Bundesliga

Für Tayfun Korkut gilt die 37+1-Regel

Mit einem Sieg über den HSV kann der VfB die 40-Punkte-Marke erreichen. Vorher will der Trainer Tayfun Korkut nicht über ein mögliches Kürprogramm namens Europa League reden.

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Daniel Ginczek und der VfB wollen gegen den strauchelnden Hamburger SV um seinen Kapitän Gotoku Sakai (rechts) möglichst einen Heimsieg einfahren.

Dass Fußball keine Mathematik ist, das ist spätestens seit Karl-Heinz Rummenigge klar, der mit dieser Stichelei im November 2007 den honorigen Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld, einen ehemaligen Mathelehrer, nach einem Münchner 1:3 in Stuttgart ärgerte. Tatsächlich muss auch in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, dass der VfB in dieser Saison noch auf den Relegationsplatz 16 abrutschen könnte oder dass er gar noch direkt absteigt, auch nach den Regeln der Statistik niemand mehr ernsthaft den Rechenschieber bemühen.

Immerhin beträgt der Vorsprung des VfB (37 Zähler) auf den Tabellen-16. aus Mainz zwölf Punkte. Das bedeutet, dass die Rheinhessen, die in der Rückrunde erst zweimal gewonnen haben, in den ausstehenden sieben Saisonpartien vier Siege einfahren müssten. Und parallel dazu müssten die Stuttgarter, die am Karsamstag (15.30 Uhr) die krisengeschüttelte Elf des Tabellenletzten Hamburger SV empfangen, gar keinen Punkt mehr einfahren. Dies erscheint allein mit Blick auf den jüngsten Lauf des Aufsteigers mit zuletzt 17 von 21 möglichen Punkten sowie auf das Heim-Restprogramm gegen den HSV, Bremen, Hannover und Hoffenheim sehr unrealistisch.

Kein Spaziergang gegen den HSV

Trotzdem bleibt der VfB-Trainer Tayfun Korkut („Jeder denkt, der HSV ist schon weg. Aber kein Spieler und kein Trainer verliert gerne“) stur bei seiner Linie und weigert sich daher beharrlich, auch mit bereits 37 Punkten auf der Habenseite von der Pflicht in die Kür zu wechseln. „Ich habe eine eigene Regel, es ist die 37+1-Regel, wobei mir plus 3 noch lieber wäre“, sagt der 43-Jährige vor dem Heimspiel gegen den HSV: „Wir wollen unser Ziel, auch rechnerisch nicht mehr absteigen zu können, so schnell wie möglich erreichen. So lange werde ich keine Worte über die Kür in den Mund nehmen.“

Andere im Verein sind da schon ein bisschen weiter als der Cheftrainer. Der Sportchef Michael Reschke etwa, der sagt: „Zu behaupten, dass wir die ein, zwei fehlenden Punkte nicht holen werden, wäre ja unglaubwürdig“, erklärt der Rheinländer, der aber zumindest öffentlich nicht weiter in die Zukunft schauen will. Also hört man von Reschke etwa zum Thema Europa League, die im Falle eines Erfolges über den HSV und dem damit verbundenen Sprung auf die 40-Punkte-Marke durchaus ins Kür-Programm aufgenommen werden könnte, nur so viel: „Die Hoffenheimer sind so stark, dass wir sie wohl nicht mehr einholen werden.“ Zum Hintergrund: die Kraichgauer rangieren auf Tabellenplatz sieben, der in dieser Saison zu einer Teilnahme am internationalen Wettbewerb reichen dürfte. Die Stuttgarter sind aktuell mit zwei Punkten Rückstand Achter.

„Fußball ist immer morgen. Wir bekommen keine Blumen für das bisher Geleistete“, sagt Korkut vor der HSV-Partie, die eine kleine Zäsur in der jüngeren VfB-Clubgeschichte setzen könnte. Denn bei einem Sieg über die Hanseaten, gegen die nach 103 Bundesligaspielen die Bilanz bei 44 Niederlagen und 38 Siegen allerdings negativ ist, hätte man erstmals seit der Saison 2011/12 die Tickets für Liga eins frühzeitig in der Tasche.

Ein Mix aus Mentalitätsspielern und Künstlern

Die Planungen für eine Zukunft des VfB im Oberhaus laufen ohnehin bereits. Drei, vier neue Spieler will Michael Reschke holen und in den Kader einbauen. Dabei soll die aktuelle Mischung bestehen bleiben aus rund 75 Prozent „Mentalitätsspielern“ , wie der 60-Jährige jenen Spielertypus nennt, der im Ernstfall auf dem Platz die Ärmel hochkrempelt und die Kollegen mitzieht, sowie den Profis der Marke „Künstler“, also den spielstarken Individualisten. Klar ist auch, dass Reschke weiter auf ein für ihn unverzichtbares, großes Quantum an deutschen Spielern setzt.

Während Freiburgs Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf als Neuzugang gehandelt wird, setzt sich Reschke dieser Tage mit Holger Badstuber zusammen, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. „Wir werden versuchen, ihn zu halten“, sagt der VfB-Manager: „Es ist aber auch Teil meines Jobs, in Alternativen zu denken, falls er geht. Auch da sind wir vorbereitet.“

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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