Bundesliga

Die Didavi-Rückkehr platzt zum zweiten Mal

Beim VfL Wolfsburg muss Spielmacher Daniel Didavi das tun, was er beim VfB Stuttgartgelernt hat: gegen den Abstieg kämpfen.

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Daniel Didavi (re.) tritt mit dem VfL Wolfsburg auf der Stelle. Daniel Didavi tritt mit dem VfL Wolfsburg auf der Stelle.

Wolfsburg gilt nicht als schönste aller deutschen Städte – es kann aber auch von Vorteil sein, in der (Fußball-)Provinz zu leben. Dort muss ­Daniel Didavi nicht fürchten, dass die Fans den Aufstand proben, bloß weil der VfL als Tabellen-13. den eigenen Ansprüchen weit hinterherhinkt. Beim VfB hingegen, seinem Heimatclub, der vor dem Wiedersehen an diesem Samstag nur einen Platz dahinter rangiert, nimmt Didavi sogar aus mehr als 500 Kilometern Entfernung „die typische Stuttgart-Stimmung“ wahr: „Irgendetwas brodelt immer im Umfeld.“

Der Mittelfeldspieler spricht aus langjähriger Erfahrung. Er hat das oft genug selbst erlebt: dieses dauernde Brodeln, die ständigen Trainerwechsel, den ewigen Kampf gegen den Abstieg – die nicht enden wollende Krise also, die den VfB 2016 in die zweite Liga führte. Nach dem Abstieg sagte Didavi Lebewohl, um nach zwölf Jahren im VfB-Trikot sein Glück beim VfL Wolfsburg zu suchen. Seine Hoffnungen auf eine bessere, unbeschwertere Zukunft sind allerdings auch am Mittellandkanal (noch) nicht in Erfüllung gegangen.

Ein Schritt nach vorne sollte der Wechsel sein, sportlich und persönlich. Doch gut anderthalb Jahre später muss man konstatieren: Der 27 Jahre alte Spielmacher, ausgestattet mit riesigem Talent und chronischen Knieproblemen, tritt auf der Stelle. In seiner ersten Saison in Wolfsburg benötigte der VfL die Relegationsspiele gegen Eintracht Braunschweig (1:0/1:0), um erstklassig zu bleiben. Und auch in dieser Runde ist der Abstieg viel wahrscheinlicher als der Einzug in die Champions League, von der Didavi bei ­seinem Wechsel träumte.

Seither gibt sich Didavi viel Mühe zu beteuern, dass er sich in Wolfsburg wohlfühle. Trotzdem ist es kein Geheimnis, dass der gebürtige Nürtinger schon öfter über eine Rückkehr in die Heimat nachgedacht hat. Im vergangenen Sommer allerdings verwarf der damalige VfB-Manager Jan Schindelmeister sehr schnell die Idee einer Rückholaktion. Gleiches tat in der soeben abgelaufenen Wintertransferperiode Michael Reschke. Auch er ignorierte die Signale aus Wolfsburg, wo Didavi bis 2021 unter Vertrag steht und jährlich rund vier Millionen Euro bekommen soll.

Am VfL, der neben Mario Gomez gerne einen weiteren Großverdiener von seiner Gehaltsliste gestrichen hätte, wäre ein Transfer kaum gescheitert. An Didavi wohl auch nicht. „Ich habe ja schon oft gesagt, der VfB wird immer in meinem Herzen bleiben“, erklärte er zuletzt – verkündete kurz vor dem Ende der Transferfrist aber auch: „Da ist nichts im Busche.“

Der Frust ist Didavi anzumerken

Das Transferfenster hat sich wieder geschlossen – und tatsächlich: Der VfB hat auch weiterhin keinen echten Zehner in seinen Reihen; und Didavi trägt auch weiter das grün-weiße Trikot der Wolfsburger mit eben jener Rückennummer. Zum „Sechs-Punkte-Spiel“ hat er das Duell mit seinem Ex-Club und seinem Ex-Mitspieler Mario Gomez („Ich habe in ihm einen Freund gefunden“) ausgerufen, das „ohne Wenn und Aber“ gewonnen werden müsse. Leider habe man in der Vergangenheit „viel zu oft solche Spiele verloren“.

Daher muss Didavi auch in Wolfsburg das tun, was er in Stuttgart gelernt hat: gegen den Abstieg kämpfen. Es ist üblicherweise nicht die Paradedisziplin eines Fußball-Feingeistes. Der Frust ist Didavi anzumerken. Intensiv debattierte er zuletzt am Spielfeldrand mit VfL-Trainer Martin Schmidt, als beim Spiel in Hannover auf schwer bespielbarem Rasen der Ball von einem Strafraum zum anderen flog. Der 1:0-Sieg gab dem Trainer recht – „auf diesem Acker“, sagte Didavi, „war es wahrscheinlich die richtige Taktik“. Mehr als ein Trost ist es immerhin, dass sein durch vier Operationen geschädigtes Knie keinen Anlass für zusätzlichen Frust gibt. Zwar muss Didavi im Training öfter mal kürzertreten, in der Liga aber hat der Topscorer des VfL (fünf Tore und sechs Vorlagen) nur eines der 20 Saisonspiele verpasst – wegen Knieproblemen. An die besorgten Reaktionen der Öffentlichkeit in solchen Fällen hat sich Didavi längst gewöhnt: „Wenn bei mir vom Knie die Rede ist, dann schrillen bei allen gleich die Alarmglocken.“

Die schrillen in Wolfsburg derzeit vor allem beim Blick auf die Tabelle – lange nicht so laut allerdings wie beim VfB.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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