Die drei Fehler des Robin Dutt

Den Umbauarbeiten beim VfB Stuttgart ist auch Robin Dutt zum Opfer gefallen. Der Sportdirektor hat zwar gravierende Fehler begangen, doch wenn der VfB sein Hauptproblem nicht löst, geht der Absturz weiter.



Nun ist also auch Robin Dutt weg. Überraschen kann das niemanden, der den Stuttgarter Totalabsturz der vergangenen Monate miterlebt hat. Dass der unglückselige Trainer Jürgen Kramny nach dem Abstieg von seinem Trainerposten bei den Profis entbunden wurde, dass kurz darauf Präsident Bernd Wahler sein Amt niederlegte - all das reichte nicht, um der Öffentlichkeit und den Fans das Gefühl zu geben, dass der VfB Stuttgart bereit ist, den dringend notwendigen Neuanfang einzuleiten.

Deshalb hat der Aufsichtsrat auch bei Dutt den Daumen gesenkt - nicht aus rein inhaltlichen Erwägungen, sondern auch als Beweis für den Umbruch. Das ist legitim, und doch wäre der VfB schlecht beraten, wenn er nach dem Rückzug aller drei bisherigen Entscheidungsträger eine Frage unbeantwortet ließe, die in Stuttgart seit Jahren das Hauptproblem beschreibt: Es ist die Frage, ob beim VfB - unabhängig davon, wer gerade Trainer oder Manager ist - nicht zu oft Politiker oder Wirtschafts- anstelle von Fußballfachmännern die Entscheidungen treffen.

Dutt trägt eine Teilschuld

Unabhängig davon hat Dutt sein Ende beim VfB nach nur 16 Monaten selbst mit verschuldet. Konkret hat er drei gravierende Fehler begangen und sich dadurch angreifbar gemacht. Diese beziehen sich auf:

Die Trainerfrage
Die Personalpolitik in der Innenverteidigung
Die Außendarstellung

Dutts Wunschtrainer Alexander Zorniger ist früh krachend gescheitert, und als es danach mit Kramny (den Dutt eigentlich als Interimslösung sah) anfangs so gut lief, gab der Sportdirektor dem Coach entgegen der eigenen Intuition, die Dutt zunächst gehabt hatte, eine Jobgarantie. Diese hätte spätestens revidiert werden müssen, als Kramny nach dem 2:6 in Bremen an den Mikrofonen genauso ratlos wirkte wie zuvor seine Spieler am Ball. Ob ein neuer Reiz, ein neuer Coach, noch einmal etwas bewirkt hätte? Zumindest hätte man es ausprobieren müssen.

Der zweite Fehler von Dutt war es, nicht mit aller Energie zwei erstligataugliche Innenverteidiger zu verpflichten. Egal, ob dort Niedermeier, Sunjic, Schwaab, Baumgartl oder Barba agierten - Bundesliganiveau hatte die Stuttgarter Abwehrzentrale bei weitem nicht immer.

Der dritte Fehler war Dutts Außendarstellung. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt rechnete er scharf mit dem Status Quo beim VfB ab und mahnte Defizite im Scouting und bei der Kaderplanung an. Das war zwar von ihm gefordert worden, es wirkte aber nicht nur auf Vorgänger Fredi Bobic (der gar nicht gemeint war) wie eine unkollegiale Selbstbeweihräucherung. Am Sonntag, wenige Stunden nach dem Abstieg, trat Dutt in der SWR-Sendung "Sport im Dritten" dann wieder so selbstbewusst auf, dass es nur deplatziert wirken konnte. Zwar gestand er eigene Fehler ein, doch alle gravierenden Fehlentscheidungen seien vor seinem Amtsbeginn getroffen worden, so Dutt.

Dutt hat auch Positives bewirkt

Das konnte man auch anders sehen und deshalb ist Dutts Zeit in Stutgart jetzt vorbei. Nach Werder Bremen und Bayer Leverkusen ist er damit binnen kurzer Zeit beim dritten Verein gescheitert. Beim VfB mussten in dieser Saison einige Personen gehen, die künftig erst mal als schwer vermittelbar gelten dürften.

Dabei hat Dutt trotz seiner Verfehlungen auch vieles richtig gemacht. Seine Analyse der Defizite war inhaltlich richtig, im Scouting und im Nachwuchs ging es unter ihm eher nach vorne als zurück. Und von den Spielern, die echte Verstärkungen waren (Langerak, Insua, Dié, Großkreutz, Rupp), wurden weit mehr von Dutt geholt als seine großen Kritiker wahrhaben wollen. Es hätte gut sein können, dass der VfB unter einem Sportdirektor Dutt im kommenden Sommer einen glanzvollen Wiederaufstieg gefeiert hätte und er in drei Jahren als erfolgreicher Sanierer dagestanden hätte. Man war nicht bereit, ihm diese Zeit zu geben.

Dafür hat der VfB nun einen neuen Trainer gefunden. Jos Luhukay hat für das Ziel, den sofortigen Wiederaufstieg, glänzende Referenzen. Mit Mönchengladbach, Augsburg und Hertha BSC gelang ihm der Aufstieg in die erste Liga. Der Niederländer ist keiner mit Visionen, die über die nächsten Monate hinausreichen. Aber er ist ein grundsolider Trainer, der weiß, wie man einen Kader zusammenstellt und wie man ihn punktgenau auf den jeweils nächsten Gegner vorbereitet. Er ist also genau der Trainer, den der VfB jetzt braucht.

Quelle: Spiegel.de


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