boka nicht in der linken Abwehr auf den Platz, sondern als Sechser an der Seite von William Kvist im zentralen defensiven Mittelfeld. Das Experiment ging auf. Der VfB gewann 2:1, und Boka, der eine ungewohnt stabile Saison spielt, überzeugte als Stratege. So sehr, dass er gegen Borussia Dortmund gleich wieder als Sechser randurfte, diesmal an der Seite von Christian Gentner. Der VfB verlor zwar 1:2, doch Boka empfahl sich erneut. Und weil die Mannschaft dabei zur Abwechslung mal wieder ansehnlichen Fußball bot, spricht wenig dagegen, dass Boka die neue Rolle auch an diesem Sonntag (17.30 Uhr) gegen Hannover 96 einnehmen wird. „Wir wissen jetzt, dass wir Arthur ohne Bedenken auf der Sechs einsetzen können“, sagt Sözer.

Das gefällt Boka: „Im Zentrum muss ich mehr laufen, aber dafür ist der Spaß größer, weil ich das ganze Spielfeld um mich herum habe.“ Statt stupide die Linie entlangzurennen und zu flanken, bietet ihm die Sechser-Position „mehr Möglichkeiten zu gestalten“.

Neue Rolle nicht als Dauerlösung

Das setzt Qualitäten in ihm frei, die Labbadia und Sözer kannten – sicher, dass Boka sie in die richtige Bahn lenkt, konnten sie aber nicht sein. „Arthur ist zweikampfstark, er hat ein großes Spielverständnis und eine natürliche Härte – und wir wollten mehr Aggressivität im Spiel“, sagt Sözer und strahlt: „Wir sind sehr glücklich, dass wir es probiert haben.“

Glücklich ist auch Boka, solange die neue Rolle nicht zur Dauerlösung wird – wofür nichts spricht. „Meine Hauptposition ist hinten links, dort liegen meine Stärken, das darf man nicht vergessen“, mahnt Boka. Sözer nimmt ihm jede Sorge: „Wir sehen Arthur auch mehr auf der linken Abwehrseite.“ Aber wenn Bedarf im Zentrum herrscht, ist es beruhigend, eine Alternative zu haben.

Schließlich hat Boka diese Saison noch lange nicht abgehakt. In der Bundesligatabelle richtet er den Blick nach oben, „weil wir nach oben kommen wollen“. Und dann ist da noch das Pokal-Halbfinale gegen den SC Freiburg – und die Aussicht, sich erneut für die Europa League qualifizieren zu können. „Wenn schlecht über den VfB geredet wurde, haben wir immer etwas geholt“, weiß Boka nach sieben Jahren in Stuttgart. Jetzt reden die Leute wieder schlecht über den Verein. „Warten wir das Saisonende ab“, rät Boka, „vielleicht haben dann alle einen Grund, sich zu freuen.“ Boka hat ihn auf jeden Fall: Er hat sein Repertoire als Profi erweitert, er genießt neues Vertrauen – und zahlt es mit neuer Stärke zurück.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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