Gotoku Sakai

"Ich war ein richtiger Torjäger"



Gotoku Sakai spricht im Interview über seine frühere Position, das Leben in Deutschland und für ihn typisch deutsche Eigenschaften.

Hallo Go, beim 5:1-Sieg in Bukarest hast Du ein Traumtor geschossen. Wie häufig denkst Du noch an diesen Treffer beziehungsweise wie oft wirst Du noch darauf angesprochen?
Gotoku Sakai: "Darauf werde ich nicht so oft angesprochen. Wir hatten ja in der Zwischenzeit so viele weitere Spiele, dass ich das Tor fast schon vergessen habe. Aber ich weiß noch, dass es schön war." (lacht)

Seither warst Du für den VfB aber nicht mehr als Torschütze erfolgreich. Inwiefern siehst Du in Sachen Torgefahr noch Verbesserungspotenzial?
Gotoku Sakai: "Das stimmt, da kann ich mich durchaus noch verbessern. Ich hatte einige Chancen, aber die habe ich dann nicht genutzt. Da sollte ich effektiver werden."

Du hattest aufgrund der Olympischen Spiele keine gute Vorbereitung, bist daher nicht so gut in die Saison reingekommen, wie Du Dir das nach Deiner tollen Rückrunde in der vergangenen Spielzeit vorgestellt hast. Wie zufrieden bist aktuell?
Gotoku Sakai: "Ich habe damals gemerkt, wie wichtig die Vorbereitungsphase ist. Es war auch schwierig, weil ich kaum Pause hatte und der Kopf nicht frei war. Die Wintervorbereitung habe ich dann glücklicherweise mitgemacht. Aber dennoch bin ich auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht so richtig zufrieden. Ich kann noch mehr."

Du bist seit Januar 2012 beim VfB. Wie würdest Du Deine Entwicklung hier beschreiben?
Gotoku Sakai: "In der japanischen J-League ist der Fußball nicht so schnell und intensiv. Das war schon eine große Umstellung. Ich komme damit aber immer besser zurecht und konnte diesbezüglich Fortschritte erzielen."

Am Anfang war es Dein Ziel, Dich in der Bundesliga zu etablieren. Das ist Dir mittlerweile gelungen. Nun hast Du im Winter einen neuen Vertrag bis 2016 unterschrieben. Welche neuen Ziele hast Du Dir jetzt vorgenommen?
Gotoku Sakai: "In erster Linie möchte ich natürlich mit dem VfB erfolgreich sein. Für mich persönlich ist es darüber hinaus wichtig, dass meine Aktionen noch mehr zu Erfolgserlebnissen führen – sei es mittels Torvorlagen oder durch Treffer."

Vor etwa einem Jahr hast Du gesagt, dass Du eigentlich lieber links spielst. Mittlerweile bist Du vor allem auf der rechten Außenverteidiger-Position aktiv. Inwiefern hat sich Deine Einstellung geändert?
Gotoku Sakai: "Ich denke immer noch, dass ich auf der linken Seite besser bin. Aber es geht darum, dass ich der Mannschaft dort helfe, wo ich gebraucht werde. Das ist für mich das Wichtigste und es ist ohnehin so, dass ich auf der rechten Seite gut zurechtkomme."

Außerdem hast Du früher im Sturm gespielt. In welchen Situationen helfen Dir diese Erfahrungen auf Deiner aktuellen Position?
Gotoku Sakai: "Diese Erfahrung hilft mir nicht wirklich viel. Das ist übrigens aber gar nicht so lange her. Bis ich 17 Jahre war, habe ich im Sturm gespielt. Ich war ein richtiger Torjäger, auch wenn das derzeit nicht wirklich danach aussieht." (lacht)

Du bist in New York geboren, Deine Mama kommt aus der Nähe von Nürnberg, Dein Papa ist Japaner. Inwiefern hat sich das auf Dich ausgewirkt?
Gotoku Sakai: "Ich bin in Japan aufgewachsen und fühle mich daher als Japaner. Meine Mama und meine Oma kommen aber aus Deutschland und daher fühle ich mich auch diesem Land sehr nahe."

Du lebst mittlerweile mit Deiner Frau und Deinen beiden Kindern in Bad Cannstatt. Wie deutsch ist das Leben in der Familie Sakai schon?
Gotoku Sakai: "Das ist schon noch sehr japanisch, was sicherlich auch an der Sprache liegt. Wir gewöhnen uns aber immer mehr an Deutschland und unsere Kinder gehen ja vielleicht bald auch in den Kindergarten."

Was hältst Du von der deutschen Mentalität sowie vom deutschen Essen?
Gotoku Sakai: "Für mich ist Tapferkeit und Robustheit etwas typisch deutsches. Naja, und das Essen in Deutschland, das ist okay." (lacht)

Wie läuft es mit der Sprache?
Gotoku Sakai: "Zweimal pro Woche habe ich beim VfB Deutsch-Unterricht. Ich verstehe die Sprache schon recht gut, aber das Sprechen fällt mir noch schwer. Doch dank des Unterrichts wird auch das immer besser."

Für die Kommandos auf dem Platz reichen Deine Kenntnisse aber jetzt schon. Nun empfangt ihr am Samstag von 15.30 Uhr an Greuther Fürth. Die Spielvereinigung ist schon abgestiegen. Ist das eher ein Vor- oder ein Nachteil für Euch?
Gotoku Sakai: "Das spielt keine Rolle. Wir wollen einfach die ausstehenden Spiele alle gewinnen und in der Tabelle noch weiter nach oben kommen. Daher ist die Situation des Gegners egal, wir müssen uns auf uns konzentrieren."

Was motiviert Euch in der aktuellen Phase konkret? Schließlich sprechen viele im Umfeld nur noch vom Pokalfinale in Berlin und spätestens seit der Niederlage in Augsburg ist der Sprung auf die internationalen Ränge sehr schwierig geworden.
Gotoku Sakai: "Das ist einfach. Wir sind Profis und wir wollen bis zum Saisonende Gas geben. Als Sportler willst du schlichtweg jedes Spiel gewinnen, insofern bist du immer motiviert."

Zum Abschluss noch eine Frage zu Deinem Landsmann. Welche Rolle spielt Shinji Okazaki für Dich?
Gotoku Sakai: "Shinji hat mir sicherlich geholfen, hier schneller Fuß zu fassen. Wir haben auch privat viel Kontakt und wir verstehen uns sehr gut. Er ist für mich wie ein Bruder."

Quelle: vfb.de


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