Bundesliga

Der VfB setzt auf Realitätssinn und Stabilität

Der VfB ist Rückrunden-Vizemeister: Nach einem emotionalen Wochenende ist nun wieder ein scharfer Verstand gefragt – ein klarer Fall für die Vereinsspitze.

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Anastasios Donis im Anlauf auf das Bayern-Tor.

Der VfB Stuttgart legt schon noch Wert auf seinen Briefkopf. Dieser ist zwar in Zeiten der elektronischen Post nicht mehr so gewichtig wie einst, aber das offizielle Papier dient noch immer als Ausdruck eines traditionellen Selbstverständnisses und als Dokument vergangener Triumphe. Fünf Meisterschaften und drei Pokalsiege hat der VfB in feinen Lettern darauf gesetzt. Und jetzt laufen die Stuttgart nicht Gefahr, in Größenwahn zu verfallen, doch nach diesem Samstag in München könnten sie sich schon eine Fußnote dazu denken: Der VfB ist Rückrunden-Vizemeister 2018.

Ersonnen hat dieses Titelchen Michael Reschke, der rheinische Pfiffikus in Diensten der Schwaben. Sportlich völlig bedeutungslos findet der Manager seine Wortschöpfung zwar, aber sie ist eben doch eine Auszeichnung für die Leistungen nach der Winterpause. Ein Silberschälchen aus Aluminiumfolie wird Reschke dennoch nicht basteln, weil er darin nicht so geschickt ist, wie er zugibt. Einen besonderen Stolz verspürt der Sportchef dennoch, gerade nachdem die zweitbeste Rückrundenmannschaft der Fußball-Bundesliga das zweifellos beste Team der Liga im eigenen Stadion unmittelbar vor der nächsten Meisterfeier im Grunde demontiert hatte.

Korkuts Plan wird perfekt umgesetzt

4:1 beim FC Bayern München! „Das ist schon surreal“, sagte Reschke. Und der Präsident Wolfgang Dietrich streifte in einer Mischung aus Begeisterung und Erstaunen durch die Katakomben der Arena. „Unfassbar“, entfuhr es nicht nur ihm ­immer wieder. Das Gleiche war aus der ­Kabine zu hören. Wie aus einer Traumwelt schien dieses Ergebnis in die Wirklichkeit gekommen zu sein. Mit Magie hatte die ­Angelegenheit jedoch wenig zu tun. Befand zumindest ein Vater des Erfolgs: ­Tayfun Korkut.

Für den pragmatisch veranlagten Trainer war der Überraschungscoup vielmehr die Folge aus einem guten Matchplan und dessen perfekter Umsetzung. „Die Mannschaft ist von Anfang an bedingungslos hinter unseren Ideen gestanden. Mit großer Beständigkeit hat sie sich auch daran ­gehalten“, sagt Korkut. Diesmal war ihm eingefallen, die Münchner über die Außenbahnen zu attackieren beziehungsweise zu blockieren. Daniel Ginczek spielte auf dem linken Flügel, Anastasios Donis auf dem rechten. Mit ihrem Tempo setzten sie die berühmten „Nadelstiche“ in Form von Toren, mit ihrer Laufbereitschaft und Einsatzfreude halfen sie auch immer wieder hinten als doppelte Außenverteidiger aus. Im Sturmzentrum nahm Chadrac Akolo, der dritte Torschütze, den Platz von Mario Gomez ein. Der Nationalspieler fehlte kurzfristig, weil er Vater geworden war.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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