„Kommt Friehling, kommt VfB“

Stuttgart erlebt gerade das Frühlingserwachen, da will auch der VfB kein Spielverderber sein. „Kommt Friehling, kommt VfB“, wusste schon Ex-Trainer Otto Baric. Ein Erklärungsversuch.

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Von ihm stammt eine VfB-Weisheit, obwohl er in Stuttgart gar keinen Frühling erlebte: Ex-Trainer Otto Baric.

Der Fußballtrainer Otto Baric dürfte vor allem jüngeren Anhängern kein Begriff mehr sein. Das letzte Engagement des 84-Jährigen als Nationaltrainer von Albanien liegt schon über zehn Jahre zurück. Seinen einzigen Job in der Fußball-Bundesliga verrichtete er in der Saison 1985/86. Als Trainer des VfB Stuttgart. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Nach nur neun Monaten wurde Baric der Stuhl vor die Tür gesetzt. Ein Satz von ihm hat aber bis heute überdauert: „Kommt Friehling, kommt VfB“, pflegte der Kroate in jenem Spätwinter 1986 zu sagen; darauf hoffend, dass nicht nur die Temperaturen bald steigen, sondern auch der Punktestand des VfB. Doch als der März kaum angebrochen war, wurde Baric auch schon entlassen. Danach kamen bei den Spielern unter dem neuen Trainer Willi Entenmann tatsächlich Frühlingsgefühle auf. Am Ende erreichte der VfB Platz fünf und das Pokalfinale in Berlin.

Was ist dran an der These?

Fast hellseherische Fähigkeiten muss man Otto Baric mehr als 30 Jahre später attestieren. Rückblickend lag er mit seiner steilen These, die genau genommen gar keine wahr, sehr häufig richtig. Tatsächlich heimste der VfB meist im Frühling die Punkte ein, wenn es auf die Zielgeraden der Bundesliga-Saison ging. 1988 war das so, auch 1991, 1992, 2003, 2007, 2008, 2009, 2010, 20111 und 2012 drehte der VfB zwischen März und Mai auf. Und auch jetzt wieder strahlt der VfB mit der Frühlingssonne um die Wette. Die letzte Niederlage datiert von Ende Januar unter Ex-Trainer Hannes Wolf. Nur 2016 verhagelte der Club aus Cannstatt seinen Fans das Frühjahr gehörig. Am Ende einer beispiellosen Talfahrt stand der Abstieg.

Vor dem Frühlingserwachen kommt die Herbstdepression

Ansonsten gilt der Satz von Otto Baric. Kommt der Frühling, kommt der VfB. Doch warum ist das so? „Ich weiß nicht, ob man das erklären kann“, versuchte Kapitän Christian Gentner das Phänomen schon vor einigen Jahren zu ergründen. „Wir machen es ja nicht absichtlich, dass wir schlecht anfangen und uns dann erheblich steigern.“ Tatsächlich gehört auch das zur Geschichte: Dass dem Frühlingserwachen in Stuttgart meist eine heftige Herbstdepression vorausgeht. Der 32-Jährige erinnerte sich an frühere Jahre, in denen viele neue Spieler immer erst relativ spät im August zur Mannschaft stießen. Bis die Neuen richtig Fuß fassten, war es Winter. Und meist schon der erste VfB-Trainer entlassen.

Ein weiterer Erklärungsansatz zielt auf die stets hohe Erwartungshaltung vor der Saison. Frühere Mannschaften scheiterten regelmäßig an dem Anspruch, dass der VfB doch ein klarer Kandidat für Europa sei. Erst als ihnen nach der Schneeschmelze das Wasser bis zum Hals stand, drehten sie auf und retteten oftmals noch gerade so die Saison. Wo der Weg in diesem Jahr noch hinführt? Wer weiß. Eines aber ist sicher: Otto Baric hatte mal wieder recht.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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