2. Liga

Der Torjäger aus der Alten Försterei

Mit fünf Toren aus den letzten drei Zweitligaspielen ist Simon Terodde gut drauf. Am Sonntag (13.30 Uhr) gastiert der VfB-Stürmer bei seinem Ex-Club Union Berlin, in jenem Stadion also, wo seine Profikarriere einst Fahrt aufnahm.


Simon Terodde hat bereits sieben Zweitligatore für den VfB erzielt.

Schade eigentlich, dachte sich Laura Terodde, dass der Torschützenkönig aus Liga zwei nicht wie sein Kollege aus der Bundesliga gefeiert und mit Torjägerkanone ausstaffiert wird. Immerhin hatte sich ihr Ehemann Simon mit 25 Saisontoren im Dress des VfL Bochum Ende Mai ja als der Treffsicherste im Fußball-Unterhaus erwiesen. Jetzt war also Eigeninitiative gefragt: Und so bestellte Frau Terodde kurzerhand bei Ebay eine Kanone, und zwar so eine, wie sie auch der „Kicker“ überreicht. Sie veredelte das Miniatur-Geschütz mit einer Gravur – und schenkte es dem Gatten. „Wenn ich in 20 Jahren im Partykeller sitze“, schmunzelt der, „kann ich mal stolz drauf schauen.“

Zunächst aber gilt es für den Blondschopf aus dem Münsterland, sich im Dienste seines neuen Clubs VfB Stuttgart ein paar zusätzliche Meriten zu verdienen. Dreimal in Serie (gegen 1860 München, beim KSC und gegen Bielefeld) hat der VfB zuletzt gewonnen – und Simon Terodde steuerte jeweils mindestens ein Tor bei. Mit seinem Dreierpack im vorerst letzten Akt vor der Länderspielpause gegen die Arminia kletterte der 28-Jährige mit nun sieben Saisontreffern hinter dem Nürnberger Guido Burgstaller (zehn) in der Torjägerliste zudem auf den geteilten zweiten Platz.

Der Schauplatz des Durchbruchs

Am Sonntag (13.30 Uhr) geht Terodde für den VfB nun in bekanntem Revier auf Torejagd: Schließlich war die „Alte Försterei“ in Berlin-Köpenick, das Stadion von Union Berlin, zwischen 2011 und 2014 der Schauplatz des Durchbruchs des Simon Terodde, der in Duisburg und Düsseldorf spielte, ehe er sich beim 1. FC Köln nicht in Liga eins zu etablieren wusste. 23 Tore in 87 Spielen für die Eisernen gelangen Terodde dann für die Hauptstädter unter Trainer Uwe Neuhaus. „Ich denke gerne an die Zeit zurück mit den tollen Fans, die einem jungen Spieler auch Fehler verzeihen“, erzählt er.

Dass die Berliner als Tabellenfünfter zuletzt zweimal verloren haben, wertet Terodde aktuell nicht als Vorteil. „Unter dem Trainer Jens Keller haben sie ihren Stil verändert, spielen jetzt viel Gegenpressing“, weiß der Stuttgarter Stürmer. „Wir müssen also den Mut haben, auch unter Druck selbstbewusst unseren Fußball zu spielen.“ Schließlich habe sich die Mannschaft unter dem Trainer Hannes Wolf gefestigt, „nachdem wir zuvor schon einige Durchhänger hatten.“ Am Sonntag gelte es nun, die gute Form zu bestätigen „und Berlin auf Abstand zu halten.“

Mit Ehefrau Laura und Tochter Milla hat es sich der Hundefreund Terodde inzwischen nahe Fellbach im Grünen eingerichtet – und bleibt trotz der jüngsten Trefferserie bescheiden. „Ich bin kein Spieler, der drei Gegenspieler aussteigen lässt und den Ball dann in den Winkel schießt“, kennt der Angreifer seine Qualitäten. Zu ihnen zählen eher ein starkes Strafraumspiel samt natürlichem Torriecher. „Daher bin ich auf gute Zuspiele der Kollegen angewiesen“, sagt Terodde, dem vor allem der Linksverteidiger Emiliano Insua einige gute Bälle auflegte.

Eine Doppelspitze mit Daniel Ginczek

Gemeinsam soll es am Saisonende mit dem VfB Stuttgart nach oben gehen. Mit bisher nur fünf Erstligaspielen beträte Terodde Neuland. „Ich habe den Anspruch, den Sprung in die erste Liga noch zu schaffen“, sagt der Angreifer, der mit 28 Jahren längst als etablierter Zweitliga-Knipser gilt, aber seine Erstligareife erst noch beweisen muss. Da ist der Kabinen-Nebensitzer und Sturmkollege Daniel Ginczek mindestens einen Schritt weiter. Schließlich war dieser auf dem Weg in die Nationalelf von Joachim Löw, ehe ihn ein Bandscheibenvorfall und der zweite Kreuzbandriss der Karriere ausbremsten. „Über seine Qualitäten müssen wir nicht sprechen“, sagt Simon Terodde, „wenn er hundertprozentig fit ist, steht er auf dem Feld.“ Gut möglich also, dass es beim VfB bald eine Doppelspitze gibt.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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