Interview mit Jürgen Machmeier vom SV Sandhausen

„Gegen Stuttgart hängt sich jeder voll rein“

Sandhausen ist der kleinste Standort in der zweiten Liga, deshalb wird der dortige SV auch als Dorfclub bezeichnet. Das Gegenbeispiel ist der VfB Stuttgart – ein Krösus. Was Jürgen Machmeier, Präsident des SV Sandhausen, über den VfB sagt.


In Stuttgart ist alles einige Nummern größer als in Sandhausen.

Sandhausen ist mit gerade mal 14.767 Einwohnern der kleinste Standort in der zweiten Liga. Deshalb wird der dortige SV in der Szene auch als Dorfclub bezeichnet. Das Gegenbeispiel ist der VfB Stuttgart – ein Krösus, der jetzt aber auch in der zweiten Liga spielt. Der Präsident des SV Sandhausen heißt Jürgen Machmeier. Wie nimmt er den VfB wahr?

Herr Machmeier, wie viele Dauerkarten hat der SV Sandhausen bisher schon verkauft?
Es sind ungefähr 2400 – und damit so viele wie im Vorjahr.

Und wie viele Mitglieder hat der Verein?
Knapp 1000, aber warum fragen Sie mich das eigentlich?

Um aufzuzeigen, dass zwischen dem SV Sandhausen und dem VfB Stuttgart wahre Welten liegen. So hat der VfB bereits mehr als 25 000 Dauerkarten verkauft und mehr als 47 000 Mitglieder.
Vor sechs oder sieben Jahren haben wir hier in Sandhausen noch vor 600 Zuschauern gespielt und vielleicht 20 Dauerkarten verkauft. Aber trotzdem glaube ich, dass eine andere Kennzahl aussagekräftiger ist, um die Unterschiede zwischen den beiden Clubs zu verdeutlichen.



Welche Kennzahl meinen Sie?
Den Sportetat. Bei uns beträgt er 6,3 Millionen Euro.

Das ist in der Tat dann kein Vergleich zum VfB, der es auf rund 25 Millionen Euro bringt.
Lassen Sie es mich einmal so sagen: Wenn wir in Sandhausen die gleichen Möglichkeiten wie der VfB hätten, würden wir nicht in der zweiten Liga spielen, sondern in der Champions League.

Im Jahr 2009 spielte auch der VfB noch in der Champions League. Was ist in Stuttgart seitdem schiefgelaufen?
Ich kann das zwar nur von außen betrachten, aber klar ist, dass Fehler gemacht worden sein müssen. Das ist jedoch wiederum nur menschlich, denn Menschen sind nun mal keine Maschinen.

Wie nehmen Sie den VfB als neues Mitglied der zweiten Liga wahr?
Der VfB ist da eine ganz große Hausnummer. Ich habe ihm den Abstieg nicht gewünscht, aber zusammen mit Hannover wertet er die zweite Liga gewaltig auf. Für uns ist es auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, in einem Pflichtspiel gegen eine solche Mannschaft antreten zu dürfen.

Dabei ist es jedoch nicht das erste Mal, dass die beiden Mannschaften in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen.
Sie sprechen vom 27. August 1995. Es war die erste Runde im DFB-Pokal. Ich stand damals in unserer Fankurve und weiß auch noch, wie die Partie ausgegangen ist. Wir haben die Sensation geschafft und gegen den VfB im Elfmeterschießen gewonnen.

War das Ihr bisher einziger Berührungspunkt mit dem VfB?
Vor einigen Jahren war ich mal bei einem Spiel gegen die Bayern in Stuttgart im Stadion. Sonst hatte ich mit dem Club noch nichts zu tun.

Welche Rolle trauen Sie dem VfB in der neuen Saison zu?
Zusammen mit Hannover ist er auf jeden Fall der Topfavorit für den Aufstieg, aber geschenkt wird dem VfB sicher nichts. Die zweite Liga ist vom Niveau her nicht schlecht. Das darf man nicht unterschätzen. Außerdem ist es für jeden Club ein großes Ziel, den VfB zu schlagen. Das ist für jeden Spieler ein absolutes Highlight in der Karriere. Da wird sich jeder voll reinhängen und an seine Grenzen gehen.

Der VfB muss sich also auf einiges gefasst machen?
In der zweiten Liga wird ein mehr vom Kampf geprägter Fußball gespielt als in der Bundesliga – und der VfB wäre nicht der Erste, der damit seine Probleme hat.

Wie wirken sich diese Probleme aus ?
Im vergangenen Jahr hat man das bei RB Leipzig gesehen. Dort haben sie anfangs gemeint, dass sie die Aufgaben alleine mit spielerischen Mitteln lösen können, aber das hat nicht funktioniert. Erst als sie sich im weiteren Verlauf umgestellt und auf die Spielweise der zweiten Liga eingelassen haben, ist es aufwärts gegangen. Hätte Leipzig nicht noch rechtzeitig reagiert, wäre der Verein heute nicht in der Bundesliga.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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