...ein sehr lesenswerter Kommentar... (Anm. d. Paten)

Die Roten haben RB Leipzig stark gemacht

Der VfB hat sich in den vergangenen Jahren einerseits kontinuierlich selbst geschwächt und zum anderen dazu beigetragen, dass RB Leipzig so stark geworden ist, kommentiert Thomas Haid.


Ein verzweifelter Carlos Mané: An der eigenen Misere trägt der VfB Stuttgart ein
gehöriges Maß an Mitschuld, meint unser Kommentator.

Um den mit dem Abstieg in die zweite Liga verbundenen Niedergang des VfB Stuttgart einordnen und verstehen zu können, genügt schon ein Blick zu RB nach Leipzig. Innerhalb von nur drei Jahren schaffte der Club dort den Sprung aus der dritten Liga über die zweite Liga bis in die Bundesliga, wo RB nach dem 1:0-Sieg am Sonntagabend beim VfL Wolfsburg auch schon wieder den dritten Tabellenplatz belegt. Ohne die vom VfB (unfreiwillig) geleistete Unterstützung wäre dieser Aufstieg kaum möglich gewesen – dabei handelt es sich sozusagen eine Aufbauhilfe Ost.

RB profitiert auf dem Platz und außerhalb davon vom Fachwissen zahlreicher Führungskräfte, die zu einem nicht gerade kleinen Teil in Stuttgart ausgebildet wurden, ehe sie meist im Unfrieden abgewandert oder von der Vereinsführung des VfB sogar vertrieben worden sind. Da ist beispielsweise Ralf Rangnick, als Sportdirektor so etwas wie der Baumeister des Leipziger Modells. Vor vier Jahren ist er bei RB eingestiegen – die Entwicklung spricht seitdem für sich. Beim VfB arbeitete Rangnick zwischen 1999 und 2001 als Trainer. Dann trat er zurück, genervt von den Anfeindungen, die ihm im Umfeld und teilweise sogar auf obersten Ebenen im eigenen Club begegneten – obwohl er die erste Generation der jungen Wilden mit Andreas Hinkel, Kevin Kuranyi oder Alexander Hleb geprägt hatte. Manche sagen, dass es seit diesen Tagen in Stuttgart nie mehr ein schlüssiges Konzept gab. Der Berater von Rangnick bei RB ist heute übrigens Helmut Groß, einst Jugendleiter beim VfB.

So ähnlich wie bei Rangnick war es auch bei Jochen Schneider, der seit einem guten Jahr das Management bei RB verstärkt – nachdem er zuvor 16 Jahre in der zweiten Reihe beim VfB tätig war. Nach dem Abgang von Fredi Bobic im September 2014 war er der Sportchef. Für die darauf folgende Saison wollte er den inzwischen ebenfalls in Leipzig gelandeten und dort sehr erfolgreichen Trainer Ralph Hasenhüttl verpflichten, aber der VfB-Aufsichtsrat vertraute Schneider nicht und holte Robin Dutt, der als Trainer dann den zuvor bei RB gescheiterten Alexander Zorniger verpflichtete. Das Ende ist bekannt.

Leipzig mischt an der Spitze der Bundesliga mit

Weiter geht es mit der Aufbauhilfe Ost mit Bobic, der auf dem Wasen die langjährigen VfB-Jugendleiter Frieder Schrof und Thomas Albeck weggeschickt hat. Sie landeten ebenfalls bei RB, das heute bundesweit für seine Strukturen und Weichenstellungen im Nachwuchsbereich bewundert wird – etwa mit dem früheren VfB-Profi Alexander Blessin als Coach der U 17. Da haben Schrof und Albeck ihr in Stuttgart erworbenes Know-how voll eingebracht. Dagegen krankt es beim VfB seitdem an der Talentförderung – unter Schrof und Albeck eine Domäne des Vereins.

Und auch im Spielerkader profitiert RB von den Vorlagen des VfB. Erst im Sommer wechselte mit Timo Werner einer der hoffnungsvollsten deutschen Stürmer aus Stuttgart nach Leipzig. Beim VfB hatte man ihm nichts mehr zugetraut – inzwischen steht er sogar schon im Blickfeld des Bundestrainers Joachim Löw. Zwei weitere Leistungsträger bei RB sind der Torjäger Yussuf Poulsen (seit 2013) und der Kapitän Dominik Kaiser (seit 2012). Beide wurden vor ihrem Transfer nach Leipzig für relativ wenig Geld auch dem VfB angeboten – der Club verkannte die Qualitäten und lehnte ab.

In der Summe ergibt das dann folgendes Bild: Der VfB liegt in der zweiten Liga auf Rang sechs, während RB an der Spitze der Bundesliga mitmischt. Noch Fragen?

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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