Daniel Didavi vom VfL Wolfsburg

„Der VfB Stuttgart ist und bleibt mein Herzensclub“

Daniel Didavi spricht vor dem Spiel des VfL Wolfsburg am Samstag in Stuttgart über sein neues Leben als Veganer, über den neuen Wolfsburger Erfolgshunger und was an den Gerüchten über eine Rückkehr zum VfB dran war.

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Daniel Didavi kehrt rank und schlank zum VfB zurück

Zwei Tore hat der VfL Wolfsburg in dieser Bundesligasaison bisher erzielt – und zweimal hat Daniel Didavi getroffen. Nun tritt der Mittelfeldspieler am Samstag (15.30 Uhr) bei dem Club an, wo er jahrelang gespielt hat: beim VfB Stuttgart.

Herr Didavi, wie zu hören ist, haben Sie ihre Ernährung umgestellt.
Ja, das stimmt. Ich ernähre mich seit einem halben Jahr vegan. Es gibt nur zwei Ausnahmesituationen: Wenn ich bei meinen Eltern bin und es Fleisch gibt, oder wenn ich Sushi esse. Aber das ist selten.

Wie kam es zu diesem Sinneswandel?
Aufgrund meiner Verletzungshistorie suche ich schon länger Mittel und Wege, um gut mit meinem Körper umzugehen. Und da ich ein geschädigtes Knie habe, verfolgt mich das Thema eben. Ich hatte einen Knorpelschaden und vergangene Saison zudem eine Meniskusoperation zu überstehen. Es war zwar nur ein kleiner Eingriff, aber es gab danach wieder Probleme – also habe ich etwas unternommen.

Arbeiten Sie nun mit einem Ernährungsberater zusammen?
Nein. Ein Kumpel hat mir vor Monaten ein Buch in die Hand gedrückt. Darin geht es um Ernährung und Gesundheit ganz allgemein. Danach habe ich noch Dokumentationen zu dem Thema gesehen und weitere Bücher gelesen. Die Quintessenz war immer, dass unsere Ernährung in der westlichen Welt zu fleischlastig ist. So hat es angefangen und ich habe schrittweise meine Ernährung umgestellt. Erst habe ich weniger Fleisch und Fisch gegessen, dann nur noch einmal die Woche und jetzt verzichte ich komplett auf tierische Produkte. Wobei ich zuvor ein Fleischfanatiker war.

Mit welchem Effekt?
Ich fühle mich nun wesentlich wohler als vorher. Ich hatte zuletzt auch noch eine Doku über rein pflanzliche Ernährung und die Auswirkungen auf Arthrosen gesehen. Darin wurden extrem gute Ergebnisse aufgezeigt, die Mediziner nicht für möglich gehalten hätten. Das hat mich überzeugt – und in meinem Fall hat sich das bestätigt.

Wie zeigt sich das in ihrem Berufsleben?
Ich konnte in der Vorbereitung jede Trainingseinheit mitmachen, ohne ständig mit dem Trainer oder den Ärzten über die Belastungsdosierung reden zu müssen. In der Vergangenheit war es öfters so, dass ich nur reduziert trainieren konnte, weil mein linkes Knie reagiert hat. Es ist dann zum Beispiel angeschwollen. Das ist seither nicht mehr passiert und das bedeutet für mich einen Riesenschritt vollzogen zu haben.

Hat sich auch ihr Gewicht verändert?
Ja, ich habe sechs Kilo abgenommen, obwohl das nie mein Ziel war. Ich habe ansonsten immer 80 Kilo auf die Waage gebracht. Jetzt sind es 74 und dieses Gewicht hatte ich wohl zuletzt mit 16 Jahren.

Nun laufen Sie viel leichter?
Es ist schon krass, wie sich manches verändert hat. Ich selbst habe das zunächst gar nicht bemerkt, aber Trainer, Physios und auch Mitspieler sind auf mich zugekommen und haben gemeint, dass ich wie ein anderer Spieler wirke. Nach starken Belastungen fühle ich mich nicht mehr so schlapp und erhole mich schneller.

Das Stuttgarter Publikum bekommt nun also am Samstag einen Daniel Didavi zu sehen, der so schlank und so fit wie noch nie ist?
Schlank wie nie kann man auf jeden Fall sagen, und fit fühle ich mich auch, aber das ist nicht alles beim Fußball.

Besonders motiviert werden Sie sicher sein, weil es gegen ihren alten Club, den VfB, geht.
Klar ist das ein besonderes Spiel für mich. Schließlich habe ich beim VfB insgesamt 18 Jahre lang gespielt. Die Vorfreude auf die Begegnung steigt von Tag zu Tag.

Welchen Stellenwert nimmt der VfB als Wolfsburger Profi noch für Sie ein?
Der VfB ist und bleibt mein Herzensclub. Ich habe die Spiele in der zweiten Liga verfolgt und war gelegentlich im Stadion. Wenn ich einmal auf meine Karriere zurückblicke, dann wird der VfB den Hauptteil einnehmen. Das ist sicher.

Während der Transferperiode war zu vernehmen, dass ihr Name in Stuttgart gehandelt wurde.
Das habe ich auch mitbekommen, weil viele meiner Freunde VfB-Fans sind. Aber ehrlich gesagt, hätte ein Wechsel weder für den Verein noch für mich Sinn ergeben. Einen Absteiger verlassen und nach nur einem Jahr zu einem Aufsteiger zurückkehren – das passt nicht. Ich kann also einige Leute beruhigen: Ein Wechsel war kein Thema.

Obwohl es mit dem VfL Wolfsburg in der Vorsaison nicht rund lief?
Ich fühle mich hier in der Stadt und im Verein dennoch sehr wohl, auch wenn ich es mir sportlich anders vorgestellt hatte. Da brauchen wir gar nicht drumherum reden. Ich hatte immer gesagt, dass ich Stuttgart nur verlasse, um bei einem Club mit internationalen Ambitionen zu spielen, am liebsten Champions League. Als ich mich mit dem VfL geeinigt hatte, sah es auch noch gut aus. Aber dann hat es sich leider anders entwickelt.

Wie fällt demnach Ihre erste Bilanz aus?
Sportlich hat sich der Wechsel noch nicht ausgezahlt, aber persönlich auf jeden Fall. Ich habe in Wolfsburg viel gelernt und mich als Mensch weiter entwickelt.

Und nun nehmen Sie mit der VfL-Mannschaft einen neuen Anlauf?
Ja, wir haben einen Umbruch vollzogen. Wir verfügen jetzt über ein junges Team. Vielleicht ohne die ganz großen Namen, aber mit Talenten, die erfolgshungrig sind.

Welche Ziele hat sich der VfL Wolfsburg mit diese jungen Mannschaft gesteckt?
Wir wollen eine ruhige Saison spielen. Das wird nicht einfach, da die Bundesliga sehr ausgeglichen ist. Meiner Meinung nach gibt es nur drei Vereine, die von vornherein nach oben blicken können: der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig. Der Rest muss erst einmal schauen, dass er nicht unten reinrutscht.

Das hört sich bescheiden an für einen Club, der vor kurzem noch dauerhaft in der Champions League spielen wollte.
Mag sein, aber man muss ehrlich sein: Nachdem wir zuletzt die Relegation gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig überstanden haben, können und wollen wir uns nicht hinstellen und große Töne spucken.

Sondern?
Unsere neue Mannschaft muss sich finden. Das braucht Zeit. Auch wenn wir wissen, dass viel Qualität im Kader steckt. Wir haben zum Beispiel die beiden U-21-Europameister Maximilian Arnold und Yannick Gerhard sowie Yunus Malli und natürlich Mario Gomez, der leider verletzt ausfällt. Doch vergangene Saison war es auch so, dass wir über sehr gute Spieler verfügt haben. Nur: wir haben unsere Fähigkeiten zu wenig auf den Platz gebracht.

Was lief da schief?
Wir hatten von Anfang an viel Unruhe. Weil nicht klar war, ob Spieler bleiben oder gehen. Dann kamen Trainerwechsel dazu. Und wir haben uns auch zu oft gesagt, dass wir besser als der Gegner sind. Doch das war nur die Papierform.

Doch nun befindet sich der VfL mit Ihnen in neuer Rolle auf einem guten Weg?
Ja, wir wollen Vertrauen zurückgewinnen und und ich will insgesamt eine wichtige Rolle einnehmen.

Das heißt als Führungsspieler?
Wie das genannt wird, ist nicht so wichtig. Führungsspieler wird man ja nicht durchs Reden, sondern durch gute Leistungen. Ich werde also sicher nicht krampfhaft versuchen, das Sprachrohr der Mannschaft zu sein. Das passt auch nicht zu mir. Ich versuche vielmehr, den jungen Spielern zu helfen. Schon weil ich mit 27 zu den ältesten Spielern bei uns zähle.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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