DFB-Pokal

"Den Pokal nach Stuttgart holen"



Das große Doppelinterview mit Vorstand Sport Fredi Bobic und Cheftrainer Bruno Labbadia zum Abschluss der 50. Bundesliga-Saison.

Herr Bobic, Herr Labbadia, die Bundesliga Jubiläums-Saison ist nun zu Ende. Was behalten Sie aus dieser Spielzeit in Erinnerung?

Fredi Bobic: "Vor allem, dass diese Jubiläums-Saison mit dem FC Bayern einen absolut würdigen Meister hat, der es geschafft hat, fast alle Rekorde, die es bis dahin in der Bundesliga gab, zu brechen. Eine sicher einzigartige und herausragende Saison für die Geschichtsbücher."

Bruno Labbadia: "Sie sind mit 25 Punkten(!) Vorsprung Deutscher Meister geworden. Das muss man sich mal vorstellen. Dahinter haben nur noch Dortmund und Leverkusen etwas Schritt halten können. Aber schauen Sie sich dann mal die folgenden Platzierungen in der Tabelle an. 9 Mannschaften liegen dort innerhalb von nur 12 Punkten. Das zeigt wie ausgeglichen die Liga mittlerweile ist. Mit zwei oder drei Siegen kannst Du dich nach oben spülen, der umgekehrte Fall ist aber auch jederzeit möglich."

Wie fällt Ihr Fazit für den VfB aus?

Fredi Bobic: "Diese Spielzeit muss man aus meiner Sicht differenziert bewerten. In den Pokalwettbewerben ist die Bilanz richtig gut. Wir waren die einzige deutsche Mannschaft im Achtelfinale der Europa League und stehen im DFB-Pokalfinale. Mit unserer Saison in der Bundesliga sind wir aber absolut nicht zufrieden. Es wäre mit etwas mehr Konstanz deutlich mehr drin gewesen. Das wollen und werden wir verbessern."

Bruno Labbadia: "Ganz klar, mit unserer Bundesliga-Saison sind wir nicht zufrieden. Wir haben leider nicht an die tolle Rückrunde der vergangenen Spielzeit anknüpfen können. Vor allem was das Spielerische angeht.“

Es wird Ihnen auch immer wieder vorgehalten, dass sich die Mannschaft in der Saison nicht weiter entwickelt hätte und viel zu wenig auf die Jungen gesetzt wird. Es melden sich dazu auch immer wieder Experten, auch ehemalige VfB Spieler, die dann gerne in den Medien zitiert werden.

Bruno Labbadia: "Das nimmt mittlerweile ja fast schon skurrile Züge an. Da dürfen teilweise drittklassige Spielerberater irgendeinen Unsinn erzählen. Man kann den Journalisten da keinen Vorwurf machen. Solange sie immer wieder jemanden finden, der bereit ist, entsprechende Dinge zu platzieren, werden sie auch darüber berichten. Ich finde es nur schade, dass sich heutzutage jeder zu allem äußern muss, auch, wenn er gar nicht im Thema ist. Aber das ist ein Stück weit auch die Entwicklung unserer Gesellschaft."
Fredi Bobic: "Mit solchen Dingen ist es doch wie im 'richtigen' Leben. Hat sich erst einmal eine Meinung festgesetzt, dann plappert man die auch gerne weiter. Wenn sich dann mal die Gelegenheit ergibt, sich mit demjenigen über ein Thema zu unterhalten, dann geht man meistens raus mit dem Fazit, dass das ja so nun gar stimmt was da alles erzählt wird. Aber das ist Teil des Geschäfts. Aber noch eins dazu: Schauen sie sich doch die Fakten an! Raphael Holzhauser hat mit seinen nun 20 Jahren in dieser Saison 30 Pflichtspiele, Antonio Rüdiger im selben Alter 23 Pflichtspiele absolviert. Wie viele andere Bundesligisten können eine solche Bilanz vorweisen?"

Wie soll denn der Kader des VfB in der kommenden Spielzeit aussehen? Sie waren schon früh aktiv und haben mit Thorsten Kirschbaum, Sercan Sararer, Marco Rojas, Daniel Schwaab und Konstantin Rausch schon fünf Neuzugänge ablösefrei zum VfB lotsen können.

Fredi Bobic: "Das stimmt, wir waren früh dran in diesem Jahr. Bruno und ich haben in die Gespräche mit diesen Neuzugängen viel Zeit und Herzblut investiert, weil wir von ihnen absolut überzeugt sind. Wir wollten diese Spieler unbedingt und haben prominente Mitbewerber ausstechen können. Aber das wird noch nicht das Ende sein. Bis zum Ende der Transferperiode am 31. August kann und wird sicher noch einiges passieren. Aber das ist normal."

Bruno Labbadia: "Wenn Sie sich die Spieler anschauen, dann sehen Sie wohin wir wollen. Mit Ausnahme von Marco Rojas allesamt junge deutsche bzw. in Deutschland groß gewordene Spieler, die sich weiterentwickeln wollen, die für eine Art Fußball stehen und die, wie zum Beispiel Schwaab und Rausch, bereits Erfahrungen haben mit der Bundesliga und auch international. Wir wollen eine junge hungrige Mannschaft, die aktiv Fußball spielt und gierig ist auf Erfolg."

Auch, wenn die Bundesliga nun bis zum nächsten August pausiert, es steht mit dem DFB-Pokalfinale am 1. Juni ja noch ein Highlight für den VfB an. Was steht bis dahin an?

Bruno Labbadia: "Die Mannschaft hat jetzt erst einmal drei Tage frei, um auch mal ein bisschen Abstand vom Fußball zu bekommen. Aber jeder Spieler hat einen individuellen Trainingsplan bekommen. Dann werden wir uns ab Mittwoch zehn Tage gezielt auf dieses Highlight vorbereiten. Ich kann nur sagen, meine Vorfreude auf dieses Spiel ist riesig. Das ist ein Tag, den man als Fußballer nicht vergessen wird."

Fredi Bobic: "Das kann ich nur bestätigen. Die Erinnerungen zum Beispiel an unseren Pokalsieg 1997 sind bei immer noch auf Knopfdruck präsent. Das ist und bleibt unvergessen. Und deshalb fahren wir auch nach Berlin, um das Ding wieder nach Stuttgart zu holen."

Und dann würden Sie sich den Pokal wieder schnappen und ihn über Nacht mit auf Ihr Zimmer nehmen so wie damals?

Fredi Bobic: "Klares Nein! Wenn wir den Pokal holen, dann gehört die ganze Nacht der Mannschaft!"

Quelle: vfb.de


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