Bundesliga

Labbadia und Bobic appellieren an die Ehre der VfB-Profis


Klare Ansage: Bruno Labbadia will sich mit seinem Team im nächsten Jahr weiterentwickeln.

Fredi Bobic ist ein zäher Bursche. Lockerlassen war noch nie sein Ding. Früher nicht, als er auf dem Platz als Stürmer vor Ehrgeiz brannte. Und jetzt erst recht nicht – wenn er als Sportvorstand des VfB dafür sorgen muss, dass die Profis mitziehen und immer 100 Prozent geben. Wenn einer nachlässt, bekommt er es mit Bobic zu tun, dem mangelnde Einstellung ein Gräuel ist. Vor dem letzten Bundesliga-Auswärtsspiel dieser Saison an diesem Samstag beim FC Schalke (15.30 Uhr/Sky und Liga total) ist es mal wieder so weit: Bobic nimmt die Spieler in die Pflicht – aus gutem Grund.

Einige haben es eben ein wenig schleifen lassen nach dem Einzug ins DFB-Pokalfi­nale am 1. Juni gegen den FC Bayern München. Die beiden vergangenen Liga-Partien beim FC Augsburg (0:3) und gegen Absteiger SpVgg Greuther Fürth (0:2) gingen gründlich daneben. Für einige Profis schien die Bundesliga-Saison irgendwie schon gelaufen, die letzten fünf Prozent an Einstellung und Biss, an Kampfkraft und Moral fehlten – weshalb Fredi Bobic jetzt den Mahner gibt. „Wer auch nur ein paar Prozent nachlässt, macht einen Fehler“, sagt er, „man kann dann nicht wie bei einem Computer alles auf Knopfdruck starten, um beim Höhepunkt, dem Pokalfinale, wieder voll da zu sein.“

Der VfB muss die Maschinen auf Schalke und nächste Woche gegen den FSV Mainz wieder hochfahren – ansonsten droht gegen den FC Bayern München im Berliner Olympiastadion der Absturz. „Wir müssen in die Spur kommen – bei den vergangenen beiden Spielen habe ich Dinge gesehen, die mir nicht so gefallen haben“, sagt Bobic. Man müsse die Tore eben auch unbedingt machen wollen, meint er: „Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen, wir haben genug Chancen gehabt. Wir könnten weiter vorne in der Tabelle stehen, wenn wir gegen Augsburg und Fürth gewonnen hätten – jetzt stehen wir im Niemandsland, und das ist langweilig.“ Aufregend wird es erst wieder in Berlin, beim Pokalfinale – doch auf dem Weg dahin, sagt Bobic „müssen wir die Spannung jetzt unbedingt hoch halten“.

Es geht in gewissem Sinne auch um den Ruf

Bei diesem hehren Ziel stehen die Profis im Blickpunkt, die in den letzten beiden Bundesliga-Partien dieser Saison nicht nur für einen Stimmungsumschwung nach den ernüchternden Erlebnissen und den Pfiffen beim Heimspiel gegen Schlusslicht Greu­ther Fürth kämpfen müssen. Es geht in gewissem Sinne auch um ihren Ruf.

Denn wer nur bei absoluten Top-Ereignissen wie dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen den SC Freiburg Top-Leistungen abliefert, wird schnell zum Flop bei den eigenen Fans, bei Sportvorstand Bobic – und bei Trainer Bruno Labbadia, der selbst allerdings auch im Brennpunkt steht. Die spielerisch schwachen Leistungen in dieser Saison samt mieser Heimbilanz (nur fünf Siege aus 16 Partien) decken sich nicht mit jenen Glanzauftritten der vergangenen Rückrunde, als der VfB das Feld von hinten aufrollte und mit einer Siegesserie in die Europa League einzog. Die Mannschaft, so scheint es, hat sich zurückentwickelt – sie ist in dieser Saison schlechter geworden. „Wir haben in dieser Saison zu wenig Spieler gehabt, die in einen Lauf reingekommen sind“, sagt Labbadia, „zudem waren wir zu wenig torgefährlich, weil sich die Torgefahr auf zu wenige Spieler verteilt hat. Dass uns nicht alles gelingt, sehen wir auch im Training.“

Von Automatismen im Angriffsspiel ist wenig zu sehen beim VfB – was Labbadia auch immer wieder mit dem kräfteraubenden Tanz auf den drei Hochzeiten mit Liga, Pokal und Europa League erklärt. Das wiederum stempeln viele Fans mittlerweile nur noch als Gejammer ab, das sie nicht mehr hören können.

Labbadia nimmt das zur Kenntnis – und hat schon jetzt die nächste Saison im Blick. Er fordert von seiner Mannschaft eine Weiterentwicklung und appelliert wie Bobic an die Ehre der Profis: „Wir haben oft zu schwankende Leistungen gebracht, unser nächster Schritt muss es sein, dass wir auch nach Europa-League-Spielen oder anderen Höhepunkten immer den Rhythmus beibehalten und voll da sind, das müssen wir reinbekommen – auch mit unseren Neuzugängen und dem einen oder anderen, der vielleicht noch dazukommt“, sagt der Coach.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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