2. Liga

Diese Talente können künftig eine Rolle spielen

Der VfB Stuttgart hat sein Trainingslager in Grassau absolviert. Mit dabei waren einige vielversprechende Talente. Wir stellen sie vor und sagen, welches Entwicklungspotenzial sie in Zukunft haben und wie es um ihre Einsatzchancen steht.



Insgesamt 27 Spieler hatte Trainer Jos Luhukay im Trainingslager in Grassau am Chiemsee versammelt. Darunter gleich zwölf Talente. Benjamin Uphoff, Mart Ristl, Stephen Sama, Marvin Wanitzek und Boris Tashchy sind den meisten Anhängern des Clubs schon ein Begriff. Dazu kommen Stefan Peric, Thomas Hagn und Joel Sonora, die fester Bestandteil der U23 in der Regionalliga sind. Marco Stefandl, Jan Ferdinand, Berkay Özcan und Dijon Ramaj haben ihre ersten Gehversuche bei den Profis gemacht. Wie sie sich die Talente geschlagen haben, was der Trainer und der Sportvorstand über sie denken und welche Chancen sie in den kommenden Monaten haben, erklären wir.

Luhukay lobt, Schindelmeiser mahnt

Der neue Trainer ist grundsätzlich voll des Lobes über die Nachwuchsleute. Schon vor dem offiziellen Amtsantritt hat sich Luhukay mit den Nachwuchstrainern zusammengesetzt, Perspektiven ausgelotet und sich die Profile der Spieler genau angeschaut. Auf dieser Basis hat er entschieden, wer mit nach Grassau reisen durfte. Man hat die Youngster also nicht nur mitgenommen, um eine entsprechend große Trainingsgruppe zu gründen, sondern auch weil sie realistische Chancen auf einen Kaderplatz in der Zweitligamannschaft haben. „Alle haben sich sehr gut präsentiert. Sie waren willig, wissbegierig, haben hervorragend mitgezogen und sich insgesamt so präsentiert, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Luhukay, um sogleich auch einzuschränken: „Man merkt bei dem einen oder anderen natürlich schon, dass noch etwas fehlt für den nächsten Schritt.“

In diese Kerbe haut auch der neue Sportvorstand Jan Schindelmeiser. Grundsätzlich sei die Nachwuchssituation zwar auf einer ordentlichen Basis, aber es gebe auch noch Steigerungspotenzial. „Von außen betrachtet lief hier in Stuttgart in den letzten Jahren einiges nicht so, wie es hätte laufen können. Das hat einerseits mit der Qualität der Jungs zu tun, aber auch mit der Struktur in der Nachwuchsarbeit.“ Dieser wolle man sich in Zukunft verstärkt widmen.

Zu den Perspektiven der Talente hat er eine klare Position: „Man muss einfach sehen, dass einige davon aus der 3. Liga abgestiegen sind. Sie haben durchaus Potenzial, man darf aber auch keine Wunderdinge erwarten.“ Eine Chance bekommen trotzdem alle eingeräumt und mittelfristig wolle man dann „entscheiden, ob es bei dem einen oder anderen noch Sinn macht oder ob man gemeinsam nach einer anderen Lösung suchen muss.“ Denkbar ist auch, dass man die Talente verleiht, um sie reifen zu lassen. „Das halte ich für einen durchaus gangbaren Weg. Doch dann müssen wir auch den Kontakt zu den Jungs halten, sie in regelmäßigen Abständen bei ihren Clubs besuchen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie weiter Teil des VfB Stuttgart sind“, so Schindelmeiser.


Die Prognose der Nachwuchsspieler im Detail

Mehrere Wochen konnten sich die jungen Akteure nun im Training beweisen und dem Trainerteam zeigen, was in ihnen steckt. Einige werden den Sprung gleich schaffen, andere den Weg zurück in die U19 oder die U23 gehen. Wir haben uns die Spieler ebenfalls ganz genau angeschaut und prognostizieren, wohin die Reise für sie geht.

Tor: Benjamin Uphoff

Auf Uphoff hält man intern große Stücke. Er war erst ausgeliehen vom Club, wurde dann vor der abgelaufenen Saison fest verpflichtet. Seine Stärken sind das Linienspiel, auch im Dirigieren seiner Vorderleute hat er seine Qualitäten. Ein solider Torhüter mit Perspektive, der sich aktuell mit Jens Grahl einen offenen Kampf um die Nummer zwei liefert.

Prognose: Uphoff wird die Nummer drei im Tor, wird in der Regionalliga bei der U23 regelmäßig zum Einsatz kommen und bereit stehen, sollten sich Grahl oder Langerak verletzen. Einsatzchancen in der 2. Liga: 15 Prozent.

Abwehr: Stephen Sama

Sama kam von der U21 des FC Liverpool zum VfB Stuttgart. Er wurde zu einer verlässlichen Größe in der U23 in der 3. Liga, trainierte immer wieder bei den Profis mit. Sama ist lautstark, zweikampfstark und hat die körperlichen Voraussetzungen, die man für die 2. Liga benötigt. Eine echte Kante.

Prognose: Sama hat sich unter Luhukay zu einer festen Größe gemausert und komplettiert das Innenverteidiger-Quartett mit Timo Baumgartl, Marcin Kaminski und Toni Sunjic. Einsatzchancen in der 2. Liga: 90 Prozent.

Abwehr: Stefan Peric

Der österreichische U19-Nationalspieler kam vor der letzten Saison ablösefrei zum VfB, hat sich in der U23 als absolute Stammkraft etabliert und einen großen Entwicklungsschritt vollzogen. Peric ist gelernter Innenverteidiger, kann aber auch auf den Außenverteidigerpositionen eingesetzt werden.

Prognose: Peric bringt vieles mit um den Sprung zu den Profis zu schaffen, doch noch fehlt es ihm an Erfahrung und Abgeklärtheit. Auch das Passspiel muss er verbessern. Einsatzchancen in der 2. Liga: 15 Prozent.

Abwehr: Thomas Hagn

Hagn kann es innen wie außen in der Verteidigung. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler ist ein solider Zweikämpfer mit einer ordentlichen Grundschnelligkeit. Sein Aufbauspiel und die Ruhe am Ball sind Schwachpunkte, an denen es zu arbeiten gilt.

Prognose: Hagn dürfte es sehr schwer haben, überhaupt in den Kader von Jos Luhukay zu kommen und wird daher weiter in der U23 in der Regionalliga Südwest auflaufen. Einsatzchancen in der 2. Liga: 5 Prozent.

Mittelfeld: Mart Ristl

Ristls großer Vorteil ist seine Vielseitigkeit. Er kann außen oder innen verteidigen, seine Idealposition ist jedoch in der defensiven Mittelfeldzentrale. Der Blondschopf ist ein guter Zweikämpfer, hat die notwendige Übersicht und ein zielgenaues Aufbauspiel. In Grassau zeigte er in den Einheiten, dass er für den nächsten Schritt bereit ist.

Prognose: Ristl dürfte es schwer haben, an der Zentrumsachse aus Gentner und Grgic vorbeizukommen. Jedoch bringt er alles mit um bereit zu sein, wenn seine Chance kommt. Einsatzchancen in der 2. Liga: 75 Prozent.

Mittelfeld: Marvin Wanitzek

Der Edeltechniker mit dem feinen Fuß kann im Mittelfeld alle offensiven Positionen bekleiden und ist einer der besten Freistoßschützen im Kader. Jedoch wirkt er oftmals noch zu verspielt, trifft selten die einfachen Entscheidungen. Daran wird er arbeiten müssen, wenn es noch klappen sollte mit dem endgültigen Sprung nach oben.

Prognose: Wanitzek dürfte es unter Luhukay schwer haben. Zwar ist er für das Spiel mit viel Ballbesitz prädestiniert und nach seiner Verletzung wieder topfit, aber es fehlt oft der letzte Tick. Einsatzchancen in der 2. Liga: 30 Prozent.

Mittelfeld: Joel Sonora

Wie Wanitzek ist der junge Argentinier mit einer hervorragenden Technik und gutem Passspiel ausgestattet und immer in der Lage, mit seinem Auge und dem Spielverständnis einen Pass aus dem Fußgelenk zu schütteln, der eine Abwehr sezieren kann. Doch es fehlt ihm an Robustheit und Kaltschnäuzigkeit.

Prognose: Sonora merkt man seine Jugend noch sehr an. Ein erfahrener Zweitligaprofi steckt so einen Youngster mit links in die Tasche. Der Argentinier wird weiter in der U23 reifen und muss körperlich zulegen. Einsatzchancen in der 2. Liga: 5 Prozent.

Mittelfeld: Berkay Özcan

Wenn es unter den Youngstern einen „Gewinner der Vorbereitung“ gibt, dann Özcan. Furchtlos im Zweikampf, körperlich ungemein robust, gutes Auge, überlegte Spieleröffnung, Schnelligkeit und Torriecher – der 18 Jahre alte ehemalige U19-Kapitän hat eine ungemeine Präsenz auf dem Platz und ist ein Mittelfeldspieler modernster Prägung.

Prognose: Ein Jahr Regionalliga mit viel Spielzeit würde ihm sicherlich gut tun, um weiter zu reifen. Doch Luhukay ist bekannt dafür, den einen oder anderen Nachwuchsmann ins kalte Wasser zu werfen. Özcan würde nicht untergehen. Einsatzchancen in der 2. Liga: 60 Prozent.

Mittelfeld/Angriff: Marco Stefandl

Stefandl kam vom FC Bayern München zum VfB Stuttgart und könnte sich als echter Volltreffer erweisen. Er kann im Mittelfeld auf den Außenpositionen und auch im Sturm eingesetzt werden und zeigte im Trainingslager vielversprechende Ansätze. Auffällig: Stefandl traut sich Eins-gegen-Eins-Situationen nicht nur zu, er versteht sie auch aufzulösen.

Prognose: Stefandl wird in der U23 Spielpraxis sammeln und sich im Profi-Training immer wieder beweisen dürfen. Wenn er an seinem Schnelligkeitsproblem arbeitet, dürfte ab und an auch ein Kurzeinsatz in der Liga drin sein. Einsatzchancen in der 2. Liga: 40 Prozent.

Mittelfeld/Angriff: Dijon Ramaj

Das Nesthäkchen im Trainingslager, Jahrgang 1998. Unerschrocken behauptete er sich in den Duellen mit den Abwehrrecken, seine Schnelligkeit und das Gefühl für den freien Raum eröffneten ihm immer wieder Möglichkeiten. Zudem hat der gewitzte Offensivspieler etwas, das man nicht erlernen oder trainieren kann: Torinstinkt.

Prognose: Ramaj ist noch nicht so weit, zeigt aber vielversprechende Ansätze. Er dürfte weiterhin in der U19 zum Einsatz kommen und ab und an erste Gehversuche in der U23 unternehmen. Einsatzchancen in der 2. Liga: 5 Prozent.

Angriff: Boris Tashchy

Boris Tashchy kann schon auf einige Einsätze in der Bundesliga zurückblicken. Der variable Angreifer ist ein Arbeiter, der sich für keinen Weg zu schade ist und enorm mannschaftsdienlich spielt. Zudem hat er eine gute Technik und körperlich alle Voraussetzungen, um gegen die Abwehrreihen in der 2. Liga zu punkten.

Prognose: Zu Tashchys bisherigen Kurzeinsätzen dürften einige Einsätze von Beginn an dazu kommen, insbesondere wenn Luhukay ein 4-4-2 als Grundformation wählt. Der Ukrainer muss jedoch an seiner Torgefährlichkeit arbeiten. Einsatzchancen in der 2. Liga: 90 Prozent.

Angriff: Jan Ferdinand

Für sein Alter ist Ferdinand schon extrem weit. Eine echter Sturmtank, der seine bullige Statur gut für sich zu nutzen weiß. Durfte sich in den letzten eineinhalb Tagen in Grassau zeigen, war sehr treffsicher in den Trainingsspielen und krönte seinen Kurzauftritt mit einem Tor gegen den FC Brünn.

Prognose: Ferdinand jetzt schon zu befördern würde zu früh kommen. Er kam erst vor einem Jahr von der unterklassigen TSG Balingen zum VfB und wird vorerst in der Regionalliga Erfahrungen sammeln. Einsatzchancen in der 2. Liga: 5 Prozent.

Nicht bewertet wurde Mittelfeldmotor Max Besuschkow. Aufgrund seiner Teilnahme an der U19-Europameisterschaft konnte er sich in Grassau nicht zeigen. Nichtsdestotrotz ist Besuschkow fester Bestandteil des Profikaders. Gut möglich ist aber auch, dass er wie schon letzte Saison vornehmlich in der U23 zum Einsatz kommen wird.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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