VfB-Trainer Tayfun Korkut

Keine Lust auf Experimente

Nach der ersten Niederlage unter seiner Regie fordert VfB-Trainer Tayfun Korkut volle Konzentration in den letzten fünf Spielen der Saison – und er sagt, was ihm wirklich wichtig ist im Bundesliga-Endspurt.

[Linked Image]
Im Heimspiel gegen Hannover 96 wollen die Stuttgarter um Trainer Korkut wieder punkten.

Im neunten Spiel hat es also auch Tayfun Korkut erwischt. Das 0:3 bei Borussia Dortmund war die erste Niederlage des früheren türkischen Nationalspielers als Cheftrainer des VfB Stuttgart. Nur gut, dass sich der Coach gemeinsam mit der Mannschaft in den acht Spielen zuvor eine komfortable Tabellensituation erarbeitet hat. So fällt die Pleite bei den Schwarz-Gelben unter die Rubrik: ärgerlich, vermeidbar, aber auch zu verschmerzen. Wenn die richtigen Reaktionen folgen.

Mit dem Heimspiel gegen Hannover 96 beginnt am Samstag (15.30 Uhr) für den VfB der Endspurt der ersten Bundesligasaison nach dem Wiederaufstieg. Davor stellen sich einige Fragen.

Wer sind die Gegner im Saisonfinale?

Der VfB empfängt neben Hannover 96 noch Werder Bremen (21. April, 15.30 Uhr) und die TSG Hoffenheim (5. Mai, 15.30 Uhr) in Stuttgart. Auswärts muss das Team noch bei Bayer Leverkusen (28. April, 18.30 Uhr) und beim FC Bayern (12. Mai, 15.30 Uhr) ran. „Ein Monsterprogramm“, sagte Michael Reschke schon vor der Partie in Dortmund. Sieben Punkte wünscht sich der Sportvorstand des VfB noch.

Wie hat Tayfun Korkut seine erste Niederlage weggesteckt?

„Zu verlieren – das fühlt sich nie gut an“, sagte der Coach am Montagvormittag nach dem Training der Reservisten. „Wir hatten uns an die positiven Ergebnisse gewöhnt, die Mannschaft hatte sich dieses Gefühl erarbeitet.“ Korkut macht dabei einen sehr aufgeräumten Eindruck, das Punktepolster auf die Abstiegsränge macht es möglich. Und die Tatsache, dass er mit der ersten Hälfte der Partie eigentlich zufrieden sein konnte: „Gegenüber dem Spiel gegen den Hamburger SV haben wir uns klar gesteigert.“ Dennoch ging er schnell in die Analyse der Niederlage über. „Jetzt können wir darüber reden, wie diese Serie gebrochen ist“, kündigte er an. Sein Motto: Nur wenn die Mannschaft aus der Pleite lernt, hatte sie am Ende auch etwas Gutes.

Was sind die Lehren aus dem Spiel in Dortmund?

Nicht das unglückliche 0:1 war für Tayfun Korkut der Knackpunkt des Spiels, sondern die Phase danach. „Wir haben bisher auf Rückstände immer zügig antworten können“, sagte der Trainer, „diesmal aber hat der BVB gleich nachgelegt.“ Gleich zweimal bis zur 60. Minute sogar – weil es ihm der VfB ermöglicht hat. „Wir haben den Dortmundern Räume gegeben, die sie in der ersten Hälfte nicht hatten“, analysierte Korkut und fordert: „Wir müssen es schaffen, unabhängig vom Ergebnis kompakt weiterzuspielen – ich hoffe, das dies der Lerneffekt dieses Spiels sein wird.“

Worum geht es in den nächsten Wochen?

Korkuts einfache Antwort: „Um Punkte.“ Der Abstieg ist im Grunde kein Thema mehr. Der Coach sieht den Klassenverbleib dennoch noch nicht als erreicht an – zumindest nicht öffentlich. „Deshalb geht es jetzt vor allem darum, die Spannung hoch zu halten“, ergänzte der Chefcoach. Sein Motto lautet: „So wie man trainiert, so spielt man auch.“ Also fordert er ein hohes Trainingsniveau von seinen Spielern, damit die positive Atmosphäre rund um den Club bis Saisonende anhalten kann. „Gute Leistungen bringen, Punkte holen, dann ist auch die Stimmung gut“, sagte Korkut, „jetzt müssen wir wieder den ersten Schritt machen. Die Mannschaft ist bereit dazu.“ Auch für eine spielerische Entwicklung in der Offensive? Zumindest hat Korkut die Probleme erkannt: „Die Flanken, die Abschlüsse – da waren die letzten zehn Prozent nicht da, schon gegen den HSV hätten wir die eine oder andere Situation besser ausspielen können.“

Beginnt nun die Zeit der spielerischen und personellen Experimente?

Dazu hat Tayfun Korkut eine klare Meinung – und antwortet mit einer Gegenfrage: „Wieso sollten wir vom einen auf den anderen Tag alles umschmeißen?“ Weitere Punkte zu sammeln habe nach wie vor Priorität: „Im Moment ist es Ergebnissport – für alle in der Bundesliga.“ Was auch bedeutet, dass sich für die derzeitigen Reservisten in den nächsten Spielen keine Chancen im Überfluss ergeben werden. „Wir pushen die Spieler, wir fördern sie, aber sie müssen auch erkennen, dass etwas getan werden muss“, sagte Korkut, „wir können Türen aufmachen, sie müssen sie aber auch aufschlagen.“ Lediglich Jacob Bruun Larsen konnte sich zuletzt näher an die Startelf heranarbeiten. Durch die Sperre von Santiago Ascacibar besteht zumindest eine Vakanz für das Spiel gegen Hannover.

Ist das Thema Europapokal abgehakt?

Noch vor Ostern war die Verlockung groß, nach oben zu schauen. Wobei Korkut betonte: „Ich musste niemanden auf den Boden holen, auch nicht innerhalb der Mannschaft. Alle wissen, worum es geht.“ Bei aktuell fünf Punkten Rückstand auf Rang sieben ist es nun ohnehin unwahrscheinlich, dass sich da noch eine Tür öffnet.

Was erwartet den VfB am Samstag?

Hannover 96 hat gegen Werder Bremen einen lange ersehnten Sieg eingefahren und steht wie der VfB einigermaßen gesichert da. Dennoch „bin ich mir relativ sicher, dass die nicht hierher kommen, um Hurra-Fußball zu spielen“, sagte Korkut, „auch in Hannover steht der Nichtabstieg im Vordergrund.“ Der VfB-Trainer erwartet „für beide Seiten kein einfaches Spiel, wir müssen versuchen, auf unser Toplevel zu kommen. Dann, das haben die vergangenen Wochen gezeigt, sind wir nur schwer zu schlagen.“ Hannover 96 war Korkuts erste Station als Cheftrainer im Profifußball.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


Mummi [Linked Image]