Bundesliga

Badstuber macht’s wie van Bommel

Der Neuzugang des VfB profitierte beim FC Bayern einst vom Niederländer Mark van Bommel. In Stuttgart will er nun selbst den jungen Spielern helfen. Aber nicht nur das.

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Eine Illusion musste Holger Badstuber den Fans am Montagmittag dann doch nehmen: Dass er schon am Sonntag, wenn der VfB Stuttgart im DFB-Pokal bei Energie Cottbus sein erstes Pflichtspiel der Saison bestreitet, gleich ein Kandidat für die erste Elf ist. Seine bisherige individuelle Vorbereitung ersetze eben nicht ein Mannschaftstraining. Und da der Abwehrspieler erst am vergangenen Freitag in Stuttgart angekommen ist, dauert es noch, bis er den nötigen Leistungsstand erreicht hat. „Ich brauche Training, Training, Training“ sagte Badstuber bei seiner offiziellen Vorstellung beim VfB. Und Hannes Wolf meinte: „Wir werden ihm die Zeit geben, die er braucht.“ Im Anschluss an die Länderspielpause Anfang September könnte der Abwehrspieler ein Mann für die erste Elf sein, davor aber schon ein Kandidat für den 18er-Kader.

An der nötigen Motivation mangelt es dem 28-Jährigen nicht. Holger Badstuber ist nach 15 Jahren beim FC Bayern heißt auf den Neustart bei seinem alten Verein. Bevor er das Trikot mit dem Brustring, das er schon als Jugendspieler (2000 bis 2002) trug, gab es aber einiges zu besprechen.

Badstuber über seine Verletzungen

„Ach, die alte Leier“, sagt Holger Badstuber, als er auf ein allerdings sehr naheliegendes Thema angesprochen wurde: seine fünf schweren Verletzungen in den vergangenen Jahren. Er erwidert: „Ich bin seit knapp einem Jahr gesund und konnte alle Trainingseinheiten durchziehen.“ Erst beim FC Bayern, in der Rückrunde dann beim FC Schalke 04. Doch er gibt auch zu, dass der wiederkehrende Kampf ums Comeback („eine Berg- und Talfahrt“) nicht immer leicht war. „Da bist du auf dich allein gestellt“, erinnert er sich, „aber ich bin gut durchgekommen.“ Und er hat sich weiterentwickelt in diesen schwierigen Phasen. „Ich bin nicht mehr der, der ich früher war“, sagt Badstuber, „ich bin reifer, erwachsener, erfahrener.“ Das Geschehene sei abgehakt, versichert der einstige Pechvogel und betont: „Mein Körper funktioniert gut, ich vertraue ihm.“ Angst sei keine mehr im Spiel: „Ich gehe in jeden Zweikampf, als ob es der letzte wäre.“

Badstuber über seine Entscheidung für den VfB

Die ersten Gespräche mit Holger Badstuber führte noch der mittlerweile freigestellte Jan Schindelmeiser. Am wichtigsten ist Badstuber aber, dass es mit dem Trainer passt. „Das ist die ausschlaggebende Person“, sagt Badstuber, der von Hannes Wolf angetan ist: „Er weiß, was er von uns sehen und der Mannschaft beibringen will – immer mit Hintergedanken, immer mit Visionen. Ich glaube, dass er mit seinem Elan etwas in Gang bringen kann.“ Dass Schindelmeiser nicht mehr Sportvorstand ist, sieht Badstuber gelassen: „Uns Spieler gehen diese Entscheidungen nichts an.“ Ohnehin „hatte ich das Gefühl, dass der gesamte Verein mich möchte.“ Den VfB sieht er nach der Ausgliederung als Club mit „einem Plan und Visionen, das reizt mich“. Und da ist ja noch etwas: „Ich bin Schwabe.“ Den Weg von Rot an der Rot, wo er aufwuchs, nach Stuttgart „kenne ich noch auswendig“.

Badstuber über seine neue Rolle

Als 28-Jähriger gehört Holger Badstuber bei all den Talenten im VfB-Kader zu den Routiniers. Entsprechend sieht er seine Rolle. „Ich weiß mit verschiedensten Situationen umzugehen, die jungen Spieler wissen das nicht“, sagt er. Als „meine Pflicht“ sieht er es daher, den Jung-Profis zur Seite zu stehen. Auf dem Platz – und darüber hinaus: „Ich komme auch deshalb, um diese Spieler in irgendeiner Weise besser zu machen.“ Badstuber weiß aber auch: „Über allem steht meine Leistung.“ Schließlich ist es seine erste Aufgabe, der Abwehr mehr Stabilität zu verleihen. „Dort haben wir Verstärkung gebraucht“, sagt Trainer Wolf. Dass Badstuber nun vom Rekordmeister zu einem Aufsteiger kommt, ist dem sechsmaligen deutschen Meister bewusst: „Es wird eine schwierige Saison. Aber das ist auch für mich eine Möglichkeit zu wachsen.“

Badstuber über seine Zeit beim FC Bayern

„Der FC Bayern wird bei mir immer präsent sein“, sagt Badstuber. Kein Wunder nach 15 meist erfolgreichen Jahren. Vor allem aber auch, weil in dieser Zeit Freundschaften entstanden sind, „die heute im Fußball selten sind“, wie der 28-Jährige findet: „Der Fußball hat seinen Charme verloren.“ Mark van Bommel, Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben waren einst seine wichtigsten Bezugspersonen im Sport. Dass er am Ende der Bayern-Laufbahn noch für ein halbes Jahr zum FC Schalke ging, habe mit dem mangelnden Vertrauen von Trainer Carlo Ancelotti zu tun gehabt. Badstuber spielte kaum, hatte daher kaum Freude. „Und wenn mit der Spaß genommen wird, schlage ich andere Wege ein“, sagt er, „jetzt habe ich einfach Bock zu kicken – unter einem Trainer, der eine Vision hat.“ Den künftigen Sportvorstand Michael Reschke kennt Badstuber übrigens aus München und sagt: „Der VfB hat einen Top-Mann geholt. Er hat schon oft bewiesen, warum er so begehrt ist.“

Badstuber über die Nationalmannschaft

31 Länderspiele hat Badstuber bestritten, aktuell gibt es keinen Kontakt zu Bundestrainer Joachim Löw. Doch der Innenverteidiger, 2010 WM-Dritter, ist weit davon entfernt, das Thema abzuhaken. „Ich schließe nie etwas aus“, sagt er und demonstriert Selbstbewusstsein: „Ich weiß, was in mir steckt und will es rausholen.“ Priorität genießt das Thema Nationalmannschaft aber nicht. Ein Jahr läuft sein Vertrag beim VfB Stuttgart, „ich will mithelfen, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen“. Was danach kommt? „Das werden wir dann sehen“, sagt Badstuber. Zunächst will er vollkommen fit werden. Zuerst mit – wie gesagt – „Training, Training, Training“. Hinterher brauche er dann „Spiele, Spiele, Spiele“.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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